Instrumentalisierung

Bednarz kritisiert rechtspopulistische Christen

Die Publizistin Liane Bednarz warnt vor einem rechtspopulistischen Milieu unter Christen, die ihre Religion für ein „antimuslimisches Bollwerk“ instrumentalisieren.

20
06
2018
Kirche: Das Gotteshaus der Christen
Kirche © by Bill Damon auf Flickr (CC BY-SA 2.0), bearbeitet islamiQ

Die Juristin und Publizistin Liane Bednarz hat ein rechtspopulistisches Milieu unter konservativen Christen kritisiert. „Sie verdrehen das Christentum in ein antimuslimisches Abwehrbollwerk“, sagte Bednarz der Berliner „Tageszeitung“ (Dienstag). Gerade in der Flüchtlingsfrage könne diese Haltung „zu einer kalten Variante des Christentums führen, es gibt dort bei vielen kaum Empathie“.

Sie erklärte weiter, Nächstenliebe werde im Milieu dieser Christen häufig örtlich interpretiert. „Der ‚Nächste‘ ist dann etwa mein Mann, meine Familie, mein Land. Der Syrer aber ist der ‚Fernste‘.“ So werde Theologie verflacht und verzerrt. Bednarz ist Autorin des Buches „Die Angstprediger. Wie rechte Christen Gesellschaft und Kirchen unterwandern“.

Zudem seien diese Milieus vielfach geradezu besessen von „Sexualsünden“, meint Bednarz. Reizthema sei vor allem Homosexualität, die aus biblischer Sicht tatsächlich nicht ganz einfach zu behandeln sei. Sie selbst habe sich immer als „fromme Protestantin“ verstanden und meine, dass man die entsprechenden Stellen der Bibel historisch interpretieren sollte. „Aber das passiert in diesen Milieus selten“, so Bednarz. Richtig schwierig werde es, wenn sich Abtreibungskritik mit völkischen Vorstellungen verbinde. (KNA/iQ)

Leserkommentare

Frederic Voss sagt:
Da kann man aber locker noch ein Buch schreiben und vor einem islampopulistischen Milieu unter Korananhängern warnen, die ihre Religion als "Anti-Ungläubigen-Bollwerk" instrumentalisieren. Noch ein aufklärerisches Buch gefällig? Zum Beispiel "Die Islam-Prediger. Wie konservative Muslime Gesellschaft und Staat unterwandern". Diese islamischen Milieus sind vielfach geradezu besessen von "Sexualsünden" mit dem Reizthema Homosexualtät.
21.06.18
0:43
Johannes Disch sagt:
Die Kritik von Liane Bednarz ist berechtigt. Man sieht, Fundamentalismus gibt es in allen Weltreligionen, auch im Christentum. Dass sich Christen mit Völkisch-Nationalen verbinden ist sehr unchristlich.
22.06.18
12:26
Andreas B sagt:
@Frederic Voss Natürlich kommt von Ihnen gleich wieder der Reflex, was bei den Muslimen alles angeblich schlecht läuft und worüber man noch alles nachdenken müßte. Als würde darüber nich ohnehin schon genug geredet.
22.06.18
13:38
grege sagt:
@ Andreas die Umkehrung gilt genauso. Wenn hier z.B. das Thema Antisemitismus in der islamischen Community angesprochen wird, folgt sofort Ihreseits oder von Herrn Disch prompt die Bemerkung, dass Antisemitismus auch unter Nichtmuslimen verbreitet sei. Bevor man sich also zum Moralapostel aufschwingt, sollte man zunächst sein eigenes Fehlverhalten hinterfragen.
24.06.18
11:04
Ute Fabel sagt:
@ Johannes Disch: "Dass sich Christen mit Völkisch-Nationalen verbinden, ist sehr unchristlich" Richtig ist, dass es in Westeuropa mittlerweil sehr viele Wischi-Waschi-Christen gibt, die Rosinen picken. Sie praktizieren ein Christentum, dass von Ideen der Aufklärung komplett verwässert und geradezu kastriert wurde. Das ist nett, aber intellektuell unredlich. Westeuropäische Christen blenden einfach die vielen intoleranten Stellen in der Bibel aus. Jesus hatte laut Evangelien überhaupt kein Verständnis für Menschen, die sich nicht sofort in einem bedingungslosen Glauben an ihnen hingeben. In Osteuropa und außerhalb Europas nehmen Christen diesen zutiefst christlichen absoluten Wahrheitsanspruch erst, der sich durch das Neue Testament wie ein roter Faden zieht: Das Markusevangelium verkündet uns in 16:16 folgende Jesusworte: "Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden" Aber wahrscheinlich habe ich das jetzt wieder aus dem Kontext gerissen. Mit der richten Leseanleitung westeuropäischer Theologen kann man aus dieser Bibelstelle sicher noch den Auftrag zur universellen Liebe und Barmherzigkeit ableiten.
24.06.18
17:35
Johannes Disch sagt:
Das Ping-Pong-Spiel mit Schuldzuweisungen ist unfruchtbar. Entscheidend ist die Frage: Was tut man dagegen? Und hier ist erst einmal entscheidend, dass man jede Art von Rassismus thematisiert, egal, von welcher Seite er kommt. Und dann kommt die Praxis: Man muss versuchen, diese Einstellungen zu verändern. Das ist bei Erwachsenen schwierig bis unmöglich. Also muss man bei Jugendlichen ansetzen. Und hier sind Projekte wie "HEROES" recht hilfreich. Da arbeiten deutsche und zugewanderte Menschen mit Jugendlichen, um ihre Rollenbilder zu hinterfragen. Solche Projekte machen die christlichen Kirchen, aber auch islamische Institutionen. Die hängen es nur nicht jeden Tag an die große Glocke.
25.06.18
10:54