Zur Zeit fasten Muslime im Monat Ramadan. Aber auch in anderen Religionen ist das Fasten ein religiöses Gebot. Hier stellen wir einige davon kurz vor und zeigen: die Rituale sind verschieden, doch das Ziel verbindet.
In diesen Tagen fasten Muslime in aller Welt täglich von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang. Vier Wochen dauert der jährliche Fastenmonat Ramadan. Er gehört zu den fünf grundlegenden Gottesdiensten im Islam, die jeder erwachsene, gesunde Muslim beachten muss. Auch in anderen Religionen werden bestimmte Fastenzeiten eingehalten.
Der wichtigste Fasten- und gleichzeitig höchste Feiertag im Judentum ist der Versöhnungstag (Jom Kippur). Er wird zehn Tage nach dem jüdischen Neujahrfest im September oder Oktober gefeiert. Die Fastenpflicht, die für jüdische Frauen ab 12 Jahren und jüdische Männer ab 13 Jahren gilt, geht auf das 3. Buch Mose zurück. Nach jüdischer Überlieferung verzeiht Gott den Menschen an diesem Tag ihre Sünden. Nicht nur die Nahrungsaufnahme, auch Körperpflege (mit Ausnahme der Schmutzbeseitigung) und ehelicher Verkehr sind an diesem Tag untersagt.
Der Versöhnungstag beginnt vor dem Sonnenuntergang am Abend des 9. Tischri mit einem speziellen Gebet und endet am Abend des darauffolgenden Tages. Fromme Juden verbringen fast den ganzen Tag in der Synagoge, wo aus der Thora gelesen und um Vergebung gebeten wird.
Auch am Tischa beAw, dem 9. Tag des Monats Aw, wird in Erinnerung an die Zerstörung des Zweiten Tempels gefastet. Weitere Fastentage im jüdischen Kalender sind die sieben Tage vor dem Pessach-Fest und der Tag vor dem Purim fest. Hier bedeutet Fasten allerdings nicht den völligen Verzicht auf Essen und Trinken, sondern nur auf bestimmte Nahrungsmittel.
Im Christentum gilt traditionell die Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostersonntag als wichtigste Fastenzeit im liturgischen Kalender. Während eines Zeitraums von vierzig Tagen sollen sich Christinnen und Christen dem Verzehr von Fleisch, Fisch, Milchprodukten und Eiern enthalten. Gegessen wird meist nur einmal täglich am Abend.
In der katholischen Kirche wurde das Fastengebot von Papst Paul VI. im Rahmen des Zweiten Vatikanischen Konzils neu geregelt und gelockert. Orthodoxe Christinnen und Christen dagegen praktizieren die „Große Fastenzeit“ vor Ostern weiterhin recht streng. Auch die vierzigtägige Fastenzeit vor Weihnachten wird in Ländern mit orthodoxer Mehrheitsbevölkerung wie z. B. Griechenland von vielen Menschen beachtet. Eine verbindliche Fastenpflicht gibt es im Christentum nicht. Allerdings wird die Einhaltung der Fastenzeiten und das wöchentliche Fasten am Mittwoch und Freitag allen Christen zwischen dem 21. und 60. Lebensjahr empfohlen.
Fastenperioden im Hinduismus und Buddhismus gehen meist nicht auf eine konkrete textliche Überlieferung oder besondere Ereignisse in der Geschichte dieser Religionen zurück.
Sie dienen der Selbsterziehung und Askese und werden oft in die individuelle Meditationspraxis integriert. Es existieren in der Regel keine konkreten Vorschriften, auf welche Lebensmittel und Praktiken wie lange verzichtet werden muss. So können einige Gläubige zur Erfüllung ihres Fastengelübdes nur pflanzliche Nahrungsmittel zu sich nehmen, andere dagegen nur Wasser trinken, usw.
Das Ramadan-Fasten gehört sicher zu den bekanntesten Formen des religiös begründeten Fastens. Aber auch in allen anderen großen Weltreligionen gibt es Fastenzeiten. So unterschiedlich diese praktisch ausgestaltet sind, haben sie doch alle das selbe Ziel. Menschen sollen für eine bestimmte Zeit aus ihrer Alltagsroutine heraustreten, sich durch den Verzicht auf Bedürfnisse und Triebe von der Welt abwenden und ihren Geist für das Spirituelle öffnen.