Vor Veröffentlichung des neuen islamfeindlichen Buches von Thilo Sarrazin wächst die Kritik von Seiten seiner Parteikollegen in der SPD. Der Druck aus der Partei auszutreten wird stärker.
Die stellvertretende SPD-Vorsitzende Malu Dreyer hat dem früheren Berliner SPD-Finanzsenator Thilo Sarrazin den Parteiaustritt nahegelegt. „Ich möchte wie viele andere sagen, ob er sich nicht mal überlegt, einfach aus dieser Partei auszutreten, weil es ganz offensichtlich gar nicht seine Heimat ist“, sagte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin am Dienstag in Mainz.
Nach dem gescheiterten Parteiausschlussverfahren 2011 seien Auflagen gemacht worden. „Jetzt wird im Moment erstmal überprüft, ob diese Auflagen mit dem neuen Buch erfüllt sind oder nicht und danach wird man dann eine Entscheidung treffen.“ Dreyer kritisierte Sarrazin scharf. „Solange kann man eigentlich nur sagen, dass aus meiner Sicht Thilo Sarrazin überhaupt keine Heimat mehr hat in der SPD, sondern er es nur nutzt, um sein Buch zu vermarkten“, sagte sie. „Kommt irgendwie immer gut zu sagen, ich bin SPD-Mitglied und mobbe alle möglichen Leute.“
Mit dem Buch „Deutschland schafft sich ab“ und umstrittenen Thesen zur Einwanderung 2010 hatte Sarrazin Entrüstungsstürme und Debatten über Islamkritik und Vererbung von Intelligenz ausgelöst. Sein neues Buch „Feindliche Übernahme – wie der Islam den Fortschritt behindert und die Gesellschaft bedroht“ soll am 30. August im Finanzbuch Verlag (Münchner Verlagsgruppe) erscheinen.
Dreyer hat am Diensttag politische Gegner sowie Parteimitglieder außerdem zu mehr Verantwortung in der Sprache aufgerufen und vor Populismus gewarnt. „Wer spricht, handelt“, so Dreyer. Es gehe darum, diskriminierungsfrei und respektvoll zu sprechen. Bei Populisten könne man in jedem Land, in dem sie stark geworden seien, sehen: „Ihr erstes spalterisches Mittel ist die Sprache.“
Dreyer sieht die Warnung etwa auf Begriffe wie Asyltourismus bezogen – dies hatte unter anderem Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gesagt. Sie reagiert aber auch auf den SPD-Politiker Joe Weingarten, Ex-Bundestagskandidat im Wahlkreis Bad Kreuznach. Dreyer sagte dazu: „Wir haben eben auch Individualisten in der SPD.“ (dpa/iQ)