ISLAM-INSTITUT IN BERLIN

„Pläne für Berliner Islam-Institut rechtswidrig“

Die DITIB wird das geplante Institut für Islamische Theologie an der Berliner Humboldt-Universität nicht unterstützen. Die Universität drücke ihr eigenes Theologieverständnis durch und lasse konstruktive Mitarbeit der islamischen Religionsgemeinschaften nicht zu.

19
04
2018
Humboldt-Universität
Humboldt-Universität © Facebook, bearbeitet by iQ.

Die Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB) hat dem an der Berliner Humboldt-Universität (HU) geplanten Institut für Islamische Theologie endgültig eine Absage erteilt. Der DITIB-Bundesverband kritisierte in einer Pressemitteilung am Mittwoch in Köln, dass im vorliegenden Gründungsvertrag „die Universität wesentliche Aufgaben einer Religionsgemeinschaft an sich reißt“. Dies verletze das verfassungsrechtlich zugesicherte Selbstbestimmungsrecht der Religionsgemeinschaften.

Die DITIB sei jedoch stets bereit, über gemeinsame Lösungen zu verhandeln, wenn der Wille auf Seiten der Universität vorhanden sei. Der Berliner Senat und HU hatten DITIB und weitere vier islamische Religionsgemeinschaften eingeladen, im Beirat des Instituts mitzuwirken.

Die DITIB wirft dem Senat und der Universität vor, in unzulässiger Weise die Entscheidungen über theologische Inhalte und das Institutspersonal beeinflussen zu wollen. So solle der Beirat in der vorgesehenen Form „eine gemischt konfessionelle vergleichende Theologie abbilden“, statt „authentisch schiitische und sunnitische Lehre vorzusehen“, kritisierte DITIB. Zudem wendet er sich dagegen, dass die Universität vier Professoren in den Beirat beruft. Damit entstehe ein Interessenkonflikt, „weil ein Hochschullehrer als Vertreter der Wissenschaft nicht gleichzeitig ein Vertreter einer Glaubensgemeinschaft sein kann“.

ZMD unterzeichnet, IFB wird Mitglieder befragen

Auch der Verband der Islamischen Kulturzentren hatte der Kooperationsvereinbarung nicht zugestimmt. Einverstanden sind dagegen die Islamische Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden Deutschlands und der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD). Die Islamische Föderation in Berlin (IFB) will ihre Mitglieder am kommenden Wochenende über eine Mitwirkung entscheiden lassen. Für den Fall, dass vorgesehene muslimische Verbände nicht zur einer Mitarbeit auf der Grundlage des ausgearbeiteten Vertrages bereit sind, hatten Senat und Universität bereits angekündigt, andere Verbände zur Mitwirkung einzuladen.

Lehrbetrieb soll zum Wintersemester 2019/20 starten

Ungeachtet dessen leitet die Universität nun nach eigenen Angaben das Einrichtungsverfahren für das Institut ein. Dazu gehörten Beratungen und Beschlüsse verschiedener Hochschulgremien mit dem Ziel, das Kuratorium der HU über die Einrichtung des Instituts Ende Juni entscheiden zu lassen. Unmittelbar danach ist das Ausschreibungsverfahren für die Professuren geplant. Der Beirat soll bis zur Berufung der ersten Professuren Ende des Jahres etabliert werden, der Lehrbetrieb zum Wintersemester 2019/20 beginnen.

Der Beauftragte für die Institutsgründung, Michael Borgolte, hatte die Einladung der bisher vorgesehenen islamischen Religionsgemeinschaften mit dem Argument begründet, dass vor allem sie Träger von muslimischen Einrichtungen seien und damit als Arbeitgeber infrage kämen. Im Islam-Institut sollen die Absolventen eine wissenschaftlich fundierte Ausbildung erhalten, die sie zu einem Einsatz als Imame oder Religionslehrer qualifiziert. Gegenwärtig werden diese Stellen in der Regel mit Theologen besetzt, die im Ausland ausgebildet wurden. (KNA, iQ)

Leserkommentare

Ute Fabel sagt:
Ich würde DITIB empfehlen, eine Religionsakademie in der Rechtsform eines Vereins zu gründen, um darin die eigenen religiösen Vorstellungen zu verwirklichen. Vorbild hierfür könnte die Konrad Adenauer Stiftung der CDU sei, die auch kein Universitätsinstitut darstellt, sondern ein eingetragener Verein ist. Auf den Universitäten sollte es nur ein übergreifendes Studienfach Religionswissenschaften geben, auf dem völlig unabhängig von Glauben oder Unglauben gelehrt und gelernt werden kann.
19.04.18
16:16
Johannes Disch sagt:
Die DITIB macht es sich hier ein bisschen einfach. Sie sind gegen vier Professoren im Beirat. Die Begründung muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Es entstehe ein Interessenkonflikt, "weil ein Hochschullehrer als Vertreter der Wissenschaft nicht gleichzeitig ein Vertreter einer Glaubensgemeinschaft sein kann." Natürlich bestimmen laut unserer Verfassung die Glaubensgemeinschaften die religiösen Inhalte selbst und der Staat hat ihnen da nicht hinein zu reden. Bei einer Universität handelt es sich aber nicht um eine Glaubensgemeinschaft, sondern um eine wissenschaftliche Einrichtung. Wissenschaftler sind der DITIB offenbar nicht willkommen. Die hätten wohl gerne ausschließlich eine Klientel, die von morgens abends Lobpreisungen auf den Islam singt. Eine Universität ist aber keine Koranschule. Das ist mal wieder ein typisches Beispiel, warum man der DITIB mit immer mehr Skepsis begegnet. Daran ist die DITIB zu großen Teilen selbst schuld. Die Berliner Humboldt-Universität sollte diese Farce beenden und auf den Studiengang verzichten. Und die DITIB sollte halt ne weitere Koranschule eröffnen.
21.04.18
12:54