Hamburg

Schura übt scharfe Kritik an Kopftuchverbotsdebatte

Die Schura Hamburg kritisiert das Vorhaben der NRW-Landesregierung ein Kopftuchverbot für junge Mädchen zu erlassen und bezeichnet es als verfassungswidrig. Dies sei lediglich eine Phantomdebatte.

02
05
2018
SCHURA Hamburg, Muslimfeindlichkeit © Facebook, bearbeitet by iQ
SCHURA Hamburg, Muslimfeindlichkeit © Facebook, bearbeitet by iQ

In einer aktuellen Stellungnahme kritisiert die Schura Hamburg die in NRW geführte Debatte über ein Kopftuchverbot für junge Mädchen. Der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages habe sich bereits mit der rechtlichen Zulässigkeit eines solchen Verbotes befasst und sei zu dem Schluss gekommen, „dass das Tragen einer islamischen Kopfbedeckung in die Schutzbereiche der Religionsfreiheit und des religiösen Erziehungsrechts der Eltern fällt.“ Verfassungsrechtlich sei ein solches Verbot also nicht zulässig.

„Es ist bemerkenswert, dass dies von einigen Politikern jetzt ignoriert wird und sie Sonderregelungen für Muslime einfordern lässt. Ein Kopftuchverbot für Schülerinnen müsste konsequenterweise mit einem Verbot für das Tragen sämtlicher religiöser Symbole einhergehen und würde z.B. auch Halsketten mit Kreuzen, Turbane der Sikhs oder Kippas betreffen.“, so Daniel Abdin, Vorsitzender der Schura. Dies bestätige den Verdacht, dass es sich bei dem Vorstoß der NRW-Landesregierung lediglich um eine Phantom-Debatte handle.

Die Bildungsreferentin Özlem Nas kritisiert darüber hinaus den fehlenden Bedarf für eine solche Debatte. Es gäbe keine validen Studien, die nahelägen, dass ein solches Verbot notwendig sei, um etwaige Kindeswohlgefährdung oder dergleichen zu bekämpfen. Es sei nicht einmal bekannt, wie viele Kinder tatsächlich von einem solchen Verbot betroffen wären. Die permanente Fokussierung auf das Kopftuch sei für muslimische Frauen belastend. Sie lenke von essentielleren Themen wie die fehlende Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt oder die Diskriminierungserfahrungen im Alltag ab.

Solche Phantomdebatten verschärften außerdem das ohnehin schon angespannte Klima in der Gesellschaft. Die Leidtragenden seien oft muslimische Kinder und ihre Eltern. „Schura erreichen Meldungen von Eltern, die beinhalten, dass Lehrkräfte vermehrt Druck auf muslimische Schülerinnen ausüben, damit diese ihr Kopftuch abzulegen. Ein Zwang sowie ein Verbot sind Maßnahmen, die auch aus pädagogischer Perspektive kontraproduktiv sind. Sie sind gleichermaßen belastend für die Schülerinnen und können sie in Konflikt mit ihrer religiösen Identität sowie der religiösen Praxis in ihrem Elternhaus bringen“, so Naz.

Leserkommentare

Manuel sagt:
@Johannes Disch: Wie wäre es denn gleich mit einer Burka, dann sind alle Schülerinnen schön verhüllt und Sie können klatschen, wäre doch in Ihrem Interesse, schön alle Dogmen des Islams erfüllen, auch wenn sie noch so rückständig sind.
06.05.18
18:35
Manuel sagt:
@Johannes Disch: Nazis haben sich mit Islamisten übrigens bestens verstanden!
06.05.18
18:37
Ute Fabel sagt:
@Johannes Disch: "Aber NRW hat offenbar noch immer nichts dazu gelernt, und will jetzt auf die Kleinsten-- auf Schülerinnen-- los." Kinder dürfen nicht zu bloßen Objekten der Religions- oder Weltanschauungsausübung ihrer Eltern degradiert werden. Durch die geplante Maßnahme soll dem Schutz der Kinderrechte ein erhöhtes Augenmerk zugedacht werden. Richtigerweise sollte es eine diskriminierungsfreie religions- und weltanschauungsübergreifende Regelung geben. Es ist weder wünschenswert, dass dogmatische Moslems Minderjährige in Religionsuniform zur Schule schicken, noch dass PEGIDA-Aktivisten ihre Kinder während des Unterrichts in ein PEGIDA-Shirt stecken.
07.05.18
10:32
Johannes Disch sagt:
@Ute Fabel (07.05.18, 10:32) Eltern haben das Erziehungsrecht, das auch das Thema Religion mit einschließt. Das ist ein Grundrecht. Das Vorhaben der NRW-Landesregierung ist verfassungswidrig. So haben sich viele maßgebende Gremien bereits deutlich positioniert und NRW vor dem Vorhaben gewarnt. Warten wir einfach mal ab, wie weit Laschet & Co ihr verfassungswidriges Vorhaben tatsächlich treiben... Karlsruhe würde sich freuen, NRW abwatschen, und damit wäre die Regierung dermaßen bis auf die Knochen blamiert, dass sie umgehend abtreten könnte.
08.05.18
20:20
Kritika sagt:
@ Herr Joh. Disch Johannes Disch sagt: @Kritika (03.05.18, 23:48) « Wir haben keine Umfragedemokratie. » ------------- Stimmt! Trozdem betreiben wir eifrig Demoskopie -- und geben viel Geld dafür aus. Unsere Volksvertreter und die Presse -- und sogar Kritika -- nehmen die UmfrageErgebnissse -- zurecht -- ernst. Übrigens, "Überfremdung" ist ein Begriff der Nazi-Ideologie -------- Wusste ich nicht; das wissen Sie (als vermuteter Deutscher) sicher besser als ich, (als EuroAusländer) Dennoch, wenn Sie den Begriff versuchen emotionslos und wertelos zu betrachten, liefert er einfach das Verhältnis Autochtonen zu Allochtonen. Nur deshalb, weil Nazies einen Ausdruck verwendeten, vielleicht missbrauchten, kann der doch nicht auf alle Zeit für umgangssprachlicher Gebrauch gesperrt = tabu sein. Den Gefallen sollten wir den Nazies nicht tun. Gruss, Kritika
19.05.18
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