Höchste Geburtenrate seit 1973

Wieder mehr Kinder in Deutschland

Die Geburtenrate in Deutschland ist seit 1973 auf den höchsten Wert gestiegen. So wurden 2016 rund 792.000 Kinder geboren, rund sieben Prozent mehr als im Jahr zuvor. Das geht auf die familienpolitischen Änderungen und die Migration nach Deutschland zurück.

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03
2018
Wiener Neujahrsbaby © Facebook, bearbeitet by iQ.
Symbolbild: Wiener Neujahrsbaby © Facebook, bearbeitet by iQ.

Babyboom und kein Ende absehbar. Nachdem sich in den vergangenen Jahrzehnten immer weniger Deutsche für ein Kind entschieden, hat sich der Trend offenbar umgekehrt: Es werden wieder mehr Babys geboren. Inzwischen ist die Geburtenrate in Deutschland auf den höchsten Wert seit 1973 gestiegen. Laut Statistischem Bundesamt beträgt sie 1,59 Kinder je Frau. So wurden 2016 rund 792.000 Kinder geboren, rund sieben Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Nochmals Mutter werden

Nach Angaben des Bundesamtes hat das vor allem zwei Gründe: Zum einen wurden Frauen häufiger in einem vergleichsweise späten Alter erstmalig oder nochmals Mutter, zum anderen trug die Migration von Frauen ihren Teil zu der Entwicklung bei.

Den Statistikern zufolge gründeten oder vergrößerten Paare, bei denen die Frauen im Alter zwischen 30 und 37 Jahren waren, häufiger die Familie. Sie „realisieren derzeit unter günstigen familienpolitischen und wirtschaftlichen Bedingungen ihre Kinderwünsche mit höherer Intensität“, schreiben die Statistiker etwas trocken. Was bedeutet, dass viele Paare sich finanziell ausreichend abgesichert fühlen, um oft erst zwischen 30 und 40 Jahren eine – vielleicht auch größere – Familie zu gründen.

Familienpolitische Maßnahmen

Mit dazu beigetragen haben möglicherweise auch die familienpolitischen Maßnahmen, die in den vergangenen Jahren deutlich verbessert wurden: Angefangen vom Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz auch für unter dreijährige Kinder, der Einführung des Elterngeldes, das es vor allem gut verdienenden Frauen erleichtern soll, sich für ein Kind zu entscheiden, bis hin zu den Vätermonaten und besseren Finanzhilfen für in Teilzeit arbeitende Eltern.

Anstieg bei ausländischen Kindern um 25 Prozent

Zudem trugen Frauen mit ausländischem Pass zu den steigenden Geburtenzahlen bei: Etwa 185.000 Kinder brachten diese Mütter zur Welt. Nach Angaben des Bundesamtes ist das ein Anstieg um 25 Prozent. So wurden 21.800 Kinder türkischer Mütter geboren, 18.500 mit syrischer Mutter. Bei 11.800 Geburten hatte die Mutter einen polnischen Pass. Insgesamt stieg bei deutschen Frauen die Rate auf 1,46 Kinder je Frau. Mütter mit ausländischer Staatsangehörigkeit bekamen 2,28 Kinder.

Unterschiede in Ost- und Westdeutschland

Nach wie vor werden die Zahlen in Ost- und Westdeutschland auch gesondert ausgewertet und weichen deutlich voneinander ab: Während in den alten Bundesländern die Zahl der Geburten um acht Prozent gestiegen ist, kamen in den neuen Bundesländern vier Prozent mehr Kinder auf die Welt. Besonders hoch lag die Zahl der Geburten im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen.

Im europäischen Mittelfeld

Mit der zusammengefassten Geburtenrate rückt Deutschland laut Bundesamt ins europäische Mittelfeld auf: Im EU-Schnitt betrug die Geburtenziffer nach Angaben des Europäischen Statistikamtes 1,60 Kinder je Frau. Die höchste Ziffer hat derzeit Frankreich, am wenigsten Kinder pro Frau werden in Spanien und Italien geboren.

Nach den Zahlen des statistischen Amts der Europäischen Union lag das Durchschnittsalter von Frauen bei der Geburt ihres ersten Kindes in der EU im Jahr 2016 bei 29 Jahren. Betrachtet man die einzelnen Mitgliedstaaten, waren Erstgebärende im Durchschnitt in Bulgarien (26,0) am jüngsten und in Italien (31,0) am ältesten. In Deutschland waren Frauen bei der Geburt ihres ersten Kindes durchschnittlich 29,4 Jahre alt.

Bundesfamilienministerin zeigt sich erfreut

Guter Auftakt für die neue Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD): Sie zeigte sich erfreut und erklärte, es sei nun umso wichtiger, in die Zukunft der Kinder zu investieren – „besonders in die frühkindliche Bildung“. Jedes Kind solle seinen Weg machen können – „egal aus welchem Elternhaus es kommt und wo es aufwächst“.

Giffey kündigte deshalb ein Gesetz für mehr Kitaqualität „vor dem Sommer“ an. Dabei solle es um den Betreuungsschlüssel, um die Stärkung der Kitaleitungen und um bessere sprachliche Bildung der Kinder gehen. (KNA, iQ)

Leserkommentare

Nikita sagt:
Ich finde den Artikel super! :) Nur eine kleine Sache: bei [...]Kinderwünsche mit höherer Intensität“, schreiben die Statistiker etwas trocken. [...] hätte man das 'schreiben die Statistiker etwas trocken' weglassen müssen, meiner Meinung nach. Ich finde das ist eine Bewertung und auch eine eigene Meinung. Um ehrlich zu sein, finde ich das jetzt nicht todeswichtig, aber man hätte es trotzdem vermeiden können. Ansonsten guter Artikel und an das Team bzw die Redaktion (falls ihr das lest): Danke für eure Artikel, Ideen und die ganze Zeitung!
30.03.18
12:47