Pionier des Islams in Deutschland

Fuat Sezgin – ein Leben für die Wissenschaft

Der Historiker Prof. Dr. Fuat Sezgin gilt mit seinen Entdeckungen und Arbeiten als Pionier der Islamwissenschaften auf internationaler Bühne. Er hat sein Leben der Wissenschaft gewidmet. Ein Beitrag von Muhammed Suiçmez.

30
06
2018
Fuat Sezgin
Fuat Sezgin © Instagram @mehmetalpcelebi, bearbeitet by iQ.

Am 30. Juni (2018) ist Fuat Sezgin gestorben. In seinen 93 Lebensjahren hat er sich der Wissenschaft gewidmet.

 

Er ist Historiker und Gründer und Leiter des Instituts für Geschichte der arabisch-islamischen Wissenschaften. Er hat sein Leben der Erforschung der islamischen Wissenschaftskultur in arabischer Sprache gewidmet. Die Rede ist von Prof. Dr. Fuat Sezgin, der 1924 in Bitlis (Türkei) geboren wurde und heute mit seinen 93 Jahren der Pionier auf seinem Gebiet ist.

Fuat Sezgin reiste von Land zu Land, studierte rund 300.000 Schriften, Manuskripte und Karten im Original. Er rekonstruierte Hunderte von historischen Instrumenten und hat diese in seinem Frankfurter Institut und seit 2008 im Istanbuler Museum ausgestellt. Prof. Sezgin verbrachte sein ganzes Leben damit, Wissen zu sammeln und Bücher zu studieren. Hierbei verzichtete er auf Schlaf, Essen und ein gutes Gehalt.

Sein Studium begann er bei dem renommierten Islamwissenschaftler Helmut Ritter in Istanbul. 1961 kam er als Gastdozent nach Deutschland und setzte seine Forschungen an der Goethe-Universität fort, so dass er 1965 seine Professur in Geschichte der arabisch-islamischen Naturwissenschaften erlangte und sich seinen Forschungen widmete.

Das Institut für Geschichte der Arabisch-Islamischen Wissenschaften

Am 10.02.1981 gründete Prof. Sezgin mit finanzieller Unterstützung von 14 arabischen Ländern und weiteren islamischen Organisationen das Institut für Geschichte der Arabisch-Islamischen Wissenschaften in Frankfurt.

In den folgenden Jahren wurden dort alle älteren und antiquarische Werke auf dem Gebiet der islamischen Wissenschaftsgeschichte in mehrere Sprachen übersetzt, in chronologischer Reihenfolge kopiert und nach systematischer Anordnung geordnet. Prof. Sezgin hat im Institut eine weltweit einzigartige Sammlung von arabischen wissenschaftlichen Instrumenten und Karten zusammengetragen. Das Institut veröffentlichte einen Katalog mit 1400 Bänden über die Geschichte der islamischen Philosophie. Die Bibliothek des Instituts enthält über 25.000 Bände, etwa 300 arabische Handschriften und Mikrofilme von ca. 7.000 Handschriften. Ein Sammelschwerpunkt der Bibliothek liegt auf der arabisch-islamischen Geographie. Bereichert wird diese Sammlung durch eine Vielzahl von europäischen historischen Karten und Atlanten.

Das vergessene Wissen der Araber

Mit seinen Forschungen hat Fuat Sezgin die eurozentrische Sicht korrigiert. Immer wieder betont er, dass bedeutende wissenschaftliche Erfindungen nicht im „Westen“ entstanden sind. Prof. Sezgin zufolge stecken hinter den meisten Erfindungen wissenschaftliche Erkenntnisse und Entdeckungen muslimischer Wissenschaftler. Die Wissenschaftsjournalistin Susanne Billig hat die Forschungsergebnisse Sezgins in dem Buch „Die Karte des Piri Re’is – Das vergessene Wissen der Araber und die Entdeckung Amerikas“ (Herder Verlag, 2017) für ein breites deutschsprachiges Publikum zugänglich gemacht. „Das Buch ist von der Hoffnung getragen, dass zukünftige Generationen eine solide und breite wissenschaftshistorische Forschung für wichtig erachten werden – ohne Scheuklappen gegenüber dem großen Beitrag der arabisch-islamischen Kultur zur Geistesgeschichte der Menschheit“ (S. 288), schreibt Susanne Billig in ihrem Buch.

Haltlose Vorwürfe

Fuat Sezgin, der mit seinen Werken und Schriften Pionierarbeit geleistet und unzählige Studenten ausgebildet hat, steht im Mittelpunkt unhaltbarer Vorwürfe: „Unterschlagung von Kulturgut“ und „Verstoßes gegen das Kulturschutzgesetz“. Und dass, weil er im Istanbuler Museum für Geschichte der Wissenschaft und Technik im Islam, eine neue Bibliothek errichten wollte. In einer Videobotschaft für die 8. Stiftungsratssitzung der „Fuat-Sezgin-Stiftung zur Erforschung der Geschichte der islamischen Wissenschaften“ erklärte seine Tochter, die Schriftstellerin und Philosophin Hilal Sezgin, die Entstehung der Bibliothek ihres Vaters und erinnerte sich an Anekdoten aus ihrer Kindheit. „Das Buchbinden gehört zu meinen früheren Kindheitserinnerungen. Das Sortieren der Seiten, das Kleben, das Anfertigen des Umschlags. Oft durfte ich meinem Vater dabei helfen, wobei ich im Nachhinein sagen muss, dass meine Kinderhände eine so große Hilfe doch nicht waren.“

Den Grundstein für seine private Bibliothek legte Prof. Sezgin schon im Jahre 1940. Sezgin hat alle seine Bücher, die er gekauft, kopiert und gebunden hat, mit gelben und weißen Etiketten beschriftet und die Rechnungen aufbewahrt. Bücher, die mit gelben Etiketten markiert wurden, wurden mit dem Geld des Instituts gekauft, deren Anzahl liegt bei 15.000. Die restlichen 40.000 Bücher, die mit einem weißen Etikett versehen sind, bezahlte Sezgin aus seiner eigenen Tasche und gehören somit seiner Privatsammlung an. Diesen Bestand wollte er Anfang 2017 nach Istanbul transportieren. Doch wurde er seitens der Universität Frankfurt und dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft daran gehindert. Es seien nicht seine Bücher, die er ins Ausland bringen wolle, sondern Eigentum der Universität. Die Staatsanwaltschaft begann zu ermitteln, die Bücher wurden vom Zoll beschlagnahmt und das Institut verriegelt. Bis heute darf Prof. Sezgin, der trotz seines hohen Alters seine Arbeit fortsetzt, der Zugang zu seinen Büchern verwehrt.

Im Herbst wurden die Ermittlungen eingestellt. Nun steht aber ein neuer Vorwurf im Raum: Kulturgutdiebstahl. Aber auch diese Anschuldigung ergab sich als haltlos. Medienberichten zufolge habe das Wissenschaftsministerium im Nachhinein erkannt, dass es sich bei der wissenschaftlichen Bibliothek nicht um Kulturgut handle, sondern „ihr Wert viel mehr in ihrer Nutzung“ liege. Auch dieser Vorwurf konnte also nicht bewiesen werden. Währenddessen verwehrte man einem Menschen, der sein Leben der Wissenschaft gewidmet hatte, den Eintritt in sein persönliches Arbeitszimmer im Institut.

Ein Vorbild für Theologiestudenten

Als Student der islamischen Theologie oder Islamwissenschaften liest und hört man von muslimischen Gelehrten, die hunderte von Kilometer gereist sind, um von anderen Gelehrten zu lernen, und das ohne irgendwelche Verkehrsmittel. Genau so ein Gelehrter ist Prof. Dr. Fuat Sezgin. Er reiste in dutzende Länder, um längst vergessene Schätze der islamischen Geschichte für jedermann zugänglich zu machen. „Die Geschichte von Geographie und Kartographie zu erforschen, erfordert eine umfassende Gelehrsamkeit, über die nur ganz wenige Wissenschaftler verfügen“, schreibt der Dr. Detlev Quintern, Direktor für Lehre und Entwicklung an der Prof. Dr. Fuat Sezgin Forschungsstiftung in Istanbul, im Vorwort von „Die Karte des Piri Re’is“.

2016 hatte ich die Ehre, ihn in seinem Frankfurter Institut zu besuchen. Trotz seines hohen Alters war er dabei das 18. Band seines weltberühmten Werks „Geschichte des Arabischen Schrifttums“ (GAS) zu verfassen. Das erste Band dieses Werks wurde 1970 herausgegeben. Mit seinen 93 Jahren ist er mit seinem Fleiß und seinem Ehrgeiz noch immer ein Vorbild für alle Studierenden, die sich mit der islamischen Geschichte befassen, und alle, die unermüdlich nach Wissen streben.

 

Leserkommentare

Johannes Disch sagt:
@Ute Fabel (Ihr Post 17.04.18, 21:32) -- "Ich kenne keine Koransure zu Algebra und Algorithmus." (Ute Fabel) Sorry, aber das ist nun so banal, dass sich eine seriöse Einlassung darauf verbietet. Eine Religion ist mehr als ihre Basisschrift. Religion als "soziale Tatsache" (Emile Durkheim), Religion als "kulturelles System" (Max Weber). Stichwort: Religionssoziologie. Auch das habe ich hier schon mehr als nur einmal ausgeführt. Das immer noch und immer wieder solche unglaublich banalen Einwände kommen wie "Ich kenne keine Koransuren zu Algebra und Algorithmus" (Ute Fabel) lässt nur einen Schluss zu: Ignoranz! Die beharrliche Weigerung, Dinge zur Kenntnis zu nehmen und zu lesen und sich ernsthaft damit zu beschäftigen. Solche Leute wollen offenbar einfach nur ihre Abneigung gegen Religion in einer Endlosschleife wiederholen, unabhängig von historischen Tatsachen. Rationales Diskutieren und der Wunsch nach echtem Erkenntnisgewinn funktionieren anders. -- "Diese Errungenschaften im Denken haben mit dem Islam genauso wenig zu tun..." (Ute Fabel) Das ist eindeutig falsch. Der Islam kannte-- wie auch das Christentum-- unterschiedliche Perioden. Es gab Phasen der Wissenschaftsfeindlichkeit und Phasen der Wissenschaftsfreundlichkeit. Eine Phase der Wissenschaftsfreundlichkeit stellt der "Islamische Rationalismus" dar (ca. 9. - 12. Jahrhundert). Die von mir hier in einem früheren Post genannten Philosophen und Wissenschaftler waren gleichzeitig Rationalisten und gläubige Muslime. Damals trennte der Islam zwischen theologischem und weltlichem Wissen. Maßgebend war vor allem die theologische Strömung der "Mu´taziliten." Hauptvertreter waren neben den bereits früher Genannten (Avcenna, Averroes, etc.) wichtige Denker und Wissenschaftler wie Ibn Ata, Al-Allaf, Al-Nazzam, um nur einige zu nennen. Dieser "Islamische Rationalismus" wurde leider durch die islamische Orthodoxie abgewürgt. Wie gesagt, eine Religion ist mehr als nur ihr heiliges Basisbuch. Man muss etwas wissen über die historische Entwicklung einer Religion. Über ihre verschiedenen Perioden. Maßgebend sind hier auch die vielen Rechtsschulen des Islam, wobei man sich auf die 4 großen sunnitischen Rechtsschulen konzentrieren sollte. Zudem ist es wichtig, Schlüsselbegriffe und Methoden des islamischen Denkens zu kennen, wie beispielsweise den "Quyias" ("Analogieschluss") oder den "Idschma" (= "Konsens"). Das alles fällt unter den Bereich der "Fiqh", der "islamischen Rechtsgelehrten." Es bildete sich nämlich schon früh im Islam-- schon in der ersten Kalifat-Dynastie der Umayyaden-- eine Arbeitsteilung heraus: Die Politik war Sache der Kalifen. Die Religion Sache der "Ulema" ("Islamische Religionsgelehrte") "Figh", "Ulema", "Idschma", etc.-- eine Menge Begriffe, nicht?? Und alle finden sich nicht im Koran. Aber sie sind für das Verständnis des Islam unabdingbar. Einen ersten guten Überblick gibt: -- Ulrich Rudolph: "Islamische Philosophie" (Becksche Reihe) Und wenn es etwas anspruchsvoller sein darf: -- Thomas Bauer: "Die Kultur der Ambiguität. Eine andere Geschichte des Islam." ("Ambigutät" = "Vieldeutigkeit") - Anmerkung von mir- Bauer zeigt, dass unterschiedliche Meinungen über den Koran, dass Lehrstreitigkeiten über die richtige Auslegung, über Jahrhunderte ein Kennzeichen der islamischen Geschichte war. Das störte keinen. Der Drang nach Eindeutigkeit und Intoleranz, der vor allem Islamisten kennzeichnet, ist ein historisch recht junges Phänomen. Fälschlicherweise setzen aber gewisse Banal-"Islamkritiker" und dilettantische Islam-Gegner diesen zeitgenössischen Fundamentalismus mit "Dem Islam" gleich. Das ist schlicht falsch, wie ich eben gezeigt habe. Aber wahrscheinlich war das hier immer noch nicht das letzte Mal, dass ich das ausführen muss.
18.04.18
16:15
Andreas B sagt:
@Laho: Ich stimme Ihnen zu, dass man "Kritka" uns seine Verwandten im Geiste nicht mit Argumenten und Beweisen überzeugen kann. Darum geht es auch nicht. Man muss den Menschen, die diese islamfeindlichen Kommentare lesen, zeigen, dass da Hass gepredigt wird, der mit der Wirklichkeit wenig zu tun hat. Adressat ist also nicht "Kritika" und Konsorten, sondern deren Leser. So manchen darunter mögen Argumente und Beweise am Ende doch überzeugen. Und dann wäre doch etwas erreicht. Deswegen hoffe ich, dass Johannes Disch weitermacht mit seine müseligen Arbeit, Fakten zu liefern. Ich empfinde das als Bereicherung. Wie "Kritika" und Konsorten das sehen und ob sie dadurch überzeugt werden können, ist mir egal.
20.04.18
11:37
Johannes Disch sagt:
@Andreas B. (20.04.18, 11:37) Danke für die Blumen. Freut mich. Ach, ich mache das, weil es mir (auch) Spaß macht. Und weil ich es erschreckend finde, wie gering das Wissen vieler Leute über den Islam noch immer ist. Und wie wenig Bereitschaft, das zu ändern. Und das 17 Jahre nach "Nine Eleven." Gestatten Sie mir kurz ein Wort in eigener Sache: Bis vor ca. 20 Jahren war ich bei dem Thema noch sehr unbedarft. Geschichte war für mich Europäische Geschichte plus USA, also Geschichte des Westens. Über den Islam wusste ich außer den Stichworten "Mohammed-"Mekka", etc. nicht viel. Das Studienfach Geschichte ist an deutschen Universitäten noch immer sehr eurozentrisch orientiert. Die islamische Welt kommt kaum vor. Das ändert sich zwar etwas, aber nur langsam. Nach den Anschlägen auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania 1998 (Ja, liebe Leute, der islamistische Terror begann schon vor "Nine Eleven" 2001. Viele dürften das inzwischen vergessen haben, weil "Nine Eleven" wohl alles überragt) habe ich begonnen, mich mit dem Thema näher zu beschäftigen. Ich dachte ähnlich, wie viele her: Ja, spinnen die jetzt, die Muslime? Was ist denn da los?? Mir fiel ein Buch von Bassam Tibi in die Hand: "Die neue Weltunordnung. Westliche Dominanz und islamischer Fundamentalismus." Und das war für mich ein Damaskus-Erlebnis! Ich werde Bassam Tibi dafür ewig dankbar sein! Auch wenn ich viele seiner aktuellen Thesen nicht mehr teile. Nun, Tibi hat mir einen anderen Blick auf das Thema vermittelt. Religion nicht als spirituelle Schrift und spirituelle Riten, sondern als soziale Interaktion. Religion als Teil der politischen und sozialen Realität. Nun, dann habe ich mich durch viele Bücher von Tibi gelesen. Und wie das so ist, man kommt dann auch auf andere Autoren, etc. Das Interesse am Thema hat sich halt so entwickelt und hält bis heute an. Günstig daran ist, dass es Berührungspunkte zu meinem Job hat und mir dabei hilft. Natürlich fielen mir bei der Lektüre des Koran dieselben Widersprüche auf, wie vielen hier: Aggressive versus friedliche Suren, etc. Nur bin ich dabei nicht stehen geblieben und hab versucht, mir die Gründe für diese Widersprüche zu erklären. Und da stößt man dann halt auf Lektüre, die den Aufbau des Koran und seine Geschichte erklären, etc. Man kommt in Berührung mit der islamischen Geschichte, der islamischen Theologie und Philosophie. Das ergibt sich mit der Zeit alles automatisch. War und ist eine organische Entwicklung. Dazu kamen Gespräche mit Imamen, mit Leuten, die den Islam unterrichten, etc. So hat sich das Puzzle halt zusammengesetzt, von denen ich hier gelegentlich Teile präsentiere. Ich bin nicht eines morgens aufgewacht und hab das alles gewusst. Das fiel nicht vom Himmel. Ich bin noch immer der Meinung, dass ich eigentlich nicht viel weiß. Ich halte es da mit meinem "Hausphilosophen" *lol* Karl Popper: "Mit jedem Wissen steigt die Menge unseres Nichtwissens." Aber ein klein wenig mehr als manche hier, die einfach nur ne Koransure präsentieren, um die angebliche Gefährlichkeit des Islam zu beweisen, das weiß ich schon. Das nehme ich ganz unbescheiden für mich in Anspruch. Und das sind auch Dinge, die ich manchen Leuten hier ankreide: Dass sie es sich zu einfach machen und nicht sorgfältiger über das Thema informieren. Ja, es geht sogar noch weiter: Man widerlegt gewisse Dinge und erklärt sie--- nur, um sich kurz darauf erneut mit diesen Kurzschlüssen konfrontiert zu sehen. Da kann sich gelegentlich schon mal vorkommen wie Camus´"Sisyphos." *lol*
20.04.18
22:26
Frederic Voss sagt:
Es wäre sehr interessant und aufschlußreich, wenn die hier gelobten Islam-Wissenschaften einmal intensiv den angeblichen Kontakt des Islam-Gründers mit dem Erzengel Gabriel wissenschaftlich untersuchen würden. Spekulative Gedankenkonstruktionen könnte ich jedoch nicht mit dem Wort "Wissenschaften" in Verbindung bringen. Freidenker, die nicht am Gängelband theologischer Welterklärungs-Sucher & Konsorten hängen, sind mir viel lieber als die Beifallklatscher einer spekulativen Wissenschafts-Theologie.
21.04.18
11:42
Ute Fabel sagt:
@Johannes Disch: "Eine Religion ist mehr als ihre Basisschrift." Meinen Sie dann auch, dass die beeindruckenden Leistungen der vielen antiken griechischen Denker von Sokrates über Epikur bis Demokrit (der schon vor über 2.300 Jahren von einem atomischen Weltbild ausging) ihren Ursprung in dem Glauben an die Götter des Olymps haben, die in Homers Epen dokumentiert sind? Intellektuelle Fortschritte gab es in der Geschichte nicht wegen, sondern trotz des religiösen gesellschaftlichen Korsetts.
24.04.18
9:06
Johannes Disch sagt:
@Die Familie Sezgin Übrigens ist auch die Tochter von Fuat Sezgin-- Hilal Sezgin-- eine hervorragende Publizstin. Vor einigen Jahren hat sie zusammen mit dem berühmten Koranwissenschaftler Abu Zaid ein hervorragendes Buch geschrieben: "Mohammed und die Zeichen Gottes." Sehr empfehlenswert.
24.04.18
13:15
Johannes Disch sagt:
@Hilal Sezgin Noch einmal kurz zur Tochter von Fuat Sezgin: Sie setzt sich für gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften ein und für das Recht muslimischer Frauen, am Arbeitsplatz das Kopftuch tragen zu dürfen. Fortschrittliche und feministische Positionen und Pro Kopftuch schließen sich also keineswegs aus, wie Frau Sezgin zeigt. Hilal Sezgin trägt übrigens kein Kopftuch.
24.04.18
13:53
Johannes Disch sagt:
@Ute Fabel (Ihr Post vom 24.04.18, 19:06) -- "Intellektuelle Fortschritte gab es in der Geschichte nicht wegen, sondern trotz des religiösen gesellschaftlichen Korsettes." (Ute Fabel) Das ist schlicht falsch, wie ich in mehreren Post gezeigt habe, u.a. bei diesem Artikel (18.04.18, 16:15) Die simple Schwarz/Weiß-Dichotomie zwischen Wissenschaft und Religion, zwischen Glaube und Vernunft, wird der vielfältigen Realgeschichte (des Islam und auch des Christentums) nicht gerecht. Die Wissenschaftler und Philosophen des "Islamischen Rationalismus" (Avicenna, Al-Farabi, etc.) waren beides: Rationalisten und gläubige Muslime. Religiosität und Rationaltät, Glaube und Wissenschaft, schließen sich also keineswegs aus. Und dass es solche Positionen bei Muslimen auch heute gibt, das zeigt zum Beispiel Hilal Sezgin, die Tochter des hier porträtierten Islamwissenschaftlers Fuat Sezgin. (Siehe meine Posts 24.03.18, 13:15 und 13:53).
24.04.18
16:14
Kritika sagt:
An Herrn Joh. Disch. Er schreibt mir am 17 Apr. 2018: « Normalerweise gehört das zur Allgemeinbildung, sodass sich die Frage erst gar nicht stellen dürfte. Aber bitte: Schon an der Sprache, am Wort, kann man die arabische Herkunft vieler unserer wissenschaftlichen Begriffe erkennen: "Algebra", "Algorithmus"-- in beiden steckt die arabische Vorsilbe "al." Und das waren jetzt nur 2 Beispiele von vielen, die man nennen könnte. » ---------------- Vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort, Herr Disch. Leider verfüge ich nicht über eine Allgemeinbildung in Arabische wissenschaftliche Begriffe oder Wissenschaftler von dort. Dafür sind "westliche" Fysik, Chemie, Halbleiter, Mathe. eher meine Schwerpunkte. Ich habe noch nie von einem einzigen annerkannten Arabischen Wissenschafftler gehört. Zum Beispiel eine Arabische Person, nachdem eine fysikalische Einheit oder ein Fenomen genannt wäre wie die Wissenschaftler Avogrado (Zahl von Avogadro in der Chemie) Bohr, Niels Bohr Bohrsche MolekülBewegung; Curie als Einheit von Strahlung; De l' Hôpital, Regel von, (Lösungsweg in der höheren Matematik) , Einsteinium, (syntetisches Element nach Albert Einstein genannt ) Fermi- Niveau ( Begriff aus der HalbleiterFysik, nach Fermi genannt ) Ich würde vielleicht fast das Alfabet voll bekommen mit Star-Wissenschafftler, welche die Welt der Fysik , Chemie, Mathe - - - massgebend geprägt haben, ohne auf einen Araber zu stossen. Vielleicht könnten Sie meine Alfabetische Aufstellung ein wenig fortschreiben, aber dann mit Arabische Sars? Wenn 'Al ' nicht einfach ein Artikel ist, sondern etwas mit Algebra zu tun hat, welche Algebraische Gesetze oder Regeln haben die Araber hervorgebracht? -- ich denke hier beispielsweise an die Stellung von Pytagoras: a² + b² = c ² für die Seitenlängen des rechtwinklichen Dreiecks. Oder an das Pytagorische Komma in den Musiknoten. Leider war ich zwischenzeitlich aus gesundtheitlichen Grund nicht imstande schneller zu reagieren, ich will aber meine Aufstelllung gerne noch ein wenig in Richtung 'Z' ergänzen, mal sehen,ob dann doch noch ein Araber auftaucht. Wenn "Laho" etwas konstruktives und substantielles zum Tema beitragen kann - - nur zu! Gruss, Kritika
30.04.18
0:51
Johannes Disch sagt:
@Kritika (30.04.18, 0:51) Sorry, das mit der Allgemeinbildung war nicht persönlich gemeint. Ich hoffe, es geht ihnen gesundheitlich wieder besser. - Zum Thema: (Einige) Erfindungen, die wir arabischen Wissenschaftlern, die gleichzeitig gläubige Muslime waren, verdanken. -- Das Ziffernsystem: Es geht auf das "Haus des Wissens" in Bagdad zurück, entstanden ca. 9. Jahrhundert nach Chr. Wir nennen unsere Ziffern nicht umsonst "arabische Ziffern." Wir Deutsche bilden uns so viele auf unsere Naturwissenschaftler und Ingenieure ein. Aber was wären Ingenieure ohne Zahlen?? -- Die Gitarre Sie stammt von der arabischen "Oud" ab, fand im Mittelalter ihren Weg ins andalusische Spanien, wo sie "qitara" genannt wurde. -- Die Brille Nicht nur die Mathematik, sondern auch die Optik wurde in der arabischen Welt revolutioniert. Der aus Basra stammende Gelehrte Abu-Al-Hassan erfasste als erster die Funktionsweise des Auges. Wenn sie sich vorstellen, dass in der westlichen Welt heute ca. 50% der Menschen an Sehschwächen leiden und Sehhilfen brauchen, dann war diese Entdeckung bzw. Erfindung wohl nicht ganz unwichtig. -- Krankenhäuser: Das erste moderne Krankenhaus der Welt stand in Kairo, gegründet im Jahre 872. Es war das "Ibn Ahmed Ibn -Tulun-rankenhaus, benannt nach dem Gründer der Tuluniden-Dynastie. Das waren jetzt nur einige wenige Beispiele. Die Liste ließe sich problemlos verlängern.
02.05.18
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