Gemeinsame Iftar-Abende in Moscheen und Vereinsräumen der islamischen Religionsgemeinschaften haben im Fastenmonat Ramadan in Deutschland inzwischen Tradition. So laden auch in diesem Jahr Muslime zum gemeinsamen Iftar ein.
Im Ramadan besuchen sich Muslime gegenseitig zum Iftar, um mit Sonnenuntergang gemeinsam ihr tägliches Fasten zu beenden. So laden auch die verschiedenen islamischen Religionsgemeinschaften, Vereine und Organisationen in Deutschland seit jeher im Ramadan zum gemeinsamen und öffentlichen Iftar ein. Seit Beginn des diesjährigen Ramadans vor rund zwei Wochen hat es bereits etliche Iftar-Veranstaltungen von islamischen Religionsgemeinschaften gegeben. Viele weitere sind noch für die zweite Hälfte des Fastenmonats geplant. IslamiQ gibt einen Überblick.
Die Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) veranstaltete am 30. Mai ein Iftar in ihrer Zentrale in Köln-Holweide für geladene Gäste. Anwesend waren circa 200 Gäste. Vertreter aus der Politik, den Kirchen, der Wissenschaft und Zivilgesellschaft folgten der Einladung. In seiner Rede ging Bekir Altaş, Generalsekretär der IGMG, auf die zunehmende Islamfeindlichkeit in Deutschland ein. „Für uns darf es keine Rolle spielen, von wem die Gewalt ausgeht und gegen wen sie sich richtet. So wie wir diesen Grundsatz pflegen und ihn mit Leben füllen, ist es auch unsere Erwartung, bei Angriffen Solidarität und Anteilnahme zu erfahren“, so Altaş.
Neben Altaş hielten auch der IGMG-Vorsitzende Kemal Ergün, der türkische Generalkonsul aus Köln, Barış Ceyhun und Manfred Rekowski, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland eine Begrüßungsrede, in denen sie alle die Bedeutung der Vielfalt und des Zusammenhalts betonten. Nach dem Iftar hielt der Jurist, Kolumnist und Buchautor Mehmet Daimagüler einen Inputvortrag zum NSU-Verfahren. „Die Opfer des ‚Nationalsozialistischen Untergrunds‘ werden oft als Opfer Nr. 4 oder Nr. 5 bezeichnet, oder als der ‚Imbissbudenbetreiber‘ oder ‚Betreiber des Internetcafés‘. Die NSU-Opfer haben einen Namen. Sie alle haben einen Namen“, so Daimagüler.
Ein weiteres Ramadan-Projekt der IGMG ist die Aktion „Iftar unter Nachbarn“, bei dem sowohl Privatpersonen als auch Moscheegemeinden ihre Nachbarn zum Iftar einladen. Hier treten Muslime mit ihren Nachbarn in den Dialog und vermitteln die Werte und den Geist des Fastenmonats.
Am 27. Mai fand in Berlin ein gemeinsamer Iftar-Abend des Islamrats für die Bundesrepublik Deutschland und der Islamischen Föderation in Berlin (IFB) statt. Neben Vertretern unterschiedlicher Zivilorganisationen nahmen auch muslimische und kirchliche Gemeinden an der Veranstaltung teil. Nach der Begrüßungsrede von Burhan Kesici, Vorsitzender des Islamrats, hielt der Präsident der Islamischen Föderation in Berlin, Murat Gül, einen Inputvortrag zum Thema „Die Weisheiten des Fastens“.
Auch die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) lädt zu verschiedenen Veranstaltungen ein. Am 19. Mai veranstaltete die Religionsgemeinschaft ihren traditionellen Ramadan-Empfang im Konferenzsaal der Zentralmoschee in Köln. Neben Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker wurden das Solinger Ehepaar Genç als Ehrengäste eingeladen. Vertreter kirchlicher und islamischer Gemeinden nahmen an diesem Abend teil. Außerdem werden an der Zentralmoschee Köln während des gesamten Ramadan täglich über 1.000 Menschen zum Iftar bewirtet. Hier können Muslime und Nichtmuslime zusammenkommen, um das besondere Gemeindeleben im Ramadan und das gemeinschaftliche Zusammenkommen zum Iftar kennenzulernen.
Viele Moscheen des Verbands islamischer Kulturzentren (VIKZ) und des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD) laden ebenfalls deutschlandweit täglich zum gemeinsamen Iftar in den eigenen Räumlichkeiten ein.