Niedersachsen

Kultusminister verurteilt Hetze gegen Zwei-Religionen-Kita

Gegen die in Gifhorn eröffnete christlich-muslimische Kita „Abrahams Kinder“ läuft eine Hetzkampagne. Der niedersächsische Kultusminister verurteilt dies.

24
08
2018
Symbolfoto: Kindergarten, Kita © shutterstock, bearbeitet by iQ.
Symbolfoto: Kindergarten, Kita © shutterstock, bearbeitet by iQ.

Der niedersächsische Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) hat eine anonyme Flugblatt-Kampagne gegen die christlich-muslimische Kita „Abrahams Kinder“ in Gifhorn verurteilt. „Es kann nicht sein, dass nunmehr auch schon Kinder instrumentalisiert werden, um perfides und widerliches Gedankengut in die Welt zu tragen“, sagte er am Donnerstag in Hannover. „Diese Kita steht für all das, was wir uns gesellschaftlich wünschen: Nämlich für Toleranz, für ein Miteinander, für einen Dialog auch zwischen den Religionen.“ Das verdiene Solidarität.

Unbekannte machen mit Flugblättern gegen die Anfang August in Betrieb genommene Einrichtung mobil. Die Kampagne laufe bereits seit Mai, so der Vorsitzende des Trägerkomitees, der katholische Pastoralreferent Martin Wrasmann. Die Flyer würden unter anderem zu Gottesdiensten in Kirchen ausgelegt. Sie enthalten unter anderem aus dem Kontext gerissene Äußerungen von Politikern und hetzen gegen die islamische Religionsgemeinschaft Ditib. Weil auch Grünen- und Linken-Politiker zitiert werden, hätten die beiden Parteien bereits Anzeige erstattet.

Nachdem die Flyer nun auch am Rande eines Einschulungsgottesdienstes aufgetaucht seien, habe am Mittwoch auch das Trägerkomitee eine Strafanzeige gestellt. „Die Aktion ist ärgerlich und hinterhältig“, so Wrasmann. „Wir werden das mit aller Nachhaltigkeit verfolgen, weil wir wissen wollen, wer so etwas macht.“

„Abrahams Kinder“ ist nach Betreiberangaben die bundesweit erste christlich-muslimische Kita. Träger sind unter anderen die katholische Gemeinde Sankt Altfrid, die evangelischen Dachstiftung Diakonie und die Moscheegemeinde Ditib. In der Einrichtung werden 15 Kinder im Alter von ein bis sechs Jahren von vier Erzieherinnen betreut. Die Kita soll zur Begegnung von christlicher und muslimischer Kultur beitragen, aber „keine Bibel-Koran-Schule“ sein. Das Essen ist halal-zertifiziert. (KNA/iQ)

Leserkommentare

Dilaver Çelik sagt:
Eine bloße Verurteilung allein reicht nicht aus. Der Staat steht in der Pflicht, die Hetzer strafrechtlich zu verfolgen und sie zu empfindlichen Strafen mit abschreckender Wirkung zu verurteilen. Für die einfachen Bürger reicht es hingegen aus, Religionsfeindlichkeit zu ächten. Bei Religionsfeindlichkeit hören Meinungsfreiheit und Toleranz nämlich auf.
24.08.18
16:49
Johannes Disch sagt:
Diese Kampagne zeigt, dass Islam-Hasser an Dämlichkeit nicht zu überbieten sind! Diese rechten Dumpfbacken machen noch nicht einmal vor einer Kita halt.
25.08.18
11:55
Ute Fabel sagt:
„Bei Religionsfeindlichkeit hören Meinungsfreiheit und Toleranz nämlich auf.“ Das entspricht genau der StaatIdeologie von Saudi-Arabien! In Deutschland ist es hingegen erlaubt, die mythologische Figur des Abraham für einen denkbar schlechten Namenspatron für eine Kita zu halten, der aus blindem und kritiklosem Befehlsgehorsam ohne mit der Wimper zu zucken bereit war seinen eigenen Sohn zu töten. „Der Staat steht in der Pflicht die Hetzer strafrechtlich zu verfolgen“ Das geschieht in Saudi-Arabien! Dort sitzt der Blogger Raif Badawi schon seit Jahren im Gefängnis. „ empfindliche Strafen mit abschreckender Wirkung“ Raif Badawi erhielt öffentlich Peitschenhiebe.
25.08.18
18:25
Salim Spohr sagt:
Allein, daß ihre Kampagne anonym ist, zeigt deutlich, was das für Leute sind und was es mit ihrer Hetze gegen "Abrahams Kinder" auf sich hat. Ich sehe nicht, daß sie auch nur die leiseste Spur von Aufmerksamkeit verdienten, auch wenn hinterhältigen Schlammschleudern von Rechts wegen die Bürgerrechte entzogen bzw. gegen sie die Maßnahmen gemäß § 31 StGB ergriffen werden können sollten. Die friedliche Gesellschaft muß sich mit größerem Nachdruck gegen ihre Feinde wehren können und wehren.
25.08.18
18:38
Johannes Disch sagt:
@Ute Fabel (Ihr Post vom 25. 08. 18:25) Sie verwechseln einen totalitären Religionsstaat-- nämlich Saudi-Arabien-- mit einem demokratischen Rechtsstaat wie der Bundesrepublik Deutschland. In perfider Weise setzen Sie beide gleich. Und diese rechten Hetzer auf eine Stufe zu stellen mit dem Blogger Raif Badawi, das ist der absurde Gipfel ihrer verdrehten Wahrnehmung. Sie machen rechte Hetzer zu Freiheitskämpfern. In ihrer fast schon pathologischen Abneigung gegen jegliche Religion sind Ihnen inzwischen sämtliche Maßstäbe verrutscht und Sie können wollen wohl auch nicht mehr unterscheiden zwischen Recht und Unrecht, zwischen Freiheit und Diktatur, zwischen antidemokratischen rechten Hetzern und Leuten wie Raif Badawi. Auch im demokratischen Rechtsstaat ist Meinungsfreiheit nicht grenzenlos und kein Freibrief für Hetze. Und genau das betreiben diese rechten Dumpfbacken gegen diese Kita. Deshalb ist es richtig und notwendig, dass der deutsche Rechtsstaat dieses Delikt verfolgt und gegebenenfalls strafrechtlich ahndet.
28.08.18
9:37
Ute Fabel sagt:
Ich finde es höchst befremdlich, dass sich ein SPD-Landesminister so vorbehaltslos für einen Kindergarten starkmacht, deren Mitträger Ditip ist, welche der verlängerte Arm der autoritären türkischen Regierung zu betrachten ist. Die damalige rot-grüne Landesregierung in NRW hat im Jahr 2016 anlässlich eines Comics, in dem der Märtyrertod verherrlicht wird, die Zusammenarbeit mit Ditip beendet. Der Comic war von der türkischen Religionsbehörde Diyanet herausgegeben worden. Das nordrhein-westfälische Innenministerium habe von Ditib eine Stellungnahme angefordert, diese habe aber laut dem damaligen SPD-Minister Jäger keine "notwendige klare Neutralität beziehungsweise ausreichende Distanz" erkennen lassen. Zwei Jahre später will uns nun der niedersächsische Kultusminister weismachen, dass "diese Kita für all das steht, was wir uns gesellschaftlich wünschen: Nämlich für Toleranz, für ein Miteinander, für einen Dialog". Ein besseres Konzept verfolgen die in Schweden regierenden Sozialdemokraten. Sie haben vor paar Monaten angekündigt, im Falle eines Wahlsiegs im September 2018 die Konfessionsschulen abzuschaffen. Trennungen müssten „niedergerissen“ werden, um Schweden zusammenzuhalten, sagte der Minister für die öffentliche Verwaltung, Ardalan Shekarabi, am Dienstag in Stockholm. „Die schulische Trennung muss deshalb auch aufgelöst werden.“ An den Schulen des Landes sollten „Lehrer und Pädagogen“ unterrichten, „nicht Priester und Imame“, fügte Shekarabi hinzu.
28.08.18
10:41