Markus Grübel, Beauftragter der Bundesregierung, wirft der AfD vor, mit ihrer islamfeindlichen Agenda mitverantwortlich zu sein für die zunehmenden Übergriffe auf Muslime.
Der Beauftragte der Bundesregierung für Religionsfreiheit, Markus Grübel (CDU), hat der AfD vorgeworfen, mit negativen Äußerungen über den Islam Übergriffe auf Muslime zu befördern. „Wenn Alice Weidel abfällig von ‚Kopftuchmädchen‘ spricht, bereitet sie den Nährboden für feindselige Handlungen gegenüber Muslimen“, sagte Grübel der „Welt“ am Dienstag. Seit Jahren sinke die Hemmschwelle, fremdenfeindliche Parolen auszusprechen, die früher „unsagbar“ gewesen wären.
Die AfD-Fraktionsvorsitzende Weidel hatte am Mittwoch im Bundestag eine stark gewachsene Zuwanderung, vor allem durch Muslime, kritisiert. Sie sprach davon, dass Deutschland zu einem grenzenlosen Einwanderungsland für Unqualifizierte und einem Auswanderungsland für Hochqualifizierte geworden sei. „Burkas, Kopftuchmädchen und alimentierte Messermänner und sonstige Taugenichtse werden unseren Wohlstand, das Wirtschaftswachstum und vor allem den Sozialstaat nicht sichern“, so Weidel wörtlich.
Zuletzt hatte es mehrere Übergriffe auf kopftuchtragende Frauen gegeben. Grübel sagte der Zeitung: „Es ist unerträglich, dass muslimische Frauen und Männer auf offener Straße angegriffen werden.“ In Deutschland müsse jeder Mensch seine religiöse Überzeugung nach außen sichtbar tragen dürfen – „egal ob es sich dabei um eine Kippa, ein Kreuz oder ein Kopftuch handelt“.
Die innenpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Irene Mihalic, forderte, islamfeindliche Straftaten „aktuell sehr ernst“ zu nehmen. Ein Großteil werde dem rechten Spektrum zugeordnet. „Gerade mit Blick auf den NSU ist es wichtig, das Wissen um diesen Zusammenhang bei den Sicherheitsbehörden und in der Gesellschaft präsent zu halten.“
Nach Worten der innenpolitischen Sprecherin der Links-Fraktion, Ulla Jelpke, sind die in den offiziellen Statistiken erfassten islamfeindlichen Straftaten „nur die Spitze des Eisbergs“. Jeden Monat komme es zu einer Vielzahl muslimfeindlicher Übergriffe, Beleidigungen und Drohungen bis hin zu tätlichen Übergriffen und Anschlägen auf Moscheen.
Jelpke forderte ein klares Signal der Politik, dass Diskriminierungen von Muslimen aufgrund ihres Glaubens nicht toleriert würden. „So richtig ein entschiedenes Vorgehen gegen Antisemitismus nicht nur aufgrund der deutschen Geschichte ist, so wichtig ist es, darüber die Vielzahl muslim- und islamfeindlicher Vorfälle nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.“ (KNA/iQ)