In einigen Städten in Rheinland-Pfalz sind Bestattungen im Tuch statt im Sarg möglich. Muslime hoffen auf noch mehr solcher Orte.
Viele Muslime in Rheinland-Pfalz wünschen sich eine islamische Bestattung – im Tuch und nicht im Sarg. Das ist bisher zwischen Westerwald und Pfalz aber nur selten möglich. „Rein muslimische Friedhöfe gibt es in Rheinland-Pfalz nicht“, teilte das Sozialministerium der Deutschen Presse-Agentur mit. „Die Städte Worms und Mainz bieten aber beispielsweise Bestattungen nach muslimischem Ritus in einem Leinentuch an.“ Auch in anderen Kommunen seien Bestattungen möglich, bei denen muslimische Riten in Absprache mit dem jeweiligen muslimischen Verein oder der Gemeinde beachtet würden wie beispielsweise die Ausrichtung der Grabstätte nach Mekka.
Im rheinland-pfälzischen Bestattungsgesetz ist eine muslimische Bestattung nicht explizit geregelt. „Die Bestattung Andersgläubiger muss nach den für sie üblichen Formen und ohne räumliche Absonderung möglich sein“, heißt es dort. „Den Kirchen, Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften steht es frei, bei Bestattungen und Totengedenkfeiern entsprechend ihren Ordnungen und Bräuchen zu verfahren.“ Die Bestattung wird im Sarg oder als Feuerbestattung vorgeschrieben – das erschwert muslimische Bestattungen. Ausnahmen sind aber möglich, wenn der Friedhofsträger zustimmt.
Der Gemeinde- und Städtebund Rheinland-Pfalz erklärte, er habe mit der neuen Mustersatzung vom Dezember 2017 die Möglichkeit der Tuchbestattung aufgenommen und spezielle Grabfelder für religiöse Bestattungen vorgesehen.
Die Union Türkischer Gemeinden in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg fordert eine landesweite Regelung für die Möglichkeit muslimischer Bestattungen. „Wir erwarten vom rheinland-pfälzischen Landtag, dass er das Landesgesetz flächendeckend ändert und Muslime einbindet, wie es auch Baden-Württemberg inzwischen vorgenommen hat“, sagte der Vorsitzende Ercan Özcan. Sonst sei es nicht würdevoll mit dem Grundgesetz vereinbar. „Wir sind keine Zweite-Klasse-Mitbürger.“ Nach seinen Angaben sind muslimische Bestattungen unter anderem in Mainz, Worms und Bingen möglich.
Für Ludwigshafen wünscht sich der Vereinschef die Möglichkeit für Bestattungen im Leinentuch und eine Ausnahme von der Sargpflicht. Dort gebe es in der Friedhofssatzung bereits eine Ausnahmeregelung für den jüdischen Friedhof, sagte Özcan. Die Stadt Ludwigshafen verweist darauf, dass sie ein muslimisches Gräberfeld hat. „Dort finden regelmäßig muslimische Bestattungen statt“, sagte Ulrike Heinrich von der Stadtverwaltung. Das werde auch gut angenommen.
In Hessen wurde die Sargpflicht 2013 abgeschafft. Immer mehr Muslime lassen sich deshalb in Hessen beerdigen statt in ihren Herkunftsländern. Baden-Württemberg kippte die Sargpflicht 2014. (dpa, iQ)