Anlässlich der Anschlagsserie auf Moscheen in Deutschland, gab der Koordinationsrat der Muslime (KRM) heute eine Bundespressekonferenz. Der KRM zeigte sich entsetzt über die fehlende Solidarität von politisch-öffentlicher Seite.
Nach den jüngsten Anschlägen auf Moscheen in Deutschland haben Vertreter islamischer Religionsgemeinschaften ihren Zusammenhalt bekräftigt. Im Namen des Koordinationsrates der Muslime (KRM) bemängelten der Islamrat, der Zentralrat der Muslime und die DITIB die mangelnde Solidarität der Politik und Gesellschaft. Muslime fühlten sich nicht gehört und hätten das Gefühl, dass ihnen gar eine Teilschuld an Übergriffen und Anschlägen gegeben werde, beklagte der DITIB-Vertreter und KRM-Sprecher Zekeriya Altuğ am Donnerstag in Berlin.
Die Sicherheitsbehörden unternähmen zu wenig, dabei stünden Muslime seit Jahrzehnten unter rechtsextremer Bedrohung, sagte Altuğ. Seit Jahresbeginn habe es bereits 27 Übergriffe auf Moscheen gegeben, im vergangenen Jahr seien rund 950 Straftaten gegen Muslime und muslimische Einrichtungen registriert worden. Die Dunkelziffer sei mutmaßlich höher.
Altuğ bekräftigte mehrfach, dass es sich um terroristische Angriffe auf „deutsche Moscheen“ und nicht um einen türkisch-kurdischen Konflikt handele. „Wir lassen als Muslime keinen Keil zwischen uns treiben“, so Altuğ. „Hass und Terror ist und bleibt abzulehnen, von welcher Seite er kommt, darf keine Rolle spielen.“ Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) habe nie zu Gewalt aufgerufen und wolle keine Konflikte aus dem Ausland nach Deutschland tragen.
Es sei fatal zu behaupten, dass diese Anschläge innerislamische Konflikte seien, ergänzte auch der Vorsitzende des Islamrats, Burhan Kesici. Die Aufklärungsrate der Übergriffe sei enttäuschend niedrig. Muslime bekämen das Gefühl, dass sie der Politik egal seien, was jahrelange Bemühungen zunichte mache. Die Moscheen verstärkten bereits aus eigener Initiative heraus ihre Sicherheitsvorkehrungen.
Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, erklärte, das Kalkül der Extremisten sei, Minderheiten weiter zu schwächen und sie in die eigenen Reihen zu ziehen. Dies habe nichts mit einem türkisch-kurdischen Konflikt auf deutschem Boden zu tun. „Wenn Moscheen brennen, dann brennt in erster Linie unser Land.“ Er wünsche sich mehr öffentliche Solidaritätsbekundungen. Der ZMD hatte nach Morddrohungen seine Geschäftsstelle in Köln geschlossen. Am Mittwochmorgen sei bei der Geschäftsstelle ein anonymer Brief mit einer Morddrohung eingegangen.
In der Nacht zum Sonntag waren Brandsätze in eine Moschee in Berlin-Reinickendorf und gegen ein Gebäude des türkisch-deutschen Freundschaftsvereins im nordrhein-westfälischen Meschede geworfen worden. Am frühen Freitagmorgen war eine Moschee in Lauffen Ziel eines Brandanschlags geworden.
Die religionspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Christine Buchholz, besuchte am Donnerstag in Berlin die ausgebrannte Moschee und überreichte ein Solidaritätsschreiben. „Ein Anschlag auf ein religiöses Gebäude – ob Moschee, Synagoge oder Kirche – ist ein Anschlag auf die Religionsfreiheit und damit auf Freiheit und Demokratie“, so Buchholz.
In einer veröffentlichten Pressemitteilung betonte der KRM zudem die gemeinschaftliche Ablehnung der Gewalt. „Hass und Terror ist und bleibt abzulehnen. Von welcher Seite er kommt und gegen wen er sich auch richtet, darf keine Rolle spielen. Was wir mit Blick auf unsere Moscheen erleben ist Terror. Ein Terror, der nicht nur Muslime bedroht, sondern unsere Gesellschaft als Ganzes.“ (KNA, iQ)