Berlin

CLAIM: Neue Allianz will Bewusstsein für Islamfeindlichkeit schärfen

Bewusstsein „gegen Islam und Muslimfeindlickeit“ schaffen. Das ist das Motto der neue gegründeten Allianz CLAIM. Das Projekt wird von der Jungen Islam Konferenz gefördert. In Berlin gaben sie heute ihre erste Pressekonferenz.

26
06
2018
Das Logo der neu gegründeten Allianz gegen Islamfeindlichkeit, Rassismus. © Claim.de
Das Logo der neu gegründeten Allianz gegen, Rassismus, Islamfeindlichkeit. © Claim.de

Mit einer Allianz unter dem Titel „CLAIM“ wollen 35 Organisationen und Projekte das Bewusstsein für Islam- und Muslimfeindlichkeit schärfen. „Das Klima und der Ton gegenüber Muslimen sind deutlich rauer geworden“, sagte die Projektverantwortliche Nina Mühe am Dienstag in Berlin. Die Allianz wolle daher das Thema, das in engem Zusammenhang zu Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit stehe, auf die gesellschaftliche und politische Tagesordnung setzen. Nötig seien mehr Beratungsstellen bundesweit, wünschenwert wäre ein Bundesbeauftragter für Islamfeindlichkeit, so Mühe weiter.

Akteure und Partner 

Die Allianz ist ein Projekt der Mutik GmbH und liegt im Geschäftsbereich der Jungen Islam Konferenz. Finanzielle Unterstützung erhält das Bündnis aus dem Programm „Demokratie leben!“ des Bundesfamilienministeriums. Mitglieder sind unter anderem die Vereine Juma und Inssan, das Antidiskriminierungsnetzwerk Berlin des Türkischen Bundes in Berlin-Brandenburg, der Verband binationaler Familien und Partnerschaften, die Stiftung gegen Rassismus und die Arbeiterwohlfahrt.

Im vergangenen Jahr wurden in der ersten Kriminalstatistik zu Islamfeindlichkeit 1.075 Übergriffe auf Muslime und muslimische Einrichtungen registriert. Der Leiter des Referats „Demokratie leben!“ im Bundesfamilienministerium, Thomas Heppener, sprach davon, dass antimuslimische Ressentiments salonfähig geworden seien – auf der Straße und im Netz.

Nur wenige Opfer melden die Straftaten 

Die Dunkelziffer der Straftaten ist aus Sicht von Experten hoch. Wie der Salzburger Politikwissenschaftler Farid Hafez erklärte, melden schätzungsweise weniger als 20 Prozent der Betroffenen Übergriffe. „Muslimfeindlichkeit oder Islamfeindlichkeit ist heutzutage wohl der gesellschaftsfähigste Rassismus“, so Hafez. Die gesamte Gesellschaft müsse sich dieser Entwicklung entgegenstellen.

Die Vertreterinnen des Antidiskriminierungsnetzwerks Berlin des Türkischen Bundes in Berlin-Brandenburg, Eva Andrades, und des Vereins Inssan, Zeynep Çetin, berichteten von einer wachsenden Zahl an Betroffenen, die sich an ihre Beratungsstellen wendeten. Dabei gehe es oft um alltäglichen Rassismus, bei der Wohnungssuche oder im Beruf. „Die Grenzen der Religionskritik und die offene Ausgrenzung und Rassismus verschwimmen immer mehr“, sagte Çetin. Viele Betroffene nähmen Diskriminierung dabei als normal wahr, trauten sich nicht, etwas zu unternehmen oder wüssten nicht, was. (KNA, iQ)

Leserkommentare

Johannes Disch sagt:
Diese "Junge Islamkonferenz" ist ein schönes Gegengewicht zur inzwischen etwas angestaubten offiziellen "Islamkonferenz."
27.06.18
11:15
Ute Fabel sagt:
Ich bin dem Islam feindlich eingestellt, weil ich ihn für unwahr halte und mich der alleinige Wahrheitsanspruch und die verächtliche Haltung gegenüber Andersdenkenden abstößt, die im Koran von Anfang bis zum Ende mitschwingt. Das ist kein Vorurteil, dem ich anhafte, sondern ein Werturteil, das ich wohlüberlegt getroffen habe. Ich bin der Überzeugung, dass es wünschenswert wäre, wenn noch viel mehr Menschen den Mut fänden, den Islam ohne lange Umschweife einfach abzulehnen. Gegenüber Muslimen, denen der Islam von Kindesbeinen eingehämmert wurde, hege ich hingegen überhaupt keine Abneigungen. Im meinem Bekanntenkreis gibt es mehrere Syrer aus sunnitischen Familien, die dem Islam völlig abgeschworen haben und zu selbständig denkenden Menschen geworden sind, die alles hinterfragen. Das finde ich großartig! Ich wünsche mir, dass Allah möglichst bald ebenso wenige gläubige Anhänger hat wie nunmehr die einst von vielen Millionen verehrter Götter Jupiter und Apollo.
28.06.18
12:34
Dilaver Çelik sagt:
@Ute Fabel Es gibt keine Entschuldigung für Islamfeindlichkeit. Islamfeindlichkeit ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Wer auf Islamfeindlichkeit besteht, der erklärt sich auch dafür bereit, die Konsequenzen seines islamfeindlichen Handelns zu tragen.
29.06.18
16:52
Ute Fabel sagt:
@Dilaver Celik: Islamfeindlichkeit ist kein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. AfD-Feindlichkeit ist kein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Ich bin aus wohlüberlegten Gründen sowohl islamfeindlich als auch AfD-feindlich, weil ich beide Gesinnungen schlecht finde. Ich finde es arrogant und intolerant von Ihnen, dass Sie Menschen wie ich, die den Islam einfach nicht mögen, als Verbrecher bezeichnen.
30.06.18
12:36
Frederic Voss sagt:
Es gibt viele unterschiedliche Islam-Verständnisse. Der Islam ist ein Konglomerat aus verschiedensten Aspekten, Interpretationen, Fabeln, Geschichten, Texten, Konstruktionen, Sehnsüchten, Deutungen, Legenden & Wahnideen, Irrungen und Wirrungen. Und all das soll staatstragende Bedeutung haben? Christentum und Islam haben eine große Blutspur hinter sich gelassen - mit Kriegen, Folteropfern, Millionen von Toten - und dennoch wird beharrlich an diesen Erlösungs-Ideologien krampfhaft festgehalten. Für all das sollte unbedingt ein klares Bewusstsein geschaffen werden. Genausowenig wie Jesus nicht ohne Sexualität entstanden ist, genauso fand niemals wirklich ein ewig gülter Engelsbesuch mit absolut verbindlichen Regeln für alle Menschen beim Gründerpropheten des Islam statt. Leider ist vieles in den religiösen Bereichen reiner Firlefanz. Es gibt überhaupt keine objektive Wirklichkeit, nur reine intersubjektive Wirklichkeit. Somit bestimmt letztlich das Bewusstsein, ob und wie wir die Wirklichkeit erleben. Wahnideen, die religiös verbrämt daher kommen, haben 2018 in Europa nichts mehr verloren - höchstens in historischen Aufklärungs-Koloquien.
01.07.18
10:42
Johannes Disch sagt:
Es kommt darauf an, wie sich Islamfeindlichkeit äußert. Für Dinge wie Volksverhetzung, Beleidigung, etc.-- die oft bewusst falsch als "Islamkritik" etikettiert wird-- gibt es entsprechende Paragrafen im Strafgesetzbuch.
02.07.18
13:40
Dilaver Çelik sagt:
@Ute Fabel Es gibt keine Toleranz für Islamfeindlichkeit. Erst recht nicht für Religionsfeindlichkeit im Allgemeinen. Egal wo. Merken Sie sich das für die Zukunft.
04.07.18
16:44
Ute Fabel sagt:
@Dilaver Çelik: "Es gibt keine Toleranz für Islamfeindlichkeit. Erst recht nicht für Religionsfeindlichkeit im Allgemeinen" Die Meinungsfreiheit garantiert das Recht, jeder Religion oder nicht religiösen Weltanschauung völlig negativ eingestellt zu sein. Man darf die AfD, die Linkspartei, die Scientology-Kirche, den Hinduismus oder auch den Islam in unserer Rechtsordnung ganz pauschal ablehnen. Merken Sie sich das für die Zukunft! Mich würde interessieren, ob Sie selbst tiefen Respekt vor der Scientology-Kirche haben, die als anerkannte Religionsgemeinschaft in den USA sogar Steuervorteile genießt und der beispielsweise der bekannte Filmstar Tom Cruise angehört. Ich habe weder vor der Scientology-Kirche noch dem Islam Respekt, weil ich die religiösen Lehren der Scientology-Kirche und des Islams für unwahr und potentiell gefährlich halte. Der Scientology-Kirche ist immerhin zugute zu halten, dass sie keine Kriege und Diktaturen zu verantworten hat.
09.07.18
11:19