Bundestag

Weidel und die „Kopftuchmädchen“ – AfD-Ärger im Bundestag

Schlagabtausch mit Provokation: Bei der Aussprache über den Etat der Kanzlerin geht es im Bundestag hoch her – die AfD weiß, wie sie für Aufregung sorgen kann. Alice Weidel griff die Einwanderungspolitik der Bundesregierung an und sprach von „Kopftuchmädchen“.

17
05
2018
AfD, Alice Weidel, Spitzenkandidatin © Facebook, bearbeitet by iQ.
AfD, Dr. Alice Weidel © Facebook, bearbeitet by iQ.

Mit einer provokanten Kritik an der Flüchtlingspolitik von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat AfD-Fraktionschefin Alice Weidel für Empörung im Bundestag gesorgt. „Burkas, Kopftuchmädchen und alimentierte Messermänner und sonstige Taugenichtse werden unseren Wohlstand, das Wirtschaftswachstum und vor allem den Sozialstaat nicht sichern“, sagte sie am Mittwoch in der Aussprache über den Haushalt 2018. Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble tadelte sie dafür. Weidel diskriminiere damit alle Frauen, die Kopftuch tragen, sagte der CDU-Politiker. „Dafür rufe ich Sie zur Ordnung.“

Aus dem Plenum waren nach Weidels Äußerung Buh- und Pfui-Rufe zu hören. Merkel ging nicht auf Weidel ein. Unions-Fraktionschef Volker Kauder (CDU) betonte dagegen: Das habe „null“ mit einem christlichen Menschenbild zu tun. „Was Sie heute gemacht haben, ist das glatte Gegenteil davon. Dafür sollen Sie sich schämen.“ Der Grünen-Politiker Cem Özdemir meinte zu Weidel: „Es sitzen Rassisten im Bundestag.“

Wer den Ablauf einer Sitzung stört, kann vom Bundestagspräsidenten zur Ordnung gerufen werden. Gegen einen Ordnungsruf können Betroffene bis zum nächsten Sitzungstag einen schriftlich begründeten Einspruch einlegen. Dieser ist auf die Tagesordnung zu setzen, vom Bundestag wird dann ohne Aussprache darüber entschieden.

Weidel selbst kündigte nach ihrer Rede an, gegen Schäubles Ordnungsruf Einspruch einzulegen. „Diese Rüge ist völlig ungerechtfertigt gewesen, bei dem ganzen Reigen mit dem wir ständig überschüttet werden“, sagte sie im ZDF. Sie habe mit der Äußerung auf die Ungleichbehandlung von Frauen und Männern im Islam hinweisen wollen, die überhaupt nicht kompatibel mit dem Grundgesetz sei.

Es war das erste Mal, dass die AfD als größte Oppositionspartei eine Generaldebatte im Bundestag eröffnen durfte. Die Generalaussprache ist traditionell der Höhepunkt der Haushaltsberatungen – Regierung und Opposition nutzen die Aussprache über den Kanzleretat stets für einen Schlagabtausch. (dpa, iQ)

Leserkommentare

Andreas B sagt:
Ich verstehe offenbar die Sprache von Frau Weidel nicht. Aus dem Gesagten höre ich keinen Hinweis auf die Ungleichbehandlung von Frauen und Männern im Islam. Ich höre da nur, dass es verschiedene Sorten von Taugenichtsen geben soll, nämlich "Kopftuchmädchen, alimentierte Messermänner und sonstige Taugenichtse". Das ist doch nichts anderes, als einfach nur Beleidigung. Deswegen wurde sie von Herrn Schäuble auch zu recht gerügt.
17.05.18
13:48
Johannes Disch sagt:
Das war unsäglich! AW ist selbst für AfD-Verhältnisse echt krass unterwegs.
18.05.18
8:39
Emanuel Schaub sagt:
Hi ,mir ist gerade ein Gedanke gekommen :Wer ist mutig genug ,umWeidel ein KOPFTUCH!! oh Graus ... überzustülpen..(oder wie sagt man... dazu?) gruss emanuel
18.05.18
16:59
Ute Fabel sagt:
Ich bin absolut keine Anhängerin der AfD und schon gar nicht von Frau Weidel. Der von ihr in der Rede in abschätziger Weise verwendete Begriff "Kopftuchmädchen" sollte aber kein Anlass zur Hysterie sein. In 1990er-Jahren wurden in Österreich die meist jungen, smarten aber substanzlosen Emporkömmlinge des mittlerweile verstorbenen Rechtspopulisten Jörg Haider von den Medien und politischen Gegnern beharrlich und pauschal als "Buberl-Partie" verspottet. Plakative Etikettierungen gehören zur politischen Konfrontation in einer pluralistischen Demokratie. Wichtig wäre, dass SPD, CDU, FPD, Grüne und Linke viel mehr Mut in der Auseinandersetzung mit der Ungleichbehandlung der Geschlechter in den diversen Religionen entwickeln. Betreffend den Islam ist tatsächlich nicht einsichtig, warum männliche Moslems die von ihrem Haupthaar ausgehenden erotischen Reize nicht mit einer Kopfbedeckung abdecken, während das für Frauen von manchen als unverzichtbare religiöse Pflicht betrachtet wird.
29.05.18
7:56