Vor mehr als zehn Jahren hat der damalige Innenminister Schäuble die Islamkonferenz ins Leben gerufen. Unter dem neuen Ressortchef Seehofer stehen diesem Gesprächsformat einige Änderungen ins Haus.
Das Bundesinnenministerium will die Deutsche Islam Konferenz nach der Sommerpause neu aufstellen. Ziel sei dabei die Definition eines „deutschen Islam“, sagte Staatssekretär Markus Kerber (54) der „Bild“-Zeitung (Freitag). Zugleich betonte er: „Wir müssen viel stärker als bisher die Vielzahl der in Deutschland noch nicht organisierten muslimischen Mitbürger ins Zentrum der Islamkonferenz stellen“.
Vermutlich im November sollten dann auch wieder Einzelpersonen als Mitglieder zugelassen werden, und zwar „sicher auch kritische muslimische Stimmen zum Islam“, so Kerber. Innenminister Horst Seehofer (CSU) hatte zunächst offengelassen, ob er die Islamkonferenz überhaupt weiterführen wolle. In der 2017 abgelaufenen Arbeitsphase der Islam Konferenz waren nur Repräsentanten von islamischen Religionsgemeinschaften Mitglieder des Gremiums. Kritiker hatten darauf verwiesen, dass diese islamische Religionsgemeinschaften nicht repräsentativ für die Muslime in Deutschland seien.
Nach Angaben einer Sprecherin des Bundesinnenministeriums wird es aufgrund der Erfahrungen in der Vergangenheit „vermutlich“ keine feste Mitgliedschaft mehr geben, sondern „eine flexible, themenorientierte und letztlich formatabhängige Zusammensetzung“. Derzeit finde ein umfassender Konsultationsprozess unter Vertretern der muslimischen Gemeinschaften, Verbänden, der Kirchen und weiteren staatlichen Stellen statt. Am Ende werde dann entschieden, wie die Konferenz weitergeführt werden solle.
Kerber betonte: „Viele Muslime in Deutschland suchen eine deutsch-muslimische Heimat und finden sie nicht.“ Auf die Frage, ob er Seehofers Ansicht teile, dass der Islam nicht zu Deutschland gehöre, antwortete der Staatssekretär mit einer Gegenfrage: „Kann es einen deutschen Islam geben, der auf den rechtlichen und kulturellen Rahmenbedingungen in Deutschland basiert?“ Die Antwort könnten „allein deutsche Muslime geben“. Der Staat könne dafür nur Rahmenbedingungen schaffen.
Die Aufgabe der nächsten Islamkonferenz werde sein, so Kerber, dass die deutschen Muslime einen Islam definierten, „der zu Deutschland gehört“. Dies müsse ein „deutscher Islam“ sein, „und zwar auf dem Boden unserer Verfassung“. Kerber weiter: „Fest steht: Es gibt einen deutschen Katholizismus, es gibt einen deutschen Protestantismus, und es gibt ein deutsches Judentum“.
Vertreter islamischer Religionsgemeinschaften kritisierten diesen Vorstoß und warfen der Regierung Anmaßung vor. Das Innenministerium wolle sich einen Islam nach Wunsch bestellen, kritisierten Dem ehemaligen Vorsitzenden des Islamrats Ali Kızılkaya zufolge wolle sich das Innenministerium einen Islam nach Wunsch bestellen. Auch der Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG), Bekir Altaş gehörte zu den Kritikern. (KNA, iQ)