Islamfeindlichkeit

Es wird immer schlimmer, but who cares?!

Islamfeindliche Angriffe auf muslimische Frauen häufen sich. Eine klare Ansprache der Vorfälle bleibt aber aus. IslamiQ-Redakteur Muhammed Suiçmez schreibt über seine Angst vor Angriffen auf seine Frau, Mutter und alle muslimischen Frauen.

12
05
2018
Muslimin mit Kopftuch-Islamfeindlichkeit
Muslimin mit Kopftuch-Islamfeindlichkeit

In Berlin-Spandau wurde eine Muslimin von einem fremden Mann aufgrund ihres Kopftuches geschlagen, da sie ihm auf Nachfrage mitteilte, dass sie Muslimin sei und ihr Kopftuch gerne trage.“[1]

„Einem 11-jährigen Mädchen wurde das Kopftuch von einem Unbekannten heruntergerissen. Das Mädchen stand an der Bushaltestelle, als der Täter von hinten nach ihrem Kopftuch griff und es ihr vom Kopf zog.“[2]

Zwei Frauen, zwei islamfeindliche Vorfälle, die keine große mediale Aufmerksamkeit erhalten haben, but who cares? Auch wenn ich als muslimischer Mann nicht direkt davon betroffen bin, so sehe ich mich in der Verantwortung mich dagegen stark zu machen und darüber zu schreiben, weil meine Frau, meine Mutter, meine Familienmitglieder oder meine Mitmenschen aufgrund der politischen Lage jederzeit davon betroffen sein können.

Wie die obigen Beispiele zeigen, leiden muslimische Frauen am stärksten unter der Islamfeindlichkeit. Hierbei stellt sich folgende Frage: Wird es denn besser wenn sie das Kopftuch ablegen? Wohl kaum! Der Islam wäre nicht mehr sichtbar, doch die Islamfeindlichkeit würde bleiben. 

Im vergangenen Jahr gab es in Deutschland mindestens 950 Angriffe auf Muslime, davon 60 auf Moscheen und Kulturvereine. Das geht aus einer Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Kleine Anfrage der Linken-Fraktion hervor. Unter anderem Hetze gegen Muslime oder muslimische Flüchtlinge im Internet, Drohbriefe, Angriffe auf Kopftuch tragende Frauen oder muslimische Männer auf der Straße. Islamfeindliche Straftaten werden jedoch erst seit 2017 erfasst, so dass keine Vergleichszahlen vorhanden sind. 

Während der frischgekürte Bundesinnenminister Horst Seehofer Muslime mit seinem Satz „Der Islam gehört nicht zu Deutschland“ ins Abseits stellt, stellen Politiker wie Armin Laschet und Serap Güler junge kopftuchtragende Mädchen vor die Zielscheibe, mit dem Vorwand sie mit einem Kopftuchverbot zu schützen, verstärken jedoch nur ein Feindbild: die kopftuchtragende muslimische Frau.

Die alleinige Erfassung von Straftaten reicht aber nicht aus. Der Staat muss handeln und Täter verurteilen. Doch was macht die aktuelle Regierung? Sie sieht nichts, hört nichts und handelt nicht. Muslime erwarten nicht, dass Menschen auf die Straßen gehen und sich mit der muslimischen Frau solidarisieren, indem sie Kopftücher tragen. Aber Medien und Politik müssen sich gegen jede Art von Rassismus und Feindlichkeit engagieren, auch gegen Islamfeindlichkeit.

 

 

 

 

[1] https://www.islamiq.de/2018/05/09/frau-wegen-ihres-kopftuchs-geschlagen/

[2] https://www.islamiq.de/2018/05/01/mann-reisst-maedchen-kopftuch-herunter/

Leserkommentare

gregek sagt:
@ Herr Disch Sie können mit hier noch so vielen Quellen aufwarten. Solange man diese mit unterschiedlichem Maß bewertet, bewegen sich Fazits und Schlussfolgerungen auf bescheidenem Niveau. Um es mal in der Fußballersprache zu probieren: Für ein regelkundigen Schiedsrichter, der bei der einen Mannschaft bloße Berührungen als Foulspiel wertet, bei der anderen Manschaft grobe Fouls toleriert, ist das Negativurteil vorprogrammiert. Die Koopermann Studie belegt eineindeutig, wie tief Extremismus innerhalb der muslimischen Communities verankert ist. Wer sich hierbei auf den Islam bezieht, handelt sachlich völlig korrekt und bleibt den Maßstäben, die gegenüber anderen Religionen und Weltanschauungen praktiziert werden, treu. Die Beharrung auf die Unterscheidung zwischen Islam und Islamismus kommt dabei einem armseeligen und sinnfreien Störfeuer gleich.
30.06.18
20:35
Johannes Disch sagt:
@grege (29.06.18,0:05) ---."...sodass auf die Unterscheidung zwischen der Religion im allgemeinen und extremistischen Strömungen getrost verzichtet werde kann." (grege) Dass dieser Satz ein intellektueller Offenbarungseid ist, das habe ich bereits erwähnt. Man kann es auch kürzer fassen: Dass es sich beim Islam und beim Islamismus um zwei unterschiedliche Phänomen handelt, ist ein historisches Faktum.
30.06.18
21:02
Johannes Disch sagt:
Dass Islamfeindlichkeit steigt, das ist ein Faktum. Und das wird nicht weniger schlimm durch Hinweise auf islamischen Extremismus. Beides gilt es zu bekämpfen. Eine Selbstverständlichkeit. Durch ein Aufrechnen wird dies jedoch erschwert. Erschwert wird es weiterhin durch eine Unkenntnis weiter Teile der deutschen Bevölkerung, die sich nicht wirklich für das Thema interessiert, sondern sich durch Schlagworte leiten lässt. Dass die meisten Deutschen ihre Kenntnisse zum Thema "Islam" laut "Infratest dimap" von Abdel-Samad haben--- das ist ohne Worte. Den meisten Deutschen fehlen schlicht die Grundkenntnisse zum Thema. Und sie sind noch nicht einmal daran interessiert, welche zu bekommen. Die Deutschen haben mal wieder das, was sie am liebsten haben: Angst. Diesmal halt vor dem Islam. Früher waren es die Inflation, die Arbeitslosigkeit, etc. Heute ist es eben der Islam. Das ist dem Deutschen egal-- Hauptsache: Angst. Der Deutsche glaubt, er hätte ein Recht, von den Problemen dieser Welt unbehelligt zu bleiben: Vor der Globalisierung, vor der Migration, vor...-- na ja, vor allen Problemen dieser Welt. Die Realität ist eine andere. Grundlegende Kenntnisse über den Islam fehlen, grundlegende Differenzierungen ("Islam"/"Islamismus") werden mit fadenscheinigen Einwänden bestritten. Liest man diese Post, dann stellt man nur eines fest: Völlige Ahnungslosigkeit. Völliges Desinteresse. Was wir 2015 erlebt haben, war nur der Anfang. Der Nahe Osten befindet sich in Auflösung. Und dieser Prozess wird noch 1 bis 2 Jahrzehnte andauern. Und in dieser Zeit werden Menschen zu uns kommen, die meisten davon islamischen Glaubens. Wenn schon heute Islamfeindlichkeit immer mehr zunimmt-- und damit spanne ich den Bogen zu diesem Artikel--- , wo die Probleme noch recht moderat sind; wie soll das dann erst werden, wenn die Flüchtlinge aus dem Jemen kommen??? Integration ist eine Jahrhundertaufgabe! Es ist DIE Aufgabe, vor der Europa steht! Und dabei sind Themen wie "Kopftuch" und "Burkini" lächerliche Kleinigkeiten. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden braucht Europa "Basics." Europa braucht Grundkenntnisse über die Kultur und Geschichte der Menschen, die zu uns kommen. Einer der wesentlichen Unterscheidungen, die es braucht, ist die zwischen der vielfältigen Geschichte der Weltreligion und Weltzivilisation Islam und der totalitären Ideologie des Islamismus. Diese Unterscheidung ist kein Luxus aus dem akademischen Elfenbeinturm, sondern elementar für die Praxis. Wo diese elementare Unterscheidung fehlt, nimmt Islamfeindlichkeit zu, wie der Artikel zeigt. Die Aufgabe, vor der wir stehen.
02.07.18
1:56
grege sagt:
Der Verweis auf den islamischen Extremismus, der ebenso prompt bei Ihnen und Islamvertretern die Ablenkung auf die Islamfeindlichkeit hervorruft, stellt keine Retourkutsche dar, sondern soll lediglich die doppelbödige Bewertungsmoral vor Augen führen. Mit dem Vorwurf der pauschalen Islamfeindlichkeit werden komplette Menschengruppen in westlichen Ländern stigmatisiert in einem Stil, den man gegenüber Muslimen und dem Islam als rassistisch erachtet. Rassismus kann man aber nicht mit Rassismus bekämpfen. Wie ich schon mehrmals sagte gegenüber anderen Religionen wird ebenso, insbesondere in Feierabenddiskussion, auf haarfeine und letztenendes sinnfreie Differenzierungen zwischen einer Religion und deren extremistische Auswüchse verzichtet. Das Christentum selber wird mit den Kreuzzügen oder den Hexenverbrennungen in Verbindung gebracht. Punkt. Diese eindeutige Verknüpfung wird von den meisten Christen als historische Tatsache anerkannt und nicht mit fadenscheinigen Differenzierungsversuchen negiert oder leisegetreten. Warum sollte eine ähnliche Betrachtungsweise gegenüber dem Islam und den Muslimen fehlplatziert sein. Studien bestätigen doch, dass innerhalb der muslimischen Communities ein Extremismusproblem grassiert, selbst Bassam Tibi hat dieses Problem identifiziert und der deutschen Politik Naivität im Umgang mit den Islamverbänden bescheinigt, die nicht Teil der Lösung, sondern des Problems darstellen, wie man eindeutig einem Interview in der Züricher Zeitung entnehmen kann. Zudem äußert Tibi den Vorwurf, dass Islamkritik per se dämonisiert wird, eine Haltung, die leider auch in diesem Forum verbreitet ist. Leider Gottes haben einige Islamversteher und Islamvertreter bisher nicht verstanden, dass Kritik keine Stigmatisierung bedeutet, sondern vielmehr ein unverzichtbares Instrument für die Beseitigung von Missständen. Die Skepsis gegenüber dem Islam ist nicht nur in Deutschland sondern ausnahmslos in allen europäischen Ländern verbreitet, Tendenz steigend. Ursache ist weniger die Eigenbrödlerei mancher Deutsche als vielmehr der grassierende Terrorismus und der Extremismus in Paarung mit dem katastrophalen Auftreten der führenden Islamverbände, was bereits mehrfach auch Tibi kritisch angemerkt hat. Vor dem Hintergrund sind es nicht wenige hier lebende Muslime, die wenig über andere nichtislamisch geprägte Lebenskulturen wissen und daher dringend ihre Defizite beseitigen müssten. Schließlich wollen Muslime hier leben, und nicht Andersgläubige in einem islamischen Staat.
03.07.18
22:08
Johannes Disch sagt:
@grege Ihre Post sind nur eines: Peinlich. Jeder, der ihr Dampfgeplauder liest, merkt schnell, dass Sie keine Ahnung haben von der Materie. Statt reflexartig gegenposten: Einfach meinen Literaturempfehlungen folgen und bis dahin: schweigen! Ist eine Tugend, das Schweigen..... Sollten Sie Fragen haben wegen der Grundlagenlektüre, stehe ich gerne zur Verfügung. Vorher werde ich natürlich Rückfragen stellen, um mich zu vergewissern, dass Sie sich mit der von mir empfohlenen Lektüre auch tatsächlich ERNSTHAFT beschäftigt haben!!! Und bis dahin gilt für Sie: Schweigen! Hängt mit Dingen zusammen wie: "Selbstwertgefühl", "Selbstachtung", etc. Sollte Ihnen der Begriff "Selbstachtung" nichts sagen: Dann einfach weiter posten!
03.07.18
23:38
grege sagt:
@ Herr Disch vielen Dank für Ihre Ratschläge und IhrerAnteilnahme. Mit meiner Meinung gegenüber dem Islam konnte ich mich ganz gut behaupten, insbesondere durch eine konsistente Haltung unabhängig von religiöser Herkunft sowie kultureller Zugehörigkeit. Von daher müssen Sie sich meiner Wenigkeit wegen nicht bemühen und sollten stattdesse Zeit und Energie für Ihre Selbstoptimierung verwenden. Empathie und aktives Zuhören wären hier an erster Stelle zu nennen, aber da möchte ich mich jetzt nicht weiter wiederholen. Diese Diskussion hat offenbar schon lange die sachliche Ebene verlassen, daher sollten wir diese jetzt beenden und wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.
07.07.18
6:23
Johannes Disch sagt:
@grege (07.07.18, 6:23) Wenn man die elementare Unterscheidung zwischen der 13 Jahrhunderte alten Religion des Islam und der historisch jungen totalitären politischen Bewegung des Islamismus bestreitet, dann hat die Diskussion tatsächlich die sachliche Ebene verlassen.
10.07.18
10:12
grege sagt:
@ Disch auch die dunklen Kapitel sind nun mal Bestandteil einer Religion, ist beim Christentum auch nicht anders. Wenn Ihnen diese Betrachtung zuwider ist, sollten Sie Islamwissenschaftler wie Dr. Ourghi oder Professor Nagel ebenso in einem Wochenendseminar aufklären und den Herren bei Weigerung mit Aberkennung der akademischen Titel drohen.
11.07.18
21:09
Johannes Disch sagt:
@grege Dass die dunklen Kapitel der Geschichte einer Religion auch Thema sein muss, das bestreitet doch niemand. Man darf aber nicht alles über einen Kamm scheren und den Islam für alles verantwortlich machen, was schief läuft in der islamischen Welt. Um das richtig einordnen zu können muss man trennen zwischen einer friedlichen Interpretation und Lebensweise des Islam-- der die meisten Muslime anhängen-- und den totalitären Strömungen, die historisch jungen Datums sind.
13.07.18
10:59
Johannes Disch sagt:
@grege(11.07.18, 10:12) Es geht hier nicht um die dunklen Kapitel einer Religion. Dass man auch diese thematisieren soll, das bestreitet niemand. Und das wird auch getan. Es geht um die Tatsache, dass Sie die Trennung zwischen einer Religion und ihren extremistischen Auswüchsen negieren bzw. für obsolet halten. Die Trennung zwischen der 1300 Jahrhunderte alten Religion des Islam und dem historisch jungen Phänomen des Islamismus ist elementar, um dem Thema gerecht zu werden. Darum geht es! Und nicht um die dunklen Kapitel einer Religion. Fundierte Sozio-ökonomische und historisch- politische Kenntnisse des Nahen Ostens sind notwendig, um zu verstehen, was in dieser Region grade passiert. Und nicht "Islamkritik."
16.07.18
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