Neues Wahlprogramm

Bayerns AfD schießt gegen CSU, Islam und Kirchen

Am nächsten Wochenende will die rechtskonservative AfD auf ihrem Parteitag nicht nur die Frage des Spitzenkandidaten klären, sondern auch das Wahlprogramm beschließen. Der Entwurf zieht klare Grenzen.

02
06
2018
Markus Söder © Facebook, CSU, bearbeitet by iQ.
Der künftige bayerische Regierungschef Markus Söder © Facebook, CSU, bearbeitet by iQ.

Mit einem harten Kurs gegen die alleinregierende CSU, den Islam und die Kirchen will die bayerische AfD in den Landtagswahlkampf ziehen. „Den wachsenden Vertrauensverlust des Volkes in die Redlichkeit der Politik und den Rechtsstaat hat in Bayern vor allem die CSU als ständige Regierungspartei verschuldet und zu verantworten“, heißt es in einem Entwurf für das Wahlprogramm, der der Deutschen Presse-Agentur in München vorliegt und auf dem Parteitag am 9. Juni in Nürnberg verabschiedet werden soll.

Grundsätzliche Änderungen

In dem knapp 40-seitigen Dokument, welches sich noch in der innerparteilichen Abstimmung befindet, fordert die AfD nicht nur eine Halbierung des Landtags sowie die Einführung von Volksentscheiden nach dem Schweizer Modell, sondern auch eine Amtszeitbegrenzung für alle Landtagsabgeordneten bis hin zum Ministerpräsidenten sowie eine Abkehr von der bisherigen Diätenreglung. „Die Väter der bayerischen Verfassung haben den bayerischen Landtag nie als Vollzeit-Parlament vorgesehen“, heißt es. Daher sei eine „Vollalimentierung“ der Abgeordneten wie derzeit praktiziert nicht geboten.

„Nach den beispiellosen Wahlerfolgen bei den 14 vergangenen Landtagswahlen und dem erfolgreichen Einzug in den Bundestag im letzten Jahr ist nun der Zeitpunkt gekommen, auch endlich in Bayern eine Zeitenwende einzuläuten“, heißt es in der Präambel. Mit einem guten Ergebnis will die Bayern-AfD aber nicht nur die CSU schwächen, sondern „Impulsgeber für einen gesamtpolitischen Umschwung“ werden.

gegen die doppelte Staatsbürgerschaft

In der Innen- und Asylpolitik spricht sich die AfD kategorisch gegen die doppelte Staatsbürgerschaft als „Integrationshindernis“ aus: „Insgesamt wird durch die doppelte Staatsangehörigkeit die deutsche Staatsbürgerschaft entwertet.“ Statt des Geburtsortsprinzips, also dem Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit durch Geburt in Deutschland, auch wenn kein Elternteil Deutscher ist, müsse das Abstammungsprinzip wieder eingeführt werden.

Wie im Bund stellt sich die AfD auch in Bayern klar gegen den Islam: „In der Ausbreitung des Islams in Deutschland sieht die AfD eine Gefährdung des inneren Friedens, unserer Rechts- und Werteordnung sowie unserer kulturellen Identität, die auch Bayern vor eine große Herausforderung stellt.“ Zugleich lehnt sie Verschärfungen im Waffenrecht ab, wegen der sich drastisch verschlechternden inneren Sicherheit müsse den „ordentlichen Bürgern dieses Landes“ vielmehr der Zugang zu Waffen auch zur Selbstverteidigung erleichtert werden.

Wiedereinführung der bayerischen Grenzpolizei

Wie die CSU fordert auch die AfD eine Wiedereinführung der bayerischen Grenzpolizei. Anders als von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) geplant jedoch ausgestattet mit Kompetenzen und Aufgaben, die bislang der Bundespolizei obliegen. Neben der Schleierfahndung müsse es zudem „vordringlich auf den betroffenen Autobahnen“ stationäre und ständig besetzte Kontrollstellen geben.

Mit Blick auf die Finanzpolitik fordert der Programmentwurf einen deutlich schnelleren Abbau der Staatsschulden von „mindestens zwei Milliarden Euro pro Jahr“. Zudem müsse die deutsche Sprache in der Verfassung „als allein gültige Landessprache und Amtssprache geschützt, gepflegt und gefördert werden“. Diesel-Fahrverbote lehnt die AfD ebenso ab wie die Inklusion und Islamunterricht an Schulen.

In der Wohnungspolitik fordert der Entwurf unter anderem den Wegfall der Grunderwerbsteuer, Zinsvergünstigungen und Landesbürgschaften für private Immobilienkäufe. Über den Bau der dritten Startbahn am Münchner Flughafen solle per Volksabstimmung entschieden werden, alternativ könnten die Flughäfen München und Nürnberg auch mit einem Schnellbahnsystem wie dem Transrapid verbunden werden.

Trennung von Religion und Staat

Auf dem Parteitag für massive Diskussionen dürfte die im Entwurf enthaltene Forderung nach einer strikten Trennung von Staat und Religion sorgen. Jegliche finanzielle Unterstützungen für anerkannte Glaubensgemeinschaften müssten bis auf die „Pflege sakraler Baudenkmäler“ eingestellt werden: „Diese staatliche Unterstützung ist dem deutschen Steuerzahler nicht zumutbar.“ (dpa, iQ)

Leserkommentare

Andreas B sagt:
Zu einer modernen aufgeklärten Gesllschaft passt die Erwerb der Staatsangehörigkeit durch Abstammung (statt durch Geburt in dem Land) nun wirklich nicht. Ebenso die Angst, die deutsche Staatsangehörigkeit wäre weniger wert, wenn man Menschen erlaubt mehr als eine Staatsangehörigkeit zu haben. Ganausowenig stellt die doppelte Staatsangehörigkeit ein Integrationshindernis dar. Integrationshindernis ist in Deutschland vor allem der Starrsinn der Mehrheitsgesellschaft, der dazu führt, dass wir ständig Angst haben vor der Islamisierung und deshalb über Kopftücher, Schächten, Beschneidung von Knaben, Moscheebauten, Fasten im Ramadan, Beten und vieles mehr diskutieren, wodurch die Zuwanderer sich nicht angenommen fühlen, sondern eher das Gefühl haben, von der Mehrheitsgesellschaft weggestossen zu werden.
04.06.18
16:22
Ute Fabel sagt:
AfD: „Jegliche finanzielle Unterstützungen für anerkannte Glaubensgemeinschaften müssten bis auf die „Pflege sakraler Baudenkmäler“ eingestellt werden: „Diese staatliche Unterstützung ist dem deutschen Steuerzahler nicht zumutbar.“ In jahrhundertelang klerikal geprägten Spanien hat die sozialistische PSOE die Aufkündigung des Konkordats mit der katholischen Kirche ausdrücklich in ihrem Wahlprogramm. Der frisch gebackene spanische Ministerpräsident Sanchez hat erstmals den Mut gehabt, die Bibel aus der Angelobungszeremonie zu verbannen, die dort wirklich nichts verloren hat. Für die linke Podemos und die liberal-zentristische Ciudadanos ist der Laizismus ebenfalls eine programmatische Grundfeste. Und in Deutschland überlässt man das Thema einfach den Rechten, weil die Mitte-Liinks-Partei zu konfliktscheu sind. Verkehrte Welt!
04.06.18
21:58