Dänemark

Dänische Ministerin: Muslime sollen im Ramadan Urlaub nehmen

Die dänische Integrationsministerin ist der Meinung, dass Muslime an Ramadan Urlaub nehmen sollen, da sie beispielsweise als Busfahrer Unfälle verursachen könnten. Die Busfahrergewerkschaft widerspricht der Ministerin und fordert sie auf, sich wahren Problemen zu widmen.

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05
2018
Die dänische Integrationsministerin Inger Støjberg sorgt mit ihrer Aussage zum Ramadan für Empörung. © facebook
Die dänische Integrationsministerin Inger Støjberg sorgt mit ihrer Aussage zum Ramadan für Empörung. © facebook

Mit ihrer Aufforderung an Muslime, im Ramadan Urlaub zu nehmen, hat die dänische Integrationsministerin Inger Støjberg für Empörung gesorgt. Man könne keine 18 Stunden fasten und zugleich beispielsweise sicher einen Bus fahren, hatte die liberale Politikerin in einem Kommentar in der dänischen Zeitung „BT“ geschrieben. Am Dienstag widersprachen Linienbus-Betreiber, ein Partei-Kollege Støjbergs forderte, Politiker sollten sich darauf konzentrieren, „zuerst die wirklichen Probleme zu lösen“.

Støjberg, die für ihren harten Kurs gegen Einwanderer bekannt ist, hatte am Pfingstmontag geschrieben: „Ich glaube ganz ehrlich, dass man als Muslim in einer modernen Gesellschaft wie der dänischen überlegen sollte, welche Konsequenzen es für die Gesellschaft hat, wenn man den Ramadan einhält.“ Das könne Sicherheit und Produktivität beeinflussen. „Ich will den dänischen Muslimen nicht die Möglichkeit nehmen, ihre Religion und deren Feste zu leben, aber ich will sie dazu auffordern, im Ramadan-Monat Urlaub zu nehmen“, schrieb die Ministerin.

Ramadan beeinträchtigt nicht die Leistung

Nach Angaben der Busfahrergewerkschaft 3F schafft der Ramadan allerdings überhaupt keine Probleme. „Es ist vielmehr ein Problem, dass die Integrationsministerin hier versucht, ein Problem zu schaffen“, sagte ein Sprecher der Zeitung „Berlingske“ und stellte klar: „Die Busse fahren sicher. Auch während des Ramadan. Das kann ich garantieren.“ Auch Linienbus-Betreiber Arriva betonte, wegen eines fastenden Fahrers habe es noch keinen Unfall gegeben. (dpa, iQ)

Leserkommentare

Harousch sagt:
Herr Meidinger empfehle ich erstmal sich mit dem Begriff der Pädagogik zu beschäftigen, die aus dem Griechischen entstammt und zu deutsch die Technik, Kunst oder Wissenschaft der Kindesführung beschreibt. Dass es sich hierbei um eine kindgerechte und vom Kinde ausgehende Leitung und Hinführung handelt und somit das Kind und seine Bedürfnisse im Zentrum stehen, unbeachtet der kulturellen und religiösen Abstammung, versteht sich von selbst, sollte man meinen. Allerdings scheint der hier aufgeführte und vermeintliche Vertreter der hiesigen Pädagogen seine Aufgaben als Lehrender ausschließlich auf Nichtmuslimischen-Teil der Lernenden realisierbar zu verstehen, was wiederum zu einer Diskrepanz innerhalb der Pädagogik führt und somit am Erziehungs- und Bildungsauftrag des Landes komplett vorbeischießt. Insofern spiegelt seine individuelle Meinung nicht das Bild der modernen Pädagogik wieder. Wir sind zum Glück mittlerweile in einer Zeit angekommen, in der die Willkür der Möchtegernpädagogen und der Selektierer zugunsten der heimischen Elternschaft nicht mehr allgegenwärtig ist, weil die Schülerinnen und Schüler erstens ihre Rechte kennen und zweitens weil Lehrerinnen und Lehrer mit Migrationshintergund und muslimeischen Wurzeln in den Bildungsinstitutionen ebenfalls fest verankert sind und somit gerade auf solche Missstände aufmerksam machen und dadurch innerhalb des Kollegiums für tatsächlich liberale Haltungen den Weg ebnen. Die Zeiten in denen man den David Müller mit einem Notendurchschnitt von 3,3 eine Empfehlung für das Gymnasium und der Gül Yilmaz mit einem Notendruchschnitt von 2,3 die Realschulempfehlung gab und hiermit die Weichen für eine weniger erfolgreiche Karriere legte, sind bei weitem nicht mehr so stark präsent. In diesem Zusammenhang fällt mir übrigens ein, dass Johann Amos Comenius, einer der Wegbereiter der Schulpflicht für Mädchen und Jungs in Europa, das erste Bildwörterbuch oder Lexikon bereitstellte, was 1658 ins deutsche übersetzt ebenfalls als das erste Schulbuch -Orbis sensualum pictus- diente. Bereits um 977 herum schrieb der persische Dichter und Autor Ferdousi das Heldenepos und gleichzeitig das persische Nationalepos Shahnameh mit Geschichten über Liebe, Heldentum, Freundschaft, Alexander der Große, Laili und Majnun usw., welches in der Länge die Homers Epen doppelt und die Nibelungenlieder sechsfach überragt und ebenfalls als Schulbuch eingesetzt wurde. Wenn wir im pädagogischen Sinne von heterogenen Gruppen sprechen und von Vielfalt und Binnendifferenzierung, dann aber bitte im Sinne des Individuums, sonst hat man den Titel des Pädagogen nicht verdient. Salamaleikum!
29.05.18
21:16
Kritika sagt:
L.S. « Auch Linienbus-Betreiber Arriva betonte, wegen eines fastenden Fahrers habe es noch keinen Unfall gegeben. (dpa, iQ) » ------- Es gab eine Zeit, da konnten Google, Tesla, usw wahrheitsgemäss behaupten: " Mit autonom fahrende Autos hat es noch keinen Unfall gegeben." Heute kann das leider keiner mehr sagen. Wollen wir warten mit einem "Fastenverbot am Steuer", bis auch keiner mehr sagen kann: " Mit fastende MuslimFahrer hat es noch keinen Unfall gegeben? Gruss, Kritika
02.06.18
23:16
grege sagt:
@ Haroush, den größten Teil ihres Verbalergusses zielt am Thema vorbeit und bedarf daher keiner besonderen Kommentierung. Hr. Meidinger ist seit längerer Zeit schon Vorsitzender eines Lehrerverbandes, dessen Mitglieder ihm das Vertrauen ausgesprochen haben. In dieser Funktion hat er sehrwohl das Recht und sogar die Pflicht, die staatlichen Entscheidungsträger auf schulische Missstände in Verbindung mit entsprechenden Verbesserungsvorschlägen hinzuweisen. Dessen Eindrücke und Erkenntnisse sind mir alle mal wichtiger als die Einzelmeinung irgendwelcher Eltern. Unser Schulsystem hat wichtigere Herausforderungen als über nicht umsetzbare Sonderwünsche zu debattieren. Diese scheinen sowieso obsolet zu sein, da hier bereits diverse Muslime und "Islamversteher" vollmundig die folgenlosen Auswirkungen des Fastens auf Gesundheit und Leistungsfähigkeit immer wieder herausgestellt haben. Eine Forderung nach gesonderter Rücksichtnahme würde sich damit also erürbrigen.
03.06.18
16:45
Johannes Disch sagt:
@grege (03.06.18, 16:45) Eltern haben das Erziehungsrecht, was auch das Thema Religion einschließt. Die Lehrer stehen nicht über den Eltern, von wegen die Einlassungen eines Funktionärs wie Herr Meidinger wie die Einzelmeinungen irgendwelcher Eltern. Selbstverständlich darf, muss und soll jemand in einer solchen Funktion auf Mißstände hinweisen. Es ist dann aber zu prüfen, ob diese tatsächlich bestehen und ob die Abhilfe, die jemand vorschlägt, tatsächlich angebracht und wirksam ist. Unser Schulsystem steht tatsächlich vor großen Herausforderungen, und das nicht erst seit heute. Verrottete Schulen, die teilweise von Eltern instand gehalten werden müssen, Lehrermangel, Unterrichtsausfall, eine digitale Infrastruktur, die nicht mehr zeitgemäß ist, etc. Das sind die wahren Herausforderungen! Und nicht Schülerinnen mit Kopftuch und der Ramadan. Das ganze dient nur wieder dazu, Muslime zu problematisieren und ihre (Grund)Rechte zu beschneiden. Übrigens handelt es sich beim Ramadan nicht um irgendeinen exotischen Sonderwunsch, sondern um einen unverzichtbares Essential des islamischen Glaubens. Der Ramadan gehört zu den "5 Säulen" des Islam Seine Ausübung fällt unter das Grundrecht auf Religionsfreiheit nach Art. 4 GG. Hier grundlos einschränkend einzugreifen steht der Schule nicht zu. Und auch keinem wichtigtuerischen Funktionär wie Herrn Meidinger.
04.06.18
11:20
grege sagt:
@ Herr Disch in seiner Funktion hat Hr Meidinger einen umfassenderen Überblick von der Situationen in den Schulen als die meisten Teilnehmer hier. Hr. Meidinger stellt auch nicht das Erziehungsrecht der Eltern in Frage, was überhaupt nicht Thema des Threads ist. Herr Meidinger hat sehr wohl das Recht und die Pflicht auf falsche Erwartungen einiger Eltern hinzuweisen. Zudem darf es nicht angehen, dass der Schulbetrieb sich irgendwelchen religiösen Pflichten zu unterwerfen hat. Ob das Fasten oder Purzelbäumeschlagen eine religiöse Pflicht darstellen, ist selbst mit Bezug auf das Grundgesetz völlig irrelevant. Wichtig ist, dass solche Fehlverhaltensweisen von Eltern in der Öffentlichkeit thematisiert werden und nicht tabuisiert werden. Sonst braucht man sich nicht zu wundern, dass das betreffende nichtmuslimische Umfeld in Richtung AFD abdrifftet, was ich nicht billige, aber gut nachvollziehen kann.
06.06.18
22:05
Johannes Disch sagt:
@grege Beim Ramadan geht es nicht darum. Purzelbäume zu schlagen. Der Ramadan ist eine der "5 Säulen" des Islam. Der Ramadan ist für Muslime unverzichtbar. Und bisher war das auch alles kein Problem---- bis der Funktionär Meidinger kam. Aber Muslime sollten sich da mal nicht zu viele Sorgen machen: Funktionäre wie Meidinger kommen und gehen-- das Grundgesetz bleibt.
10.06.18
0:42
grege sagt:
"Beim Ramadan geht es nicht darum. Purzelbäume zu schlagen. Der Ramadan ist eine der "5 Säulen" des Islam. Der Ramadan ist für Muslime unverzichtbar." Da ist ja schön für die Muslime und hat für den Schulbetrieb herzlich egal zu sein.Dann sollen die Eltern der betreffenden Schulkinder einfach den Mund halten und keine Extrawurst einfordern. Bei Ihnen gilt wieder das mittelalterliche Prinzip: Schuld sind immer die Boten schlechter Nachrichten
13.06.18
21:10
Johannes Disch sagt:
@grege (13.06.18, 21:10) Es sind mir keine Fälle bekannt, wo Schüler/innen wegen des Ramadans umgekippt sind oder dehydriert waren. Es ist einfach nur so, dass inzwischen jede selbstverständliche Praxis muslimischen Lebens problematisiert wird. Selbstverständlich geht es nicht, dass Prüfungen und Klausuren wegen des Ramadan ausfallen. Aber Eltern, die das fordern sind eine verschwindend geringe Minderheit. Das muss man nicht zum Problem pushen. Das kann die Schulleitung ganz leicht vor Ort klären. Wo wahren Herausforderungen für das deutsche Schulsystem liegen, das habe ich in einem anderen Post hier erläutert (04.06.18, 11:20). Der Ramadan gehört nicht dazu.
22.06.18
12:50
grege sagt:
"Aber Eltern, die das fordern sind eine verschwindend geringe Minderheit. Das muss man nicht zum Problem pushen. Das kann die Schulleitung ganz leicht vor Ort klären." Hr Meidinger, der mit seinen Berufskollegen im direkten Austausch steht, darf man sehr wohl einen Überblick von der Gesamtsituation zutrauen. Aus meinem Bekanntenkreis hier im Ruhrgebiet sind sehr wohl ebenso solche Fälle von Sonderwünschen muslimischer Eltern bekannt. Dass dieses Problem angesprochen wird, ist daher auch legitim. Mittlerweile haben wir eine Situation erreicht, wo jede Kritik an Islam refexartig mit Islambashing oder Islamfeindlichkeit gleichgesetzt wird.
24.06.18
15:45
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