Österreich

Hasspostings gegen Muslime auf Höchststand

Einem Bericht des Vereins „ZARA – Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit“ zufolge seien rassistische Vorfälle gegenüber österreichischen Muslime im Internet und im Alltag stark angestiegen. Der aktuelle Regierungskurs treibe diese Entwicklung voran.

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03
2018
Hass im Netz
Symbol: Hasskommentare im Netz © dolphfyn / Shutterstock.com

In Österreich wurden im vergangenen Jahr so viele rassistische Vorfälle verzeichnet wie noch nie. Dabei gehe der Anstieg vor allem auf die Zunahme von Internet-Hasspostings gegen Muslime und Flüchtlinge zurück, heißt es in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht des Vereins „ZARA – Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit“. Demnach machen rassistische Artikel, Postings und Kommentare, die über Online-Portale oder soziale Netzwerke verbreitet wurden, 44 Prozent der insgesamt 1.162 im Vorjahr dokumentierten Fälle aus.

Viele Kommentare erlaubten „tiefe Einblicke in den Grad der Verachtung, Abscheu und Vernichtungsphantasien“ der Verfasser, heißt es in dem Bericht. Dass auch Personen des öffentlichen Lebens Pauschalverurteilungen und Verdächtigungen äußerten, scheine die Täter in ihrem Verhalten zu bestätigen. Der Rassismus-Bericht sieht auch die Medien in einer Schlüsselrolle. Oft werde durch die Berichterstattung über Straftaten von Muslimen oder Flüchtlingen auf Internetseiten ein „Hatestorm“ losgetreten.

Auch offline werde die Agitation härter, besonders gegenüber Muslimen, so ZARA. Frauen mit Kopftuch würden „in nahezu allen Lebensbereichen diskriminiert“, durch Beschimpfungen und tätliche Angriffe im öffentlichen Raum bis hin zur Verwehrung von Leistungen, Arbeitsplätzen oder Diensten. „Eine Art rassistischer Grundkonsens“ nehme zu und bahne sich den Weg in viele Strukturen und Entscheidungsgremien.

Der aktuelle Regierungskurs in Österreich treibe diese Entwicklung voran, kritisierte ZARA. Es gebe eine „fortgesetzte Politik der Ausgrenzung, mit der Personen aufgrund ihrer Herkunft oder ihres Aufenthaltsstatus schlechter gestellt werden“ ebenso wie „populistische Parolen und Wahlversprechen, die die rassistische Feindbildkonstruktion von den bedrohlichen ‚Ausländern‘ weiterhin manifestieren“. Dringend nötig seien „Distanzierung von rechtspopulistischen Konzepten“ sowie Programme gegen Rassismus und deren Einfluss auf Politik, appellierte ZARA. (KNA, iQ)

Leserkommentare

Ute Fabel sagt:
"Frauen mit Kopftuch würden in nahezu allen Lebensbereichen diskriminiert" Richterweise müsste es heißen, der Wunsch nach religiöser Sonder- und Schonbehandlung wird nicht immer akzeptiert. Das ist aber nicht verwerflich, sondern fair und entspricht dem Gleichbehandlungsgedanken voll und ganz. ZARA kann offenbar nicht zwischen Rassismus (Ablehnung eines Menschen aufgrund seiner ethnischen Herkunft) und einer gewünschten Unterwerfung der Allgemeinheit unter für unverzichtbar erklärte religiöse Bekleidungsdogmen differenzieren, die zu Recht verweigert wird.
29.03.18
13:29
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