Antisemitismus

Debatte über Antisemitismus in Deutschland hält an

Angriff auf ein Israeli in Berlin und die Echoverleihung. Die Debatte über den Antisemitismus in Deutschland hält an. Ein Überblick der Stimmen zu der aktuellen Debatte.

22
04
2018
Antisemitismus © shutterstock
Antisemitismus © shutterstock

Nach dem Angriff auf einen Kippa tragenden Israeli in Berlin und nach der Kontroverse um den „Echo“-Musikpreis hält die Debatte über Antisemitismus in Deutschland weiter an. Dabei geht es auch verstärkt um die Frage, was gegen den Antisemitismus zu tun ist?

Aus Sicht des Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, gibt es eine zu große Ignoranz vieler Deutscher gegenüber der Judenfeindlichkeit. Die Gefahren würden „von einem breiten Teil der Gesellschaft“ nicht erkannt“, sagte er der „Passauer Neuen Presse“. Viele glaubten offenbar, das gehe nur Juden etwas an, doch „das ist ein Problem für die gesamte Gesellschaft“.

Rechtsextremistische Gewalt

Antisemitismus werde inzwischen „frei gelebt“, kritisierte Schuster weiter. Zudem werde Judenhass oft auch von Flüchtlingen mitgebracht. Das Gros der antisemitischen Straftaten werde aber weiter als rechtsextremistische Gewalt registriert: „Hier müssen wir genauer hinschauen und differenzieren.“

In der „Welt am Sonntag“ forderte Schuster außerdem ein entschlossenes Vorgehen der Justizbehörden gegenüber dem mutmaßlichen Täter des Übergriffs in Berlin. Dieser sollte „mit der vollen Härte des Gesetzes zur Verantwortung gezogen werden“. Dabei sollte das Aufenthaltsrecht des aus Syrien stammenden Palästinensers „entsprechend der aktuellen Rechtslage geprüft werden. Wer hier einen dauerhaften Aufenthaltstitel erwerben will, muss sich rechtskonform verhalten“, forderte Schuster.

Ausweisungsmöglichkeit konsequent anwenden

Auch der Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Volker Kauder (CDU), sprach sich in der „Welt am Sonntag“ dafür aus, bei ausländischen Tätern die bestehenden Ausweisungsmöglichkeiten konsequent anzuwenden.

„Wenn die öffentliche Sicherheit und Ordnung derart gefährdet ist, dass das Grundinteresse unsere Gesellschaft nicht anders gewahrt werden kann, dann überwiegt das Ausweisungsinteresse“, ergänzte Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt. Antisemitismus müsse aber auch „durch Bildung und Prävention gesamtgesellschaftlich bekämpft werden – ob unter Deutschen, Muslimen, Migranten oder Geflüchteten“.

Wer sich in Deutschland antisemitisch verhalte, „wird mit der Härte des Rechtsstaats rechnen müssen“, sagte Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Dabei verwies sie auch auf einen Zusammenhang mit Zuwanderern aus arabischen Ländern, in denen Antisemitismus weit verbreitet sei. (KNA, iQ)

 

Leserkommentare

Sven Anatoli sagt:
Judenfeindlichkeit geht gar nicht. Christenfeindlichkeit geht auch definitiv nicht. Homosexuellenhass darf ebenfalls nicht sein. Korangläubige verfolgen ist genauso unzulässig. Religionskritik ist aber jederzeit gestattet - egal in welche Richtung.
22.04.18
21:13
Ute Fabel sagt:
@Sven Anatoli: "Religionskritik ist aber jederzeit gestattet - egal in welche Richtung." Richtig! Ich halte sowohl die christliche, islamische als auch jüdische Religion für verstandesfeindlichen Aberglauben mit Gefahrenpotential. Ich empfinde aber große Bewunderung für viele Ketzer jüdischer Abstammung. Der Wiener Politiker Hugo Breitner ist für mich ein ganz besonderes Idol. Er ist im Jahr 1900 aus der israelitischen Glaubensgemeinschaft ausgetreten, was meiner Meinung nach eine sehr gute, wegweisende Entscheidung war. Er hat nach dem ersten Weltkrieg in Wien auf höchst professionelle Weise den sozialen Wohnbau forciert, wovon Wien noch heute profitiert. Es war einfacht wunderbar, dass es sich den Nöten der gesamten Bevölkerung zugewendet hat, anstatt nur im Saft der eigenen religiösen Gruppe weiter zu schmoren. Hut ab vor solchen Menschen!
23.04.18
11:18
Andreas B sagt:
Leider bedient Josef Schuster ungewollt rechtsextreme Klientel mit seiner Forderung nach konsequenter Abschiebung von ausländischen Straftätern. Ich glaube im übrigen auch nicht, dass das unser Problem lösen wird. Natürlich muss gegen Antisemitismus (wie gegen jede andere Form des Rassismus auch) hart vorgegangen werden. Aber viel wichtiger ist Bildungsarbeit schon bei Kindern. Und da kann, soweit es sich um Muslime handelt, eben auch der Religionsunterricht eine gute Möglichkeit sein. Aber es darf nicht so getan werden, als sei Antisemitismus ein Problem, das uns die Migranten und Flüchtline gebracht hätten.
23.04.18
16:14
Ute Fabel sagt:
@ Andreas B: "Aber viel wichtiger ist Bildungsarbeit schon bei Kindern. Und da kann, soweit es sich um Muslime handelt, eben auch der Religionsunterricht eine gute Möglichkeit sein." Es gibt keine muslimischen, christlichen und jüdischen Kinder, genauso wenig wie es sozialdemokratische, grüne oder AfD-Kinder gibt. Es ist eine Unsitte, dass von Religionsvertretern immer versucht wird, Kinder zu schubladisieren. Übergreifender Ethikunterricht verbindet. Konfessioneller Religionsunterricht, in welchen Kinder nach dem Religionsbekenntnis ihrer Eltern aussortiert werden, schafft Barrieren.
24.04.18
13:13
Prinzessin Rosa sagt:
Antisemitismus und Rassismus jedweder coleur ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Und ich werde nicht müde das Selbstverpflichtungs-Projekt „Schule ohneRassismus - Schule mit Courage“ möglichst flächendeckend vorzuschlagen. Es ist sehr leicht auf einen medienwirksamen Zug aufzuspringen und seine Echos zurückzugeben. Geben nun auch alle ihre Oscars zurück da sie wissen das erst vor ein paar Jahren die erste Afroamerikanerin einen Oscar bekommen hat? Ein schweizerischer Jude sagte mal in einem Radiointerview das der Antisemitismus erst überwunden ist wenn man wieder über einen jüdischen Witz lachen kann. Starker Tobak, aber so gesagt und er hat nicht ganz unrecht. Dementsprechend sind wir in diesem Land noch nicht so weit... . Deutsche-Muslime-Migranten-Flüchtlinge steht im Text. Quizfrage: Welches Wort ist die Birne zwischen den Äpfeln? Richtig! „Muslime“ gehört nicht dazu! Sie haben 100Integationspunke gesammelt. Es gibt nämlich muslimische Deutsche, muslimische Migranten und muslimische Flüchtlinge. Ergo ist es attributiv und sekundär da es sich auf eine Religion bezieht und nicht auf den jeweiligen rechltlichenTitel oder Status einer Person bezueht. Dies war ein Beispiel von falsch angewendeter Sprache bei Politikern das man durchaus als rassistisch werten KANN. Muss man aber nicht, man könnte auch einfach sagen sie hat es zwar so gesagt, war sich aber über die Gefühle der Muslime (und zwar der deutschen, migrantischen und geflüchteten) wenn sie diesen Satz hören nicht im klaren. Um das klarzustellen, ich bin kein Fan von dieser Art von Rap, trotzdem wünsche ich mir auch da einen differenzierten Umgang.
24.04.18
14:01
Johannes Disch sagt:
@Andreas B (23.04.18, 16:14) Ich finde auch, dass die Forderung von Josef Schuster nicht der Weisheit letzter Schluss ist, ganz unabhängig davon, dass die Umsetzung juristisch schwierig wäre. Auch Zahlenspiele führen nicht weiter, wie beispielsweise, dass ca. 90% der antisemitischen Straftaten von Rechtsextremen verübt werden und "nur" 10% von Muslimen und muslimischen Flüchtlingen. Zur Wahrheit gehört auch: Der Antisemitismus ist in vielen Ländern des Nahen Ostens seit vielen Jahren virulent. Dass dies seine Ursache hauptsächlich in der politischen Situation hat (Palästina-Konflikt) macht die Sache nicht weniger schlimm. Durch Globalisierung, durch globale Migration, gelangen die Probleme dieser Regionen auch zu uns nach Europa und Deutschland, seien es die aktuellen Probleme der Türkei oder die des Nahen Ostens. Und hier helfen nur Bildung und Aufklärung, um die Konflikte zu entschärfen.
24.04.18
16:47
Manuel sagt:
@Andreas B: Ja, aber es kann auch nicht sein, dass der islamische Antisemitismus totgeschwiegen wird, weil er nicht in Ihr rosarotes Weltbild passt oder?
24.04.18
18:31
Johannes Disch sagt:
Der Präsident des Zentralrat der Juden n Deutschland; Schuster; hat Juden davon abgeraten, in der Öffentlichkeit eine Kippa zu tragen. Sorry, für diesen Ratschlag fehlt mir jedes Verständnis. Das ist nicht nur eine Kapitulation vor dem rassistischen Mob, sondern er erweist damit auch Musliminnen einen Bärendienst, denn ebenso gut könnte er Musliminnen den Ratschlag geben, in der Öffentlichkeit auf ein Kopftuch zu verzichten, weil Musliminnen wegen des Kopftuchs gelegentlich Opfer von Übergriffen werden.
24.04.18
18:56
grege sagt:
Die Vertreter der Islamverbände verhalten sich auffällig still.
24.04.18
21:25
grege sagt:
Das Thema Antisemitsimus sollte man unter Migranten genauso entschlossen bekämpfen, wie unter allen anderen Bürgern hierzulande auch. Aus einem falschen Toleranzverständnis heraus sollte man tunlichst Relativierungen oder Leisetreterei vermeiden. Diese Art von Antisemitimus ist importiert, da dieser in Syrien quasi per Staatsräson verordnet worden ist.
25.04.18
20:37
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