Moscheeanschläge

KRM bemängelt fehlende Solidarität nach Anschlägen

Anlässlich der Anschlagsserie auf Moscheen in Deutschland, gab der Koordinationsrat der Muslime (KRM) heute eine Bundespressekonferenz. Der KRM zeigte sich entsetzt über die fehlende Solidarität von politisch-öffentlicher Seite.

15
03
2018
Der KRM - Vorstand: Burhan Kesici, Zekeriya Altug und Aiman Mazyek. (v.l.n.r.)
Der KRM - Vorstand: Burhan Kesici, Zekeriya Altuğ und Aiman Mazyek. (v.l.n.r.) © AA

Nach den jüngsten Anschlägen auf Moscheen in Deutschland haben Vertreter islamischer Religionsgemeinschaften ihren Zusammenhalt bekräftigt. Im Namen des Koordinationsrates der Muslime (KRM) bemängelten der Islamrat, der Zentralrat der Muslime und die DITIB die mangelnde Solidarität der Politik und Gesellschaft. Muslime fühlten sich nicht gehört und hätten das Gefühl, dass ihnen gar eine Teilschuld an Übergriffen und Anschlägen gegeben werde, beklagte der DITIB-Vertreter und KRM-Sprecher Zekeriya Altuğ am Donnerstag in Berlin.

Die Sicherheitsbehörden unternähmen zu wenig, dabei stünden Muslime seit Jahrzehnten unter rechtsextremer Bedrohung, sagte Altuğ. Seit Jahresbeginn habe es bereits 27 Übergriffe auf Moscheen gegeben, im vergangenen Jahr seien rund 950 Straftaten gegen Muslime und muslimische Einrichtungen registriert worden. Die Dunkelziffer sei mutmaßlich höher.

Altuğ bekräftigte mehrfach, dass es sich um terroristische Angriffe auf „deutsche Moscheen“ und nicht um einen türkisch-kurdischen Konflikt handele. „Wir lassen als Muslime keinen Keil zwischen uns treiben“, so Altuğ. „Hass und Terror ist und bleibt abzulehnen, von welcher Seite er kommt, darf keine Rolle spielen.“ Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) habe nie zu Gewalt aufgerufen und wolle keine Konflikte aus dem Ausland nach Deutschland tragen.

Mehr Solidarität nötig

Es sei fatal zu behaupten, dass diese Anschläge innerislamische Konflikte seien, ergänzte auch der Vorsitzende des Islamrats, Burhan Kesici. Die Aufklärungsrate der Übergriffe sei enttäuschend niedrig. Muslime bekämen das Gefühl, dass sie der Politik egal seien, was jahrelange Bemühungen zunichte mache. Die Moscheen verstärkten bereits aus eigener Initiative heraus ihre Sicherheitsvorkehrungen.

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, erklärte, das Kalkül der Extremisten sei, Minderheiten weiter zu schwächen und sie in die eigenen Reihen zu ziehen. Dies habe nichts mit einem türkisch-kurdischen Konflikt auf deutschem Boden zu tun. „Wenn Moscheen brennen, dann brennt in erster Linie unser Land.“ Er wünsche sich mehr öffentliche Solidaritätsbekundungen. Der ZMD hatte nach Morddrohungen seine Geschäftsstelle in Köln geschlossen. Am Mittwochmorgen sei bei der Geschäftsstelle ein anonymer Brief mit einer Morddrohung eingegangen.

Täglich Moscheeangriffe 

In der Nacht zum Sonntag waren Brandsätze in eine Moschee in Berlin-Reinickendorf und gegen ein Gebäude des türkisch-deutschen Freundschaftsvereins im nordrhein-westfälischen Meschede geworfen worden. Am frühen Freitagmorgen war eine Moschee in Lauffen Ziel eines Brandanschlags geworden. 

Die religionspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Christine Buchholz, besuchte am Donnerstag in Berlin die ausgebrannte Moschee und überreichte ein Solidaritätsschreiben. „Ein Anschlag auf ein religiöses Gebäude – ob Moschee, Synagoge oder Kirche – ist ein Anschlag auf die Religionsfreiheit und damit auf Freiheit und Demokratie“, so Buchholz.

In einer veröffentlichten Pressemitteilung betonte der KRM zudem die gemeinschaftliche Ablehnung der Gewalt. „Hass und Terror ist und bleibt abzulehnen. Von welcher Seite er kommt und gegen wen er sich auch richtet, darf keine Rolle spielen. Was wir mit Blick auf unsere Moscheen erleben ist Terror. Ein Terror, der nicht nur Muslime bedroht, sondern unsere Gesellschaft als Ganzes.“ (KNA, iQ)

 

 

 

Leserkommentare

Manuel sagt:
Wo ist die Solidarität mit den von Erdogan ermorderten Kurden?
15.03.18
19:12
Bernard Adoro sagt:
Frage: Wieviel Tote Musels gab es schon bei Angriffen auf Moscheen? Wieviel tote Frauen von den Menschen "die schon länger hier leben" gab es im gleichen Zeitraum? Hört man da etwas von Solidarität von DITIB oder sonstwelchen Vereinen? Nein .... hört man nicht.... und warum gibt es hier in dem großen Gebiet wo wir leben keine Angriffe auf Moscheen - es gab hier keinen einzigen...also wo gibt es die täglichen Moscheenangriffe? Wo? Jedenfallsnicht bei uns!
15.03.18
20:47
Dilaver Çelik sagt:
Danke lieber KRM. In Deutschland werden Moscheen angegriffen, und die Herren von der Politik sind vielmehr damit beschäftigt, wie sie gegen Moscheen hetzen und gegen sie eins auswischen können. Kein Wunder, dass dies die Terrorsympathisanten dazu ermutigt, Moscheen anzugreifen.
15.03.18
21:43
Johannes Disch sagt:
Der KMR liegt völlig richtig. Die Reaktionen der Bundespolitik auf die Anschläge der vergangenen Tage und Wochen sind ungenügend und enttäuschend. Derweil wird das Recht immer restriktiver und verfassungsrechtlich bedenklich ausgelegt. In Bayern kann man nun schon ins Visier der Behörden geraten, wenn man das Symbol der (nicht verbotenen) kurdischen Organisation YPG zeigt. Und das Demonstrationsrecht wird in Bayern inzwischen so ausgelegt, dass man Kurden so ziemlich jede Aktivität mit Hinweis auf die Sicherheitslage und den Terrorismus untersagen kann. Sogar das in kürze anstehende höchste kurdische Fest "Newroz" steht auf dem Prüfstand. Diesmal hat Thilo Sarrazin wirklich recht: Deutschland schafft sich ab! Es beschneidet seine Freiheit aus einer panischen Angst vor Terrorismus und "Islamisierung."
16.03.18
8:31
Johannes Disch sagt:
@Bernard Adoro (Ihr Post vom 15.03.18, 20:47) Was Anschläge von Islamisten in Deutschland betrifft: Natürlich hört man da Solidarität von islamischer Seite. Alle großen Verbände waren dabei bei der Kundgebung für die Opfer des Attentats am Berliner Neumarkt. Und nicht da. Auch bei anderen Veranstaltungen. Und alle islamischen Verbände und deren Repräsentanten verurteilen immer wieder klar und deutlich den islamistischen Terror. Aber wer-- wie Sie-- Dinge nur selektiv wahrnimmt, der kann und will das natürlich auch nicht sehen.
16.03.18
11:05
Johannes Disch sagt:
@-- "Der Islam gehört nicht zu Deutschland." (Der neue Innenminister Horst Seehofer) Das ist ein Slogan aus dem Wahlkampf der AfD-- und den übernimmt der neue Innenminister, und das ausgerechnet in Zeiten, wo fast täglich islamische Einrichtungen brennen. Gott sei Dank hat ihm BK Angela Merkel heute ausdrücklich widersprochen: "Der Islam gehört zu Deutschland." ´(Angela Merkel) Bravo, "Angie."
16.03.18
20:28
Johannes Disch sagt:
@Bernard Adoro (zum Glück nicht "Adorno").(Ihr Post vom 15.03.18, 20:47) - "Wie viele tote Musels ...." (Bernard Adoro) Wie bitte? "Musels?" Das ist ein herabsetzender Begriff für Muslime. Und er ist im rechtsextremen Milieu geläufig, vor allem bei Seiten wie "PoliticallyIncorrect." Die Vokabel ist also sehr verräterisch.
16.03.18
23:52
Frederic Voss sagt:
Vielleicht hat all das auch damit zu tun, daß die islamischen Religionsideologien in Europa mehr Unfrieden und Konflikte stiften und fördern als viele wahrhaben wollen. Das permanent politische Agitieren vieler islamischer Vereinigungen, Gruppen & Verbände mit ihren ständigen Veränderungswünschen der Gesellschaft schreckt viele Menschen ab.
17.03.18
9:20
grege sagt:
Die Straftaten müssen natürlich aufgeklärt werden. Dass die emotionale Anteile aus Sicht der Islamverbände zu wünschen übrig lässt, ist zum Teile auch auf deren Verschulden zurückzuführen. Im Umgang mit dem islamischen Exremismus haben die Islamverbände bisher auch wenig Solidarität gezeigt mit den Sorgen und Ängsten der nichtmuslimischen Bevölkerung.
18.03.18
7:07
grege sagt:
Wenn Verbrechen gegen AFD Politiker begangen werden, trete ich auch für eine schonungslose Aufklärung gemäß unseren Gesetzen ein. Im Vergleich zu anderen Fällen würde sich die Anteilnahme für die Opfer aber eher in Grenzen halten. Bei Anschlägen auf Vertreter der 4 führenden Islamverbände, die mit Extremisten flirten und Hassprediger in ihren Moscheen auftreten lassen, verhält es sich ähnlich.
24.03.18
11:14