Ein Vorfall an einer Berliner Grundschule ist Gegenstand aktueller Debatten. Muslimische Schüler sollen eine jüdische Schülerin aufgrund ihres Glaubens gemobbt haben. Die Integrationsbeauftragte verteidigt die Religionsfreiheit und muslimische Vertreter zeigen sich fassungslos.
Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz (CDU), hat in der Debatte um Mobbing an Schulen zu Sachlichkeit aufgerufen. Anstelle aufgeregter Polarisierungen müssten die Probleme sachlich analysiert und danach konkrete Lösungen erarbeitet werden, sagte Widmann-Mauz am Donnerstag dem Südwestrundfunk (SWR).
Sie machte deutlich, dass Bedrohungen aus religiösen Gründen „in unserer Gesellschaft nichts zu suchen haben“. Religion sei keine Frage der Toleranz, sondern ein Grundrecht.Wichtig ist aus ihrer Sicht, die Ursachen von religiösem Hass zu bekämpfen. „Von daher müssen wir auch schauen, was geht von radikalen extremistischen Strömungen aus, was geht aber auch durch den gesäten Hass von Rechts aus.“
Sie betonte, dass die Politik alleine das Problem von religiösem Mobbing und Hass nicht lösen könne. Nötig sei vielmehr das engagierte Eintreten jedes einzelnen, in dessen Umfeld es entsprechende Vorkommnisse gebe. „Am Ende geht es um die Spielregeln im Zusammenleben, und die müssen eingehalten werden.“
Auslöser der aktuellen Debatte war ein Vorfall an einer Berliner Grundschule. Laut Zeitungsberichten griffen muslimische Schüler ein jüdisches Mädchen an. Die Debatte hatte sich am Fall einer Zweitklässlerin an einer Berliner Grundschule entzündet, die von älteren Schülern aus muslimischen Familien als Jüdin beschimpft wurde. So jedenfalls erzählte es der Vater des Mädchens einem Journalisten der „Berliner Zeitung“.
Als Reaktion auf den genannten Vorfall möchte der Zentralrat der Muslime (ZMD) Imame in Klassenzimmer entsenden. Gemeinsam mit Rabbinern sollen sie für Dialog, Aufklärung und gegenseitige Achtung werben, sagte der Zentralratsvorsitzende Mazyek der Nachrichtenagentur AFP. Zusätzlich wolle der Zentralrat der Muslime junge sogenannte Peertrainer für religiöse und weltanschauliche Vielfalt und Verständigung zur Verfügung stellen.
Der Vorsitzende des Islamrats, Burhan Kesici, zeigte sich angesichts des Vorfalls an der Grundschule „fassungslos“. Es sei schlicht inakzeptabel, dass Kinder unter Druck gesetzt und bedroht werden aufgrund ihres Glaubens, ihrer Herkunft oder anderer vergleichbarer Merkmale.
Deshalb lege der Islamrat großen Wert auf Projekte, die das friedliche Zusammenleben von Menschen unterschiedlichen Glaubens und Herkunft fördern. „Es ist uns ein wichtiges Anliegen, Kinder und Jugendliche für die Geschichte Deutschlands zu sensibilisieren und über die Folgen von Hass und Rassismus aufzuklären. Regelmäßige Besuche von NS-Gedenkstätten gehören in diesem Rahmen ebenso zum festen Programm wie Projektarbeit“, so Kesici gegenüber IslamiQ.
Dennoch sei es wichtig zu erwähnen, dass die aktuelle Debatte schädlich sei. So werde das Gefühl vermittelt, dass es unter Muslimen ein generelles Antisemitismus-Problem gebe. Das dem nicht so sei, sehe Kesici in der täglichen Arbeit. (dpa, KNA, iQ)