In Bayern läuft der erfolgreiche Modellversuch „islamischer Religionsunterricht“ aus. Die Landesregierung plant keine flächendeckende Ausweitung des Schulfaches.
In Bayern wird seit fast zehn Jahren islamischer Religionsunterricht sehr erfolgreich als Modellversuch angeboten. An etwa 350 bayerischen Schulen wird islamischer Religionsunterricht als Schulfach unterrichtet. 15 Prozent der muslimischen Schüler in Bayern nehmen daran teil. Die Resonanz fällt sehr positiv aus. Das Modellprojekt läuft allerdings im nächsten Jahr aus. Ob das Projekt weitergeführt wird, ist noch unklar, wie die Onlinezeitung „nordbayern“ berichtete.
Die Landesregierung hat noch keinen Beschluss gefasst. In einem Jahr, wenn das Projekt ausgelaufen ist, soll erst die Evaluation erfolgen. Eine Entscheidung ist also erstmal nicht in Sicht. Die Evaluation soll durch das Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB) durchgeführt werden. Das ISB hat auch schon die Zwischenevaluation des Modellversuchs im Jahr 2014 durchgeführt und sehr gute Ergebnisse attestiert. Die Akzeptanz von islamischem Religionsunterricht bei Schülern, Lehrern sowie Eltern wurde als „sehr hoch“ eingestuft und die Qualität des Unterrichts mit „sehr gut bis gut“ bewertet.
Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat den flächendeckenden Ausbau von islamischem Religionsunterricht aber bereits abgelehnt. Stattdessen schlägt er Sprachklassen mit Werteunterricht für Kinder mit Migrationshintergrund vor. Auch Kultusminister Minister Bernd Sibler (CSU) spricht sich für einen Werteunterricht anstelle von islamischem Religionsunterricht aus.
Professor Tarek Badawia vom Lehrstuhl für Islamisch-Religiöse Studien der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) bedauert diese Debatte. Er wünsche sich ein „eindeutiges Ja“ zum islamischen Religionsunterricht „ohne hätte, könnte oder sollte“, so der Professor gegenüber „nordbayern“. Die erfolgreiche Umsetzung von IRU in den letzten zehn Jahren dürfe nicht zerredet werden.
Auch Professor Manfred Pirner vom FAU-Lehrstuhl für evangelische Religionspädagogik spricht sich für die Fortsetzung des Modellversuchs aus. Der Mehrwert von islamischem Religionsunterricht sei nicht mit dem eines Werteunterrichts vergleichbar. Religiöse Gefühle und Vorstellungen von muslimischen Schülern würden hier ernst genommen werden.