Mesut Özil wurde nach der historischen WM-Pleite schnell zum Sündenbock erklärt. Für den renommierten Politikwissenschaftler Herfried Münkler nicht nachvollziehbar. Er kritisiert die fremdenfeindlichen Verbalattacken auf deutsche Nationalspieler.
Der renommierte Politikwissenschaftler Herfried Münkler hat fremdenfeindliche Verbalattacken auf deutsche Fußball-Nationalspieler mit Migrationshintergrund scharf kritisiert. Dahinter stehe „das Projekt, unsere Einwanderungsgeschichte zu leugnen“, sagte der Autor von Werken wie «Die Deutschen und ihre Mythen» oder „Die neuen Deutschen: Ein Land vor seiner Zukunft“ der Berliner „tageszeitung“ (taz) vom Wochenende.
Rechtspopulisten und Rechtsradikale planten indes, „ein Projekt der Remigration einzuleiten, anstatt die Ankömmlinge, und mögen sie die Kinder oder Enkel von Migranten sein, möglichst gut zu integrieren“.
Daher agiere etwa die AfD „auf der symbolischen Ebene gegen Spieler mit Vornamen wie Jérome oder Ilkay oder Mesut“, sagte Münkler (66), der an der Berliner Humboldt-Universität lehrt. „Wenn diese dann fußballerisch keinen guten Tag haben, wird das ausgenutzt – und sie werden zu Sündenböcken.“ Dabei seien die deutschen WM-Teams von 2006, 2010 und 2014 „eine Neuerfindung des deutschen Fußballs“, „eine Widerspiegelung der Vorstellung von gelingender Integration“ gewesen.
Angriffe auf deutsche WM-Fußballer aus Zuwandererfamilien wie Mesut Özil, Ilkay Gündoğan oder Jérome Boateng gibt es im Internet und auch von rechtspopulistischen Politikern schon länger. Nach den umstrittenen Fotos von Özil und Gündoğan mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan und den schwachen WM-Spielen der deutschen Nationalspieler nahmen diese Attacken nochmals zu. (dpa, iQ)