Eine aktuelle Studie zeigt, dass in Deutschland, sowie in weiteren westeuropäischen Ländern kein Anstieg von Antisemitismus durch Zuwanderung zu verzeichnen sei. Dies sei vielmehr ein Problem der Mehrheitsgesellschaft.
In den europäischen Ländern Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Belgien und den Niederlanden gibt es keinen Anstieg von Antisemitismus durch muslimische Zuwanderung. Dies hat die Studie „Antisemitismus und Immigration im heutigen Westeuropa- Gibt es einen Zusammenhang?“ des Londoner Pears Institute for the Study of Antisemitism gezeigt. Auftraggeber der Studie ist die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft.
Untersuchungsgegenstand war die Frage, ob durch die strake Zuwanderung aus muslimischen Ländern seit 2011 auch ein Anstieg von Judenfeindlichkeit in Westeuropa zu beobachten ist. In keinem der untersuchten Länder konnte eine Korrelation zwischen dem Anstieg an muslimischer Zuwanderung und dem Anstieg an Antisemitismus festgestellt werden.
Auch bezüglich Deutschland zeigen die Ergebnisse der Studie, dass Antisemitismus ein Problem der Mehrheitsgesellschaft ist, und nicht explizit von muslimischen Minderheiten. Die meisten antisemitischen Straftaten werden von Deutschen ohne Migrationshintergrund aus der rechten Szene begangen.
Zwar zeigt die Studie, dass antisemitische Einstellungen unter Muslimen in Deutschland durchaus stärker seien, als bei der Gesamtbevölkerung. Allerdings stellen Antisemiten unter Muslimen in Deutschland ebenfalls nur eine Minderheit dar, wie die Ergebnisse der Studie darlegen. Eine Befragung von türkischen Muslimen beispielsweise hat gezeigt, dass etwa die Hälfte der Befragten Juden gegenüber positiv eingestellt seien. 30 Prozent gaben an Juden gegenüber neutral eingestellt zu sein und etwa 20 Prozent zeigten eine negative Einstellung gegenüber Juden. Im Hinblick auf die Haltung zu Israel sei bei muslimischen Zuwanderern tatsächlich eine negativere Einstellung zu beobachten als bei der Gesamtbevölkerung. Hier gäbe es auch einen Zusammenhang zwischen antisemitischen Vorfällen von muslimischer Seite und Eskalationen im Israel-Palästina-Konflikt.
Die Ergebnisse der Studie stehen somit in direkten Widerspruch zu den jüngsten Äußerungen des deutsch-jüdischen Historikers Michael Wolfssohn. Aus seiner Sicht käme die „größte Gefahr“ für Juden aus der „muslimischen Diaspora“. Wegen der inzwischen erfolgten „bevölkerungspolitischen Verflechtung von Europa und dem Nahen Osten“ seien die Probleme des Nahen Ostens auch „unsere Probleme“, sagte der Historiker weiter: „Das können wir an den terroristischen Anschlägen, also an der antijüdischen Gewalt, nachvollziehen, empirisch auch benennen.“ Die größte physische Gefahr für Juden heute bestehe aus einer „militanten Minderheit“ innerhalb der muslimischen Minderheit. Auch der Zentralrat der Juden warnt regelmäßig vor einem „muslimischen“ Antisemitismus in Deutschland. (KNA/iQ)