NRW

DITIB distanziert sich von Aufführungen

In DITIB-Moscheen sollen Kinder in Militäruniform türkische Soldaten nachgeahmt haben. Starke Kritik kam von politischer Seite. DITIB distanziert sich nun von den Aufführungen und versucht den Gedanken hinter der Andacht zu erklären.

21
04
2018
DITIB Zentralmoschee
DITIB Zentralmoschee in Köln (Januar 2013) © Pappnaas666 (CC BY-SA 3.0), bearbeitet islamiQ

Die DITIB distanziert sich von Veranstaltungen mit marschierenden Kindern in Militäruniformen. „Die aktuellen Entgleisungen in einigen unserer Moscheen, von denen wir erst über soziale Medien und die Berichterstattung erfahren haben, sind neu und haben keine Tradition in unserer Gedenkkultur“, erklärte der Landesverband Nordrhein-Westfalen am Freitag in Köln.

Woran wird gedacht?

Das Gedenken an die Gefallenen im ersten Weltkrieg, besonders auch an die der Schlacht von Çanakkale ( Gallipoli) habe eine lange Tradition in der türkischen Kultur. Man gedenke somit auch immer den eigenen Familienahnen. Ebenso sei die Schlacht von 1915, vergleichbar der Völkerschlacht zu Leipzig, ein historischer Wendepunkt, der tief im Bewusstsein und der einzelnen Familien und der Geschichte der Türkei verankert sei.

Dementsprechend werde auch in Moscheen in Deutschland seit Jahren mit Gottesdiensten, Bittgebeten und religiösen Andachten den Gefallenen gedacht.

Was ist passiert?

In der vergangenen Woche war ein Video aus einer DITIB-Moschee in Herford bekannt geworden, das eine Kinder-Aufführung zum „Tag der Gefallenen“ am 18. März zeigt, der in der Türkei als Feiertag begangen wird. Dabei marschieren Kinder in Militäruniformen mit Spielzeuggewehren in der Hand. Laut Medienberichten hat es einen ähnlichen Fall in einer Mosche in Mönchengladbach gegeben.

DITIB forderte die muslimischen Gemeinden auf, solche Veranstaltungen zu unterlassen. Sie seien für die Entwicklung eines Kindes problematisch. „Auch aus religiöser Perspektive geben sie nicht unsere Grundhaltung wieder, wonach wir den Islam unseren Kindern als eine Religion des Friedens vermitteln wollen.“

Wie geht es weiter?

Daher werde der DITIB-Landesverband NRW zeitnah mit seinen Mitgliedsgemeinden beraten und alle notwendigen Vorkehrungen treffen, damit in Zukunft solche Aktionen im Vorfeld verhindert werden.

Die nordrhein-westfälische Landesregierung hatte das Video deutlich kritisiert. Integrationsminister Joachim Stamp (FDP) forderte vom Landes- und Bundesverband des deutsch-türkischen Moscheeverbandes eine unmissverständliche Klarstellung und Distanzierung von den Geschehnissen.

 

 

 

 

Leserkommentare

Johannes Disch sagt:
Das ist nun wirklich das Letzte! Kinder in Militäruniformen mit Spielzeugwaffen in den Händen! Etwas vergleichbares hat kürzlich auch der türkische Erdogan in seiner Heimat veranstaltet! Fragte ein verängstigtes 12jähriges Mädchen in Uniform vor Publikum, ob sie Mätyrerin werden wolle? Offensichtlich ist die DITIB inzwischen entweder tatsächlich ein reiner Befehlsempfänger Erdogans oder sie kopieren alles, was der Herr und Meister zu Hause vormacht. Angesichts solcher Vorfälle muss sich die DITIB nicht wundern, wenn sie in Deutschland auf immer mehr Skepsis stößt. Es ist ja schön, dass sich die DITIB von dem Vorfall distanziert. Angebrachter wäre es, so etwas würde erst gar nicht vorkommen. Es passt aber in die DITIB-Chronologie der letzten Zeit. Da werden in Freitagsgebeten die türkischen Soldaten für ihren völkerrechtswidrigen Feldzug im syrischen Afrin gesegnet, da organisiert die Jugendorganisation der DITIB einen Besuch bei ihrem "obersten Heerführer Erdogan" (Originalton DITIB), da kursiert ein DITIB-Video-Comic, das den "Djhad" verherrlicht, etc. Politik hat in der Moschee nichts verloren! Auch kein Gedenken an irgendwelche vergangenen Schlachten (Galipoli). Man stelle sich vor, in einer Kirche würde des erfolgreichen Feldzugs der Kreuzritter nach Jerusalem gedacht. Die DTIB muss sich endlich unmissverständlich entscheiden, wer für sie maßgebend ist: Deutschland oder die Türkei? Der türkische Präsident Erdogan oder der deutsche BP Steinmeier? Die Antwort kann nur Steinmeier lauten! Sollte die Antwort anders lauten, dann ist die Zusammenarbeit mit der DITIB endlich mal ernsthaft auf den Prüfstand zu stellen und wenn nötig auch vorübergehend auszusetzen!
21.04.18
18:46
Johannes Disch sagt:
Es war sogar 2 Vorfälle dieser Art. In Herford und in Mönchengladbach. Wenn die türkischen Muslime glauben, sie müssten irgendwelchen vergangenen Schlachten gedenken-- und das auch noch in einem Gotteshaus-- dann sollen sie das bitte in Ankara und Istanbul tun, aber nicht in Gladbach und Herford. Die DTIB distanziert sich? Na, das beruhigt... Weniger beruhigend ist, dass die DITIB ihre Moscheen und Imame offenbar nicht im Griff hat. Lässt nur den Schluss, dass sich künftig jemand anderes darum kümmern sollte, wenn die DITIB das nicht gebacken bekommt.
21.04.18
19:21
Aiwan sagt:
daran merkt man wie Rückgratlos der Islam und die türkische Nationalität ist.
22.04.18
16:57
Ute Fabel sagt:
Schon Mohammed war Politiker, Feldherr und Prophet in Personalunion. Daher stehen diese Vorfälle mit den Ursprüngen der islamischen Religion voll in Einklang, die in ihrer jahrhundertelangen Geschichte immer auf das Engste mit der Politik verwoben war.
23.04.18
10:33
SoWas sagt:
@Johannes Disch: Zu "Offensichtlich ist die DITIB inzwischen entweder tatsächlich ein reiner Befehlsempfänger Erdogans oder sie kopieren alles, was der Herr und Meister zu Hause vormacht." Polemische Gegenfrage: War die DITIB jemals etwas anderes? Grüße
23.04.18
10:52
Emanuel Schaub sagt:
Also Aiwan ;ich kenne nur charaktervolle und liebenswürdige Menschen islamischen Gleubens, der Hingabefähigkeit (nicht in allen Punkten..den Inhalt des Islams betreffend) bewundere! Keine treibt siene Kinder zu martialischen "Spielchen" an Johannes! Gruss emanuel
23.04.18
10:57
Johannes Disch sagt:
Die beiden Vorfälle sind nun wirklich keine Petitessen. Eine lapidare Distanzierung ist da keineswegs ausreichend. Die Politik sollte darauf drängen, dass die Hintergründe aufgeklärt werden. Dass klar wird, wer auf die absurde Idee kam, diese Veranstaltungen zu machen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen. Wenn man Kinder in Uniform mit Spielzeugwaffen durch ein Gotteshaus marschieren lässt, ist die Grenze des Erträglichen erreicht.
23.04.18
14:14
Johannes Disch sagt:
@Sowas (Ihr 23.04.18, 10:52) -- "War die DITIB jemals etwas anderes?" (Sowas) Gute Frage. Die ganze Problematik hängt eng mit der aktuellen Situation/der aktuellen Regierung in der Türkei zusammen. So lange dort noch säkulare Parteien regierten, war die Verzahnung von DITIB und dem türkischen Staat kein Problem. Seit Erdogan ist es ein Problem.
24.04.18
13:34
Prinzessin Rosa sagt:
Wieder mal eine Steilvorlage dafür, das Islamische Religionskunde an den Schulen eingeführt werden sollte, so das die Kinder noch eine andere Interpretation kennen lernen. „Nationalismus“ ist nicht mit Koran und Sunna kompatibel . Wobei ich nicht negiere das es Menschen muslimischen Glaubens gibt die Nationalisten sind. Es ist dasselbe Problem wie mit den Nazis im 3. Reich. Das waren auch Christen, ihr Verhalten deckte sich aber nicht mit irgendeiner mir bekannten christlichen Kirche. Deswegen am besten gemeinsamer Religionsunterricht (Hamburg). Seine eigene Religion und die des Nachbarn bitte auch kennenlernen.
24.04.18
14:29
Dilaver Çelik sagt:
Ich frage mich, was daran so schlimm sein soll, wenn türkische Kinder in einem Theaterstück eine Schlacht im ersten Weltkrieg, in welchem deutsche und türkische Soldaten Seite an Seite gekämpft haben, nachstellen bzw. spielen. Es ist doch nicht das erste Mal, dass die Schlacht von Gallipoli im Rahmen von Gedenkfeierlichkeiten in Theaterstücken von Kindern nachgestellt werden, sondern seit Jahren schon so üblich und selbstverständlich. Und niemand hat sich daran gestört. Niemanden hat das aufgeregt. Die Türken haben nun mal auch ihre eigene Art von Erinnerungskultur. Und das ist hier in Deutschland ihr gutes Recht. Die (künstliche) Reaktion aus der Politik zeigt mir nur, was für unsichere Menschen unser Land regieren, die sich mal wieder wichtig machen wollen. Sowas sollte man nicht ernst nehmen. Unverständlich ist mir hingegen das Appeasement der DITIB. Anscheinend wollte sie nur beschwichtigen. Sehr souverän ist das gerade nicht.
29.04.18
21:34
1 2