Landesintegrationsministerium

NRW erwägt Kopftuchverbot für unter 14-Jährige

Nach der Debatte um ein Kopftuchverbot bei unter 14-jährigen in Österreich, hat auch der NRW-Landesintegrationsminister über ein entsprechendes Verbot gesprochen. Der Islamrat kritisiert den Vorstoß.

07
04
2018
Symbolbild: Kopftuch, Kopftuchverbot © shutterstock
Symbolbild: Kopftuch, Kopftuchverbot © shutterstock

Nordrhein-Westfalen erwägt ein Kopftuchverbot für Mädchen unter 14 Jahren. Religionsunmündige Kinder dürften nicht dazu gedrängt werden, ein solches Kleidungsstück zu tragen, sagte Landesintegrationsminister Joachim Stamp (FDP) der „Bild“-Zeitung (Samstag). „Daher sollten wir prüfen, das Tragen des Kopftuchs bis zur Religionsmündigkeit, also dem 14. Lebensjahr, zu untersagen.“

NRW-Integrationsstaatssekretärin Serap Güler wird mit den Worten zitiert: „Lehrer beobachten an den Grundschulen immer häufiger, dass schon siebenjährige Schülerinnen mit Kopftuch in den Unterricht kommen.“

Anfang April war bekanntgeworden, dass in Österreich Mädchen in Kindergärten und Grundschulen nach Plänen von Österreichs Regierung künftig keine Kopftücher mehr tragen dürfen. „In Österreich wollen wir, dass Mädchen gleiche Chancen haben“, kündigte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) an. Dafür müssten „Diskriminierungen, vor allem schon in jungen Jahren, beseitigt werden“.

Ein entsprechendes Kinderschutzgesetz solle bis Sommer ausgearbeitet werden, berichteten österreichische Medien. Eine juristische Vorprüfung habe ergeben, dass ein Kopftuchverbot rechtlich möglich sei. Kurz erklärte, man wolle der Bildung von Parallelgesellschaften entgegenwirken.

Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) erklärte, ein Kopftuchverbot in Kindergärten und Volksschulen sei „längst überfällig“. Damit schütze man kleine Mädchen „vor dem politischen Islam und der Unterdrückung im Kindesalter“. Dies sei keine Religionsdebatte, sondern ein Stück Integration. Damit setze man ein Wahlversprechen um.

Islamrat kritisiert Vorstoß

„Kopftuchzwang und Kopftuchverbot schlagen in dieselbe Kerbe: Beide entmündigen Musliminnen“, sagte der Vorsitzende des Islamrates für die Bundesrepublik Deutschland anlässlich der Äußerungen des stellvertretenden Ministerpräsidenten und Integrationsministers in NRW Joachim Stamp und der Staatssekretärin im Integrationsministerium NRW, Frau Serap Güler über ein mögliches Kopftuchverbot für junge Musliminnen.

Die pauschalisierende Art, wie in NRW mit den meisten muslimischen Einwohnern für Integration verantwortlichen höchsten Amtsträger das Thema kommunizieren, impliziere, als ob die religiöse Entscheidung von minderjährigen Musliminnen, einen Kopftuch zu tragen, nur unter einem vermeintlichen Zwang erfolge. Auch wenn in einigen Fällen ein Zwang vorliege, so pauschalisiere dieser Vorstoß, da es nur sehr wenige Mädchen gebe, die davon betroffen seien. „In der Religion gibt es keinen Zwang“, so Kesici. 

Leserkommentare

Andreas sagt:
Zum Glcük steht in Deutschland den Eltern das Recht zu, ihre Kinder so zu erziehen, wie sie das möchten. Natürlich ist dieses Recht durch das Kindewohl begrenzt. Aber dafür genügt es nicht, dass Islamgegner einfach nur behaupten, das Kopftuch schade kleinen Mädchen, ohne dass dies belegt ist. Obwohl das Kopftuch für muslimische Mädchen erst mit dem Beginn der Pubertät vorgeschrieben ist, ist es demnach trotzdem zulässig, das Mädchen vor diesem Alter Kopftuch tragen, um sich entsprechend daran zu gewöhnen, dieser Pflicht nachzukommen. Der Staat hat wegen des Grund- und Menschenrechts auf freie Ausübung der Religion nicht das Recht, in die religiöse Erziehung der Eltern willkürlich einzugreifen (solange nicht das Kindeswohl gefährdet ist).
10.04.18
18:15
Johannes Disch sagt:
@Andreas (Ihr Post 10.04.18, 18:15) Sie haben die Dinge prima auf den Punkt gebracht. Aber von den rechtlichen Dingen ganz abgesehen, wäre solch ein Gesetz der Super-GAU. Es wäre wohl erst der Auftakt einer ganzen Reihe von Anti-Kopftuchgesetzen, die den Islam-Feinden in den Sinn kommen würden: Kopftuchverbot an der Uni, etc. Und was würde nach den Kopftuchverboten kommen?? Moschee-Verbote? Den Islam-Feiden würde mit Sicherheit etwas einfallen. Und schon hätten wir politisch die reinste Hetzjagd auf ein religiöses Kollektiv. Eine Hetzjagd, die publizistisch sowieso schon seit Jahren stattfindet. Hier gilt wirklich: Wehret den Anfängen! Nun, nachdem sich die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, die Antidiskriminierungsstelle des Bundes und einige andere wichtige Gremien skeptisch geäußert haben ob der verfassungsrechtlichen Bedenken, kann man wohl davon ausgehen, dass die Landesregierung von NRW ihren absurden Vorschlag einmotten wird.
11.04.18
13:10
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