Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann verteidigt den Kreuz-Erlass des Kabinetts. Experten erkennen den Missbrauch von religiösen Symbolen.
Die Debatte um das Aufhängen von Kreuzen in bayerischen Behörden schlägt auch auf dem Katholikentag Wellen. Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU), der die Kabinettsvorlage miterarbeitet hatte, verteidigte den Beschluss am Samstag in Münster: „Unseren Werten soll mit dem Kreuz sichtbarer Ausdruck gegeben werden“, erklärte er. „Es soll zudem eine Einladung an alle sein, Nächstenliebe und Menschenwürde zu leben.“ Das Kreuz könne niemals ausgrenzen. Es sei kein bayerisches, nationales oder staatliches Symbol.
Hinter dem Erlass stehe auch die Erwartung, dass die Religionen einander respektieren sollten, so Herrmann. „Wir werden den Frieden nicht erreichen, wenn wir die Religion aus dem öffentlichen Raum verdrängen, sondern nur durch gegenseitigen Respekt.“
Jouanna Hassoun, Vorstandsmitglied der Hilfsorganisation Transaidency und Muslimin, betonte, das Kreuz sei für sie ein selbstverständliches Symbol. Im Wahlkampf werde „unglaublich am rechten Rand gefischt“ und „extrem polarisiert“. In dieser Hinsicht störe sie die Debatte um das Kreuz, wenn auch nicht das Kreuz selbst. Am 14. Oktober wählt der Freistaat ein neues Parlament.
Der Theologe Ulrich Hemel sagte, Religionen seien grundsätzlich anfällig für Missbrauch. Das gelte auch für das Kreuz. Für eine sinnvolle Auseinandersetzung brauche es „ein Minimum an religiöser Sprachfähigkeit“, das jeder Mensch unabhängig vom persönlichen Glauben haben solle. Hemel, der Vorsitzender des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU) ist, sagte, viele Debatten seien undifferenziert. Auch manche Medienvertreter hätten von Religiösem keine Ahnung. (KNA, iQ)