25 Jahren nach dem Brandanschlag in Solingen wurde an der Opfer gedacht. Im Anschluss macht sich der AfD-Abgeordnete Christian Blex über die Deutschkenntnisse von Mevlüde Genç lustig und erntet Kritik.
Es ist ein Tag der Trauer, des Innehaltens, der aufrüttelnden Worte. Vor genau 25 Jahren, in der Nacht des 29. Mai 1993, brannte in Solingen das Haus der türkischstämmigen Familie Genç lichterloh. Fünf Mädchen und Frauen kamen ums Leben. Ein Vierteljahrhundert danach reißen die Wunden wieder auf. In Solingen und Düsseldorf wird der Mordopfer gedacht.
Die Botschaften und Gesten viele Jahre nach der barbarischen Tat tragen eine tröstende Überschrift: Solidarität mit den Angehörigen, gegenseitiger Respekt, enges Zusammenrücken. Im Mittelpunkt steht Mutter Mevlüde Genç. Die 75-jährige rief eindringlich zur Versöhnung auf. „Lasst uns zum Guten nach vorne schauen“, sagte sie bei der Gedenkveranstaltung. „Dem Hass muss Einhalt geboten werden.“
Doch diese Botschaft kam bei der AfD nicht an. Der AfD-Landtagsabgeordnete aus dem Kreis Warendorf, Dr. Christian Blex, der für seine Fauxpässe bekannt sei, griff am nächsten Tag Mevlüde Genç aufgrund fehlender Deutschkentnisse an.
Für die Nachwelt: Armin Laschets „Botschafter der Integration“ trägt Kopftuch und spricht nach 48 Jahren in Deutschland trotz deutscher Staatsbürgerschaft kaum ein Wort deutsch. #Solingen #Solingen1993 #Integration #Islamisierung #Merkelmussweg #AfD https://t.co/3zqoW4fHpq
— Dr. Christian Blex (@ChristianBlex) 30. Mai 2018
Die Aussagen von Blex entfachte auf Twitter eine Debatte, worauf mehrere Twitter-Nutzer Genç in Schutz nahmen, auch bekannte Gesichte aus der Politik. So schrieb NRW-Staatssekretärin für Integration, Serap Güler, auf Facebook: „Dieses Gefühl, wenn Du Dich bei so viel Hass nur noch übergeben willst… Eine Schande für unser Land NRW, dass dieser widerliche Kerl, sich MdL nennen darf.“
Dieses Gefühl, wenn Du Dich bei so viel Hass nur noch übergeben willst…
Eine Schande für unser Land #NRW, dass dieser widerliche Kerl, sich MdL nennen darf. https://t.co/WXlTbXSzzn— Serap Güler (@SerapGueler) 30. Mai 2018
Der Vorsitzende der CDU Fraktion im NRW-Landtag, Bodo Löttgen, nannte Blex´s Tweet „menschenverachtend, hämisch und verhöhnend“.
Liebe @WAZ_Redaktion: #AfD #Blex Tweet war mehr als Spott. Wer bewusst Versöhnung u menschliche Größe von Mevlüde #Genç in den Dreck zieht ist menschenverachtend, hämisch u verhöhnend! #Solingen1993
AfD-Politiker verspottet Mutter der Opfer von Solingen https://t.co/izrZuaxLLM— Bodo Löttgen (@bodoloettgen) 31. Mai 2018
Mevlüde Genç, die zwei Töchter, zwei Enkelinnen und eine Nichte verloren und trotzdem zu Freundschaft aufgerufen hatte, sei zu einer „Botschafterin der Versöhnung und des guten Miteinanders in unserem Land“ geworden. Als Symbol der Aussöhnung der Kulturen stiftet die nordrhein-westfälische Landesregierung eine Mevlüde Genç -Medaille. Das kündigte Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) beim Gedenkakt aus Anlass des 25. Jahrestags des rechtsextremistisch motivierten Brandanschlags von Solingen an. Die Auszeichnung ist mit 10 000 Euro dotiert. (dpa, iQ)