Universität Duisburg-Essen

Gebetsverbot im „Raum der Stille“

An der Universität Duisburg-Essen darf in dem Raum der Stille, der als Rückzugsort deklariert wird, nicht das islamische Gebet verrichtet werden. Die Vertreter der islamischen Hochschulvereine protestieren dagegen.

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03
2018
Der eheDer ehemalige Gebetsraum an dem Campus Essen. Jetzt darf im Raum der Stille nicht gebetet werden © RAMSAmalige Gebetsraum an dem Campus Essen. © RAMSA
Der ehemalige Gebetsraum an dem Campus Essen. Jetzt darf im Raum der Stille nicht gebetet werden © RAMSA

Die Kontroverse um den stillen Raum an der Universität Duisburg-Essen hält an. Anfang März hat das Rektorat in einer Pressemitteilung bekannt gegeben, dass rituelle Handlungen und somit das islamische Gebet, verboten sind. Diese Entscheidung ist die Folge einer zweijährigen Verhandlung des Senats, in deren Rahmen sich ein Runder Tisch mit einem Regelwerk zum stillen Raum befasst hat. Dem Runden Tisch wohnten neben der Prorektorin Prof. Ziegler, Vertreter aus allen Bereichen der Universität an.

In der Mitteilung der Hochschule steht geschrieben, dass der Raum der Stille „allen Hochschulangehörigen offen stehen (soll), die sich zurückziehen oder besinnen, die meditieren oder in sich gekehrt beten wollen.“ Das islamische Gebet, welches für Muslime verpflichtend ist, sei jedoch verboten. Dies bestätigte eine Pressesprecherin der Universität Duisburg-Essen gegenüber IslamiQ. 

Unterschiedliche Interessen am runden Tisch

Es sollen unterschiedliche Interessen bei den Beteiligten des Runden Tisches gegeben haben. Dennoch habe man sich „auf einen guten Konsens geeinigt“, so lautet es in der Pressemitteilung der Universität. Dem widersprechen die Vertreter der islamischen Hochschulvereine. In einer gemeinsamen Pressemitteilung des Islamischen Studierendenbunds (ISB) Essen und des Islamischen Studierenden Vereins (ISV) Duisburg gaben diese an, dass der Entschluss des Gebetsverbotes nicht gemeinsam am Runden Tisch gefasst worden sei. Außerdem sei eine solche Entscheidung auch nicht im Entwurf der Nutzungsordnung zu finden. 

Diskriminierung religiöser Studenten

Die islamischen Studierendenvereine sehen angesichts der Entscheidung eine gezielte Diskriminierung religiöser Studierender. „Ist der Rest des Campus denn ein religionsdurchtränkter Raum, weswegen der Raum der Stille explizit religionsbefreit sein soll? Wir können beim besten Willen nicht nachvollziehen, wie ein Raum, der jegliche religiöse Handlungen somit die Religion ausschließt, für Toleranz und Miteinander stehen soll und inwieweit so unsere pluralistische Gesellschaft widergespiegelt wird.“

Kommunikation ohne Konsens

Die Kommunikation am Runden Tisch habe nicht auf Konsens gebaut und es habe auch keine Abstimmung der einzelnen Punkte gegeben. Eine Pressesprecherin der Universität streitet dies gegenüber IslamiQ ab und verwies auf die veröffentlichte Pressemitteilung. Die Vertreter der islamischen Hochschulvereine bewerten das Ergebnis als unzureichend und fordern eine Wiederaufnahme der Gespräche. Die neue Prorektorin, Prof. Dr. Barbara Buchenau, werde sich laut der Pressesprecherin „neuen Gesprächen gegenüber nicht verweigern“, auch wenn es momentan von Seiten der Universität „keinen weiteren Erklärungsbedarf“ gebe. 

Sanierungsarbeiten führen zu Übergangslösungen

Aufgrund laufender und künftiger Sanierungsarbeiten seien für die Räume der Stille zunächst Übergangslösungen geplant. An dem Standort Duisburg soll der Raum in einem Container sein. Später soll er dauerhaft im Erdgeschoss der Zentralmensa entstehen. In Essen kann der endgültige Standort zunächst für zwei Jahre nur provisorisch bezogen werden. Bis zu deren Fertigstellung müsse eine weitere Zwischenlösung für Essen gefunden werden. Insgesamt sollen die Kosten etwa 190.000 Euro betragen. 

Bei beiden Räumen soll dreimal täglich ein Wachdienst „nach dem Rechten sehen.“ In Essen sollen die Sicherheitsleute die Aufgabe übernehmen. In Duisburg müsse noch ein Wachdienst beauftragt werden.

 

Leserkommentare

Frederic Voss sagt:
Dieser "Raum der Stille" ist in 2-jährigen Beratungen intensiv besprochen und auf den Weg gebracht worden. Wenn in einem solchen Meditations- und Gebetsraum bestimmte Gruppen ständig Unruhe durch auffällige Körper- und Kniefall- bzw. Verbeugungsübungen mit Hand-, Arm- und Finger-Ritualen auf mitgebrachten Knieteppichen - nebst Vorschaltung von Waschungen verschiedenster Art - konkret verursachen, dann ist von echter Stille nicht mehr viel zu spüren. Die Entscheidung der Universität bezüglich ihrer Räume ist weise, richtungsweisend und sehr zu begrüßen.
29.03.18
18:52
grege sagt:
In Dortmund haben einige muslimische Studenten versucht, Nichtmuslime am Zutritt eines Raumes der Stille zu hindern. Das scheint mir die Reaktion zu sein.
29.03.18
20:52
Enail sagt:
Das Problem bestand doch schon an einer anderen Uni. Da wurde der Raum der Stille von Muslimen sozusagen beschlagnahmt. Es durften keine Frauen den Raum betreten wenn Männer da waren usw. Dieser Raum der eigentlich für alle als Rückzugsort gedacht war, wurde von Muslimen zweckentfremdet. Und jetzt fangen sie in der nächsten Uni dasselbe Theater an. Da muss man sich nicht wundern, dass muslimische Länder nichts auf die Reihe bekommen, wenn sie ständig von ihrer Beschäftigung weglaufen um zu beten. Davon wird man nicht klüger und satt auch nicht.Das typische Jammern, fordern, nach Diskriminierung rufend, weil man ihren Forderungen nicht nachkommt. Einfach nur noch lästig. Und sich dann beschweren warum immer mehr Bürger den Islam kritisch sehen. Ich auch, weil er immer extra Würste braucht, Entschuldigung, keine Würste, weil für ihn immer etwas extra gebacken werden muss. Keine andere Religion macht das.
29.03.18
23:31
Prinzessin Rosa sagt:
Mir fehlen die Worte... .
30.03.18
1:06
Kritika sagt:
L.S. Eine Uni ist zum Studieren da; nicht zum Anbeten eines imaginären Gottes. SIe braucht Regeln, Vorschiften, damit das Studieren für alle Studenten reibungslos verlauft und damit sich alle Studenten sich so verhalten, dass sie durch religiöse Getue keine andere stören. Der Rektor hat sich -- wie berichtet -- viel Arbeit gemacht, einen für alle Studenten so gut wie möglichen Kompromiss zu erreichen, auch wenn -- eine störrische Studentengruppe ein Konsens verhinderte. DIe "Unterlegenen Studenten müssen sich dennoch an den Beschluss halten. Die höchste Uni- OrdnungsInstanz ist der Rektor ( DIe Uni gehört nicht zum Einflussbereiches Allahs). Er (Der Rektor) hat nach langen Beratungen allen Studenten seinen für allen bindenden Beschluss mitgeteilt. Er hat beschlossen, das im Raum der Stille keine Islamische Gebete erlaubt sind. Bekanntlich sind solche Gebete wiederholt mit mehreren umfangreichen, störenden, unruhigen KörperBewegegungen verbunden, die den Zweck des Raums (Ruhe) zuwiderlaufen. Es steht jedem Muslims frei, in der nächste Moskee diese Rituale zu vollziehen, wo sie keinem stören, oder die störende Beterei besser sein zu lassen, oder die Uni zu verlassen. Vielleich überlegt sich die MuslimGruppe, ob sie nicht auch wegen solche Sturheit den untersten PLatz in der Sympatie aller Relionen belegt. (nach den Islam gibt es keine Religion, die noch unsympatischer wäre) Eigentlich kann das kein Muslim gefallen? Die MuslimGruppe sollte auch bedenken, wie unkooperatives Benehmen auf künftige Personal-Leiter und künftige AbteilungsLeiter wirkt. In der Abteilung von Kritika hätte sich ein Querulant nicht lange gehalten. Er wäre 'raus geflogen mit einer schriftlichen Beründung, die nicht nicht das Geringste mit Religion zu tun hat. Gruss, Kritika
30.03.18
1:09
Dilaver Çelik sagt:
So oder so lassen sich Muslime das Beten nicht verbieten, da das Gebet von Gott geboten ist. Nichtsdestotrotz gilt: Wenn man die Kommilitonen darüber aufgeklärt, wie wichtig und unverzichtbar es einem ist, fünfmal am Tag zu beten und dass das außer Haus sowie außerhalb der Moschee an jedem beliebigen sauberen Ort geschieht, dann haben sie in der Regel auch Verständnis dafür und Respekt. Die ganz wenigen, welche um jeden Preis dagegen sind, haben in Wahrheit mit sich selbst ein Problem als mit dem Gebet. Die tun mir deshalb nur Leid. Man muss die lediglich ignorieren (so lange sie nicht handgreiflich werden) und man darf sich nicht in eine sinnlose Diskussion verwickeln lassen. Im Zweifel macht man eine klare Ansage, dass man in Ruhe gelassen werden möchte.
30.03.18
17:33
ErFasstEsNicht sagt:
Deutschland ist ein Land, in dem so viele Menschen aus den Kirchen austreten, weil sie sich sowieso zum Atheismus bekennen und die Kröten, die sie durch die Kirchensteuer sparen lieber in Bier und Netflix investieren... Und gerade diese Leute regen sich jetzt über das islamische Gebet im Raum der Stille auf??? Kann mir irgendjemand verraten, ob es überhaupt mal Christen gegeben hat, die "gebetstechnisch" diesen Raum nutzen wollten und aufgrund betender Muslime daran gehindert wurden?
31.03.18
8:25
Johannes Disch sagt:
Es ist wirklich nicht zu glauben, aus was inzwischen ein Problem gemacht wird. Darf in einem "Raum der Stille" das islamische Gebet nicht verrichtet werden, so ist das natürlich eine Benachteiligung für muslimische Studenten. Vielleicht könnte man da eine andere Lösung finden? Eine Uni ist in der Regel groß genug, sodass sich dafür sicher ein Raum oder eine Ecke finden würden. Und zur angeblichen Störung des Betriebsablaufs: Meine Güte, ein islamisches Gebet nimmt kaum den Raum einer kompletten Vorlesung ein. Das ganze ist recht schnell erledigt. Andererseits: Es ist kein Beinbruch, können Muslime mal ein Gebet nicht zur vorgeschriebenen Zeit erledigen. Die islamischen Vorschriften sind flexibel genug, um ein Gebet auch mal zu verlegen.
31.03.18
11:22
Sebastian sagt:
Es geht nicht, um ob ein Mensch an Allah (Gott) glaubt oder nicht. Jeder Muslim muss beten. Es sollte jeden Studierenden, die Möglichkeit gegeben werden seine Gebete zu entrichten. Bei seiner Handlung sollte er nicht verhindert werden. Der Islam wird ungerechterweise herabgesetzt. Der Islam einigt alle Religionen und unterstützt alle Gebete frei auszuüben. Wo bleibt die Religionsfreiheit, welche das Glauben schützt. Mit Verboten kommt man nicht weiter. Es wird immer um freie Mitbestimmung geredet! Wo bleibt das Recht des Gebets? Der Muslim stört niemandem beim Gebet. Es ist nicht zu verstehen, obwohl Muslime seit Jahrzehnten friedlich miteinander leben. Man kann und sollte Menschenrechte nicht abbedungen. Jeder Mensch hat die gleichen Rechte. Bis zu dem Verbot haben viele Studierende friedlich gebetet. Was hat sich geändert? Die Muslime sind die gleichen friedlichen Gläubige. Weil die Politik und Presse einen Sündenbock sucht für die Probleme? Ein Muslim entfernt sich von jeder Gewalt. Er verteidigt stets das Menschliche. Warum können wir nicht friedlich miteinander leben. Es ist eine Bereicherung für die pluralistische Gesellschaft.
31.03.18
15:12
Dilaver Çelik sagt:
Im Übrigen ist ein "Gebetsverbot" IMMER ein Verstoß gegen die Religionsfreiheit, ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit und MUSS NICHT eingehalten werden. Punkt.
31.03.18
17:19
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