Islamfeindlichkeit in Österreich

3. Antimuslimischer Rassismus Report veröffentlicht

Die Dokustelle Österreich hat ihren „Antimuslimischen Rassismus Report 2017“ veröffentlicht. Im Jahr 2017 wurde einen Anstieg von islamfeindlichen Fällen um 21 Prozent gegenüber dem Vorjahr verzeichnet.

24
04
2018
Dokustelle präsentiert Antimuslimischen Rassismus Report 2016
Dokustelle präsentiert 3. Antimuslimischen Rassismus Report 2017 © Facebook Dokustelle Muslime, bearbeitet by iQ.

Der „Antimuslimischer Rassismus Report“ für das Jahr 2016 wurde veröffentlicht. Herausgegeben wird der Report von Dokumentations- und Beratungsstelle für Islamfeindlichkeit und Antimuslimischen Rassismus. Im Bericht werden Zahlen, Statistiken, Analysen und einige beispielhafte Fälle präsentiert. Das erste Mal erschien der Bericht für das Jahr 2015.

Im Jahr 2017 wurden insgesamt 309 islamfeindliche bzw. antimuslimisch rassistische Fälle dokumentiert. Im ersten Report des Jahres 2015 hingegen wurden 156 Fälle dokumentiert und im letzten Jahr 2016 256. Verglichen zum letzten Jahr verzeichnet die Dokustelle somit einen Anstieg von ca. 21%, das sind 53 Fälle mehr als im Vorjahr.

Wahlen stellen Höhepunkt der Angriffe dar

Auffällig sei, dass fast die Hälfte aller Beschmierungen im Jahr 2017 entweder in der Fastenzeit oder am anschließenden Ramadanfest begangen wurden. In der Zeit vor den Wahlen und auch am Wahltag kam es vermehrt zu antimuslimischen Angriffen.

Um nicht nur antimuslimischen Rassismus, sondern alle Formen von Diskriminierungen und Rassismen entgegenzuwirken fordert die Dokustelle vom BMI den Begriff „Islamfeindlichkeit“ statt „Islamophobie“ zu verwenden, da ein Angriff eine aktive Tat ist und nicht nur eine Einstellung. Außerdem empfielt die Dokustelle eine gesamtgesellschaftliche Sensibilisierung und Antirassismus Schulungen. „Besonders wichtig ist hier bereits frühzeitig anzusetzen und mit Hilfe staatlicher Förderung Workshops und Sensibilisierungsarbeit zum Thema Antirassismus in Schulen durchzuführen“, so die Dokustelle.

Islamfeindliche Tendenzen ermitteln

Ziel dieser Dokumentierungs- und Beratungsstelle sei es, zum einen Betroffenen Unterstützung zu bieten und zum anderen anhand vorhandener Zahlen und Fakten Tendenzen in der Gesellschaft zu ermitteln. Hierbei wird zwischen Hassverbrechen/hate crime, Verhetzung/Hassrede/hate speech, Diskriminierung, verbalem Angriff, Beschmierung (halb) öffentlicher Plätze, die an muslimische Institutionen gerichtete Islamfeindlichkeit und die Kategorie Sonstiges unterschieden.

Die Dokustelle ist eine Dokumentations- und Beratungsstelle, die spezialisiert ist auf die Themengebiete “Islamfeindlichkeit” und “antimuslimischer Rassismus”. Sie wurde im Dezember 2014 errichtet, um den antimuslimischen Rassismus zu dokumentieren und Betroffene zu beraten und ist somit die einzige etablierte Fachstelle ausschließlich für Islamfeindlichkeit und antimuslimischer Rassismus in Österreich. Die Dokustelle ist ein Projekt der Initiative muslimischer Österreicherinnen und Österreicher (ein Fachverein der IGGÖ).

Leserkommentare

Ute Fabel sagt:
Der Islam ist keine ethnische Gruppe. Deshalb kann es keinen "antiislamischen Rassismus" geben. Es gibt auch keinen antimaoistischen Rassismus. Gerade das Bekanntwerden der militärischen Exerzierübungen, die kürzlich in deutschen und österreichischen Moscheen stattgefunden haben, lässt diese Statistik verzerrend erscheinen, in der vor allem Schmierereien erfasst werden. Wenn man schon Straftaten gegen islamischen Einrichtungen gesondert erfasst, dann sollte man auch Fehlverhalten in islamischen Einrichtungen, durch Muslime oder im Namen des Islams gesondert erfassen. Ansonsten sind solche Statistiken nicht anderes als Propagandamaterial, um einen eindimensionalen Opfermythus ausfzubauen. Straftaten sind immer zu verurteilen. In Wien wurde ein säkulärer, kemalistischer türkischer Verein vor einiger Zeit Opfer eines Brandanschlags mit großem Sachschaden, der in dieser Statistik nicht aufscheint.
24.04.18
15:26
Sven Anatoli sagt:
Gibt es übrigens auch eine etablierte Fachstelle bzw. Dokustelle für Ungläubigenfeindlichkeit des Islam und antichristlichen/antijüdischen Rassismus in Österreich?
28.04.18
19:55
Johannes Disch sagt:
@Ute Fabel (Ihr Post 24.04.18, 15:26) Sie können es offenbar nicht lassen! Immer wieder die gleichen Einwände zu bringen, die hier schon unzählig häufig widerlegt wurden. Von wegen, da der Islam keine Ethnie sei, könne es keinen antiislamischen Rassismus geben. Mit Verlaub, damit übernehmen Sie genau die Argumentationsmuster rechtsextremer Rassisten. Die "argumentieren" genauso. Rassismus hat nichts mit Ethnien zu tun, sondern ist längst auch ein akzeptiertes und bewährtes Konzept in den Sozialwissenschaften, Abteilung "Vorurteilsforschung." 2 häufig gebrauchte Definitionen stammen von dem US-Sozialwissenschaftler George M. Frederickson und von dem international wohl bekanntesten Rassismusforscher, dem Tunesier Albert Memmi. Da ich die Definitionen hier schon oft gepostet habe, spare ich es mir hier. Dieses Hamsterrad hier kann einem nämlich auf den Keks gehen. Permanent Einwände zu wiederholen, die längst widerlegt wurden, Tatsachen zu ignorieren, wissenschaftliche Erkenntnisse zu ignorieren, das ist kein reifes Diskussionsverhalten, sondern einfach nur infantil. Zudem lassen sich die Rassismus-Definitionen dieser beiden anerkannten Experten leicht im Netz finden. Einen guten Überblick zum Thema findet sich auf der Website von "humanrights.ch", Stichwort "Rassismus. Die wichtigsten Definitionen."
01.05.18
9:26
Ute Fabel sagt:
@ Johannes Disch: In Österreich jammert die rechtspopulistische FPÖ schon seit den 1980er-Jahren über angebliche Ausgrenzung und Hetze, der sie zum Opfer falle. Gerade eben wurde der Literat Josef Winkler - laut FPÖ ein „linker Hassprediger“- angezeigt, weil er in einer Reden gemeint habe, die Urne des verunglückten langjährigen FPÖ-Vorsitzenden Jörg Haider sollte man besser ins Gefängnis verfrachten. Hätte der Kabarettist Dieter Nuhr etwas Vergleichbares über Mohammed gesagt, würde er mit dieser Aussage sicher in Islamophobie-Jahresberichten landen. Mein Tipp an die rechtspopulistische und die islamische Rechte: Habt weniger Selbstmitleid! Übt mehr Selbstkritik!
01.05.18
14:44
Johannes Disch sagt:
@Ute Fabel Die Grenze zwischen Satire und Diskriminierung/Verunglimpfung ist sicher nicht immer leicht zu ziehen, aber meistens. Gegen Dieter Nuhr gab es ja eine Anzeige. Das Gericht hat diese aber nicht angenommen. Nuhr ging problemlos als Satire durch. Wenn aber "PEGIDA" auf Transparenten titelt "Islam ist Karzinom", dann ist das sicher nicht mehr ganz so lustig. So, die "FPÖ" beschwert sich, sie würde ausgegrenzt?? Ach, das ist typisch für die Rechten. Ausgrenzung und Hetze gegen Andere, das ist das Kerngeschäft solcher Parteien. Gilt für die FPÖ wie auch für die AfD. Aber selbst sind diese Parteien unglaublich empfindlich.
03.05.18
14:31
Johannes Disch sagt:
@Ute Fabel Ich gebe Ihnen recht damit, dass eine gewisse Gelassenheit allen Beteiligten gut tun würde. Nicht jede Provokation rechtfertigt einen medialen Hype.
03.05.18
14:48