Eigentlich sollte der Islamische Religionsunterricht in Baden-Württemberg als reguläres Fach eingeführt werden. Die Landesregierung hat sich aber doch dagegen entschieden und verlängert das Modellprojekt um ein weiteres Jahr.
Islamischer Religionsunterricht wird in Baden-Württemberg weiter nur im Rahmen eines Modellprojektes erteilt. Das grün-schwarze Kabinett will an diesem Dienstag – wie bereits angekündigt – eine Verlängerung des Projekts um ein Jahr beschließen. Das geht aus einer Kabinettsvorlage des Kultusministeriums für die Sitzung in Stuttgart hervor.
Ursprünglich sollte es zum Schuljahr 2018/2019 einen regulären islamischen Religionsunterricht im Südwesten geben. Die Landesregierung hatte sich aber wegen einer Reihe offener Fragen entschieden, diesen Schritt noch nicht zu vollziehen. Im laufenden Schuljahr 2017/2018 nehmen fast 6100 Schüler an 93 Schulen am islamischen Religionsunterricht sunnitischer Prägung teil.
In Deutschland soll der Religionsunterricht eigentlich von den Religionsgemeinschaften selbst und nicht vom Staat erteilt werden. Damit der islamische Religionsunterricht zum Regelunterricht werden kann, muss zunächst die Trägerschaft geklärt werden. Gemeinsamer Träger des Unterrichts sollen die islamischen Religionsgemeinschaften sein. Die Anträge dazu wurden aber bislang nicht vom Kultusministerium genehmigt – die Bearbeitung ruht. Wegen des Einflusses der türkischen Behörden steht insbesondere die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) in der Kritik. Der Moscheeverband gilt als größter Zusammenschluss von Moscheegemeinden in Deutschland.
Nach Angaben der Landtags-Grünen leben in Baden-Württemberg rund 600 000 Muslime – zum Teil schon in der dritten und vierten Generation. Grünen-Fraktionschef Andreas Schwarz sagte: „Wir wollen uns dafür einsetzen, dass sich aus dem Modellprojekt langfristig ein regulärer islamischer Religionsunterricht unter staatlicher Aufsicht entwickeln kann.“ Die unterrichtenden Geistlichen und Lehrkräfte müssten aber an deutschen Universitäten und Hochschulen ausgebildet sein. (dpa, iQ)