Deutschland

Studie: Akzeptanz des Islams sinkt

Laut einer aktuellen Studie habe die Akzeptanz des Islams in Deutschland stark abgenommen. Nur noch 37 Prozent der Deutschen seien der Auffassung, dass der Islam zu Deutschland gehöre.

15
03
2018
Anti-Rassismus-Wochen - Staatsvertrag Rheinland-Pfalz - was bedeutet kurban?
Sybolbild: Hilal - Kuppel © Edward Musik / CC 2.0 / flickr

Die Akzeptanz des Islams in Deutschland hat im Zuge der Flüchtlingsbewegung laut einer Studie deutlich abgenommen. Nach der am Mittwoch in Düsseldorf vorgestellten Forsa-Befragung „Integrationserfahrungen im Ruhrgebiet“ sind nur noch 37 Prozent der Bundesbürger der Auffassung, dass der Islam zu Deutschland gehört. Zwei Jahre zuvor waren noch 47 Prozent aller Deutschen dieser Meinung.

Allerdings ist die Akzeptanz des Islam im Ruhrgebiet laut Forsa mit 50 Prozent deutlich höher als im übrigen Bundesgebiet. Vor der Flüchtlingskrise im Jahr 2015 hatten in der Region zwischen Duisburg und Dortmund sogar 60 Prozent erklärt, dass für sie die islamische Religion inzwischen zu Deutschland gehört.

Für die sinkende Akzeptanz des Islam machte der Präsident der Bonner Akademie für Forschung und Lehre praktischer Politik (BAPP), Bodo Hombach, „undurchsichtige Moscheestrukturen“, mangelnde Trennschärfe zwischen Asyl und Einwanderung sowie die massenhaften Übergriffe in der Kölner Silvesternacht 2015 verantwortlich. Gleichzeitig gebe es aber nach wie vor eine große Bereitschaft für „hilfreiches bürgerschaftliches Engagement“. Zahlreiche Gruppen warteten bei der Integration der Flüchtlinge nicht auf die Politik, sondern packten an. Dabei spielten die Kirchen eine „wichtige Rolle“, so Hombach.

Das BAPP hat die 130-seitige Studie zu „Integrationserfahrungen im Ruhrgebiet“ in den vergangenen zwei Jahren erstellt. Ein Ergebnis laute, dass die ältere Generation der Einwanderer durch Arbeit und Einkommen „integriert und angekommen“ sei, erklärte Hombach. Dennoch sehen laut Forsa 80 Prozent der Bundesbürger die Notwendigkeit für mehr Integrationsangebote.

Merkel beliebter als Erdoğan

Während die türkischen Migranten der ersten Einwandergenerationen der BAPP-Studie zufolge erklärten, dass für ihr Leben Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wichtiger sei als Recep Tayyip Erdoğan, identifizierten sich die jüngeren Deutsch-Türken mehrheitlich mit dem türkischen Staatspräsidenten. Im Leben der jüngeren Migranten spielten das türkische Staatsfernsehen und türkische Printmedien eine wichtige Rolle, so Hombach. Dadurch verfestige sich die „Meinungsblase eines Teils der türkischen Bevölkerung“ in NRW. (KNA, iQ)

Leserkommentare

Ute Fabel sagt:
Dass nur noch 37 Prozent der Bundesbürger der Auffassung sind, dass der Islam zu Deutschland gehört, während zwei Jahre zuvor waren noch 47 Prozent aller Deutschen dieser Meinung waren, halte ich grundsätzlich für positiv. Es ist gut, wenn Religionen oder auch nicht religiöse Weltanschauungen immer kritischer beäugt werden. Für die eigene Imagepflege ist jede Gesinnungsgemeinschaft selbst verantwortlich. Dafür ist nicht der Staat zuständig. In dem Artikel wird auch klar ausgeführt, dass der schlechtere Ruf des Islams durchaus hausgemacht durch "undurchsichtige Moscheenstrukturen" herbeigeführt wurden. Wenn innerhalb der nächsten zwei Jahre noch weitere 10 % den Islam negativer sähen, würde mich das genauso freuen, wie wenn die Wertschätzung der AfD um diesen Prozentsatz sinkt.
15.03.18
14:22
Bernard Adoro sagt:
Es ist interessant, wie diese Seite zu den E-Mail-Adressen kommt.... das habe ich geahnt/befürchtet... und daher sehe ich mich gezwungen, mich von dieser Diskussion zu verabschieden...aus meinem Bekanntenkreis (Syrer) wurde schon einmal jemand bedroht, weil er sich Rat bei einem christlichen Pfarrer geholt hat.... das soll mir nicht auch passieren! Tschüß!
15.03.18
20:50
Johannes Disch sagt:
Na ja, Horst Seehofer-- kaum im Amt-- arbeitet als neuer Innenminister ja schon fleißig an der weiteren Polarisierung der "Debatte." -- "Der Islam gehört nicht zu Deutschland" lässt er heute in großen Lettern auf der Titelseite der "BILD" verkünden. Der Satz könnte auch von der AfD sein. Seehofer müsste als Innenminister ganz Deutschland im Blick haben. Er denkt aber offenbar nur an de nächste bayerische Landtagswahl. Ein unverantwortliches Interview des neuen Innenministers! Und wohl ein Vorgeschmack darauf, was uns in den kommenden Jahren erwartet. Die Debatte verroht immer mehr. -- Originalton Seehofer: "Muslime gehören selbstverständlich zu Deutschland. Aber das bedeutet nicht, dass wir deshalb aus falscher Rücksichtnahme unsere landestypischen Gebräuche und Traditionen aufgeben." Als ob das jemand verlangen würde! Seehofer verwahrt sich gegen etwas, was niemand fordert! Oder hat der ZMD etwa gefordert, dass wir künftig nicht mehr Weihnachten und Ostern feiern?? Dazu kommt wieder das Gefasel vom angeblich "christlich-jüdischen Abendland." -- "Wir haben eine jahrhundertelange Tradition, die auf christlich-jüdischen Wurzeln fußt." (Seehofer) Das ist zwar nicht ganz falsch. Aber dennoch dürften sich manchen Juden die Haare sträuben, angesichts der Tatsache, dass mit dem jüdischen Erbe im ach so christlichen Abendland nicht immer rücksichtsvoll umgegangen wurde. Um es nett zu formulieren. Da fordert der CSU-Generalsekretär Alex Dobrindt kürzlich doch tatsächlich eine "konservative Revolution", obwohl er als studierter Soziologe eigentlich wissen müsste, was dieser Begriff tatsächlich bedeutet. Für alle, die es nicht wissen sollten: "Konservative Revolution" war der Slogan völkisch-nationaler Verbände im Kaiserreich und in der Weimarer Republik (bsp. "Alldeutscher Verband"), die den Nazis ideologisch den Boden bereiteten. Was Dobrindt und nun Seehofer betreiben, das kann man nicht anders bezeichnen als intellektuelle Verwahrlosung.
16.03.18
9:00
Johannes Disch sagt:
@Ute Fabel (Ihr Post vom 15.03.18, 15:22) Wie die Einstellung der Menschen zu einer Sache-- hier: Dem Islam-- ist, das ist sekundär. Der Islam genießt Religionsfreiheit nach Art. 4 GG. Grundrechte sind nicht von Stimmungen abhängig. Es geht nicht um eine kritische Einstellung zur Religion. Was viele Leute inzwischen heben, das ist eine verzerrte feindselige Haltung zum Islam und zu Muslimen. Und dafür ist der Staat sehr wohl mit verantwortlich. Er hat dafür zu sorgen, dass sich alle Kollektive und Menschen, die hier bei uns leben und sich anständig verhalten, zugehörig fühlen. Und er hat dafür zu sorgen, dass politische Debatten sachlich und differenziert geführt werden. Der Innenminister Seehofer jedoch tut- ´kaum im Amt- das Gegenteil mit seinem unseligen Interview heute in der "BILD" (´"Der Islam gehört nicht zu Deutschland.´"). Er versucht, die AfD rechts zu überholen.
16.03.18
10:09
Ute Fabel sagt:
Es war ein Fehler des früheren deutschen Bundespräsidenten Köhler zu sagen, der Islam gehöre zu Deutschland gehöre. Das ist so unpassend, als würde ein Spitzenpolitiker sagen die AfD, die Linkspartei, die Zeugen Jehovas oder die Scientology-Kirche gehören zu Deutschland. Repräsentanten des Staats haben keine Gütesiegel für bestimmte Gesinnungsgemeinschaften zu erteilen. Ich teile allerdings die Einschätzung von Herrn Seehofer nicht, dass das heutige Deutschland primär christlich geprägt ist. Das christliche Abendland mit alleinigem Wahrheitsanspruch gab es in Europa vom 4. Jahrhundert bis zur Renaissance. Demokratie, Sozialstaat, rechtliche Gleichstellung von Mann und Frau, Religions- und Meinungsfreiheit haben nicht die christlichen Kirchen erkämpft. Vor allem die Ideen der Aufklärung und die Emanzipation von religiösen Dogmen prägen das Deutschland von heute.
16.03.18
12:06
Prinzessin Rosa sagt:
Da gebe ich Ihnen Recht Herr Disch.
16.03.18
13:17
Manuel sagt:
@Johannes Disch: Die Menschen in Europa sehen was in den islamischen Ländern abgeht und das spüren wir durch den Einfluss der Islamverbände, die genau von diesen Ländern finanziert werden eben auch, also kein Wunder das nicht alle in Jubel ausbrechen, wenn es um den Islam geht.
16.03.18
19:25
Johannes Disch sagt:
@"Der Islam gehört zu Deutschland" (BK Angela Merkel heute in einer Pressekonferenz) Gott sei Dank hat sie umgehend Stellung bezogen gegen ihren neuen "Heimatminister´." Bravo, "Angie."
16.03.18
20:30
grege sagt:
Originalton Seehofer: "Muslime gehören selbstverständlich zu Deutschland. Aber das bedeutet nicht, dass wir deshalb aus falscher Rücksichtnahme unsere landestypischen Gebräuche und Traditionen aufgeben." Die Aussage muss ja nicht an die Adresse der Muslimee gerichtet sein. Innerhalb der Linken gibt es hier in Deutschland Tendenzen, kulturelle Traditionen mit religiösem Ursprung krampfhaft umzuwidmen. So sollte hier in NRW der St. Martins Umzug in Sonne Mond und Sternefest umbenannt werden. Ebenso wie in bestimmten Teilen Deutschlands vormalige Weihnachtsmärkte nun als Wintermärkte bezeichnet werden.
16.03.18
21:41
Frederic Voss sagt:
Es werden Menschen willkommen geheißen und in eine Gesellschaft aufgenommen und/oder integriert. Aber nicht religiöse bzw. pseudoreligiöse Machtideologien.
17.03.18
9:51
1 2