"Deutscher Islam"

Die „Konstantinierung“ des Islams

Es hat nie einen türkischen, arabischen oder persischen Islam gegeben, wie sollte es da einen „deutschen Islam“ geben, fragt der Islamwissenschaftler Dr. Ahmet Inam. Dies und was die Islamkonferenz mit dem Konzil von Nizäa zu tun hat, lesen Sie in seinem Gastbeitrag.

01
09
2018
Deutsche Islamkonferenz - DIK © Facebook
Deutsche Islamkonferenz - DIK © Facebook

Im Jahre 325 hatte Konstantin (der Große) das Konzil von Nizäa einberufen, um Ordnung und Frieden im Reich zu schaffen. Nach dem sog. Mailänder Protokoll (313 n. Chr.) waren die Christen mit den im Reich schon vorhandenen Kulturen gleichgestellt. Bis zum genannten Konzil gab es unter den Christen im Römischen Reich keine Kirchen wie im heutigen Sinne bzw. eine für alle Christen repräsentative und vom Staat geförderte Institutionen, und sie waren aufgrund verschiedener theologischer Ansichten auch gespalten. Frühere Konzile hat es nur unter der Obhut der Christen gegeben, und auch Streitigkeiten. Doch spätestens durch den sog. Arianismusstreit war aus Sicht Konstantins die Ordnung und der Frieden im Reich gefährdet, weshalb er das nizänische Konzil einberief.

Der andere Beitrag von Dr. Ahmet Inam zum „deutschen Islam“.
Unveränderliche Religion, veränderlicher Brauch

Konstantin berief nicht nur das Konzil ein, „er hat das Zeremoniell und die Geschäftsordnung bestimmt, hat in die Debatten eingegriffen, hat offenbar auch den Schlüsselbegriff des homoúsios (der Sohn ist eines/gleichen Wesens mit dem Vater) vorgeschlagen, jedenfalls favorisiert und durchgesetzt; und er hat schließlich das nizänische Glaubensbekenntnis bestätigt.“[1]. Teilnehmen sollten alle Vertreter der christlichen Gruppierungen, auch die Arianer. Doch so umfassend war das Konzil dann doch nicht und es gab eine deutliche Überzahl von Anti-Arianer, die ihre Vorstellung über den Logos/Jesus durchsetzten und Jesus als „wesensgleich“ mit Gott erklärten. Der Priester Arius wurde (zusammen mit Eusebius von Cäsarea) verbannt, da er die Theologie lehrte, dass Jesus lediglich ein Geschöpf war – vollkommen unter den Geschöpfen und doch nur ein Mensch. Konstantin, der selber Heide war und entgegen einiger christlicher Vorstellungen sich nie öffentlich zum Christentum bekannte, bestätigte das nizänische Bekenntnis und „sorgte“ auch dafür, dass weitere kritische Teilnehmer wie Eusebius von Nikomedien das Glaubensbekenntnis unterschrieben.

Mit dem Intervenieren Konstantins entstand nicht nur die erste Reichskirche, theologische Diskussionen unter den Christen konnten von da an „fremdbestimmt“ zum Dogma werden. Es war das erste Mal, dass der Staat sich in christlich-theologische Themen einmischte. Dieses Privileg wurde von da an vom Reich weitergeführt und von verschiedenen Kaisern verschieden ausgelegt. Welche Meinung oder Lehre der Kaiser auch vertrat, er saß stets mit am Tisch. So hat es Kaiser nach Konstantin gegeben – wie der Sohn von Konstantin –, die eine bestimmte theologische Lehre mit dem Staatsgewalt brutal durchsetzen wollten.

Konzil = Islamkonferenz?

Spätestens seit der ersten Islamkonferenz, organisiert vom Innenministerium – der verfassungsrechtlich neutral zu sein hat – wurden die Diskussionen unter den Muslimen über den „Euro-Islam“ oder den „deutschen Islam“ intensiver. All jene, die eine solche Absicht seitens des Staates schon früh sahen, wurden nicht minder als „Verschwörungstheoretiker“ oder „Radikale“ angegriffen und ihre Gedanken kleingeredet. Gleiche Ansichten von radikalen Gruppierungen wie die der Hizb at-Tahrir wurden mit den Kritiken von besonnenen Muslimen gleichgestellt und ihre vernünftigen Kritiken wurden somit „in eine bestimme Ecke gedrängt“. Vor einem Monat nun wurde der Begriff „deutscher Islam“ seitens des Innenstaatssekretärs Kerber mit deutlichen Worten genannt. Die Muslime selbst sollen den Inhalt des „deutschen Islams“ in der vom Staat geförderten Islamkonferenz füllen. Manch einer mag mir nun Anachronismus vorwerfen, doch gibt es durchaus Parallelen zwischen dem Aufbau und Struktur der Islamkonferenz und dem Konzil von Nizäa, die mahnende Beispiele darstellen sollten, weshalb die Überschrift auch bewusst provokant gewählt wurde.

Die Islamkonferenz wird durch den nichtmuslimischen bzw. dem religionsneutralen Staat organisiert. Der Staat bestimmt die Teilnehmer der Konferenz mit. Am Tisch sitzen nicht nur muslimische Religionsgemeinschaften, sondern auch Migrantenvereine, die sich satzungsgemäß gar nicht als „muslimisch“ betrachten. Weiterhin nehmen Gemeinden daran teil, die sich nicht einmal als „Muslime“ definieren, sondern sich von den Muslimen – so im Jahre 2009 – sogar deutlich distanzierten. Sind in den letzten Konferenzen Einzelpersonen ausgeladen worden, so sollen sie laut Kerber wieder eingeladen werden. Zuvor gab es 30 Teilnehmer, darunter 15, die den Staat und weitere 15 Personen, welche die „muslimische Vielfalt in Deutschland“ repräsentieren sollten, darunter Vertreter der Religionsgemeinschaften und Einzelpersonen. Das Konzil von Nizäa war für die Christen deutlich selbstbestimmender als im Gegensatz die Islamkonferenz für die Muslime.

Vermeintliche „Reformen“, fragwürdige „Reformer“

Unter den Einzelpersonen der Islamkonferenz befanden sich zuvor Personen, die ihren Brot weiterhin mit Islamkritik verdienen, die Muslime zu verschiedenen Themen unter Generalverdacht stellen, den Propheten Muhammad (s) diffamieren oder im Islam die Wurzel der Gewalt sehen. So „vernunftbegabt“ wie diese Personen sind und dabei die Vernunft gegen die Religion stets hervorheben und von einer Reform sprechen, so „vernunftbegabt“ befürworten sie (weiterhin) den Islam, der von Niemand anderem als Muhammad (s) verkündet wurde. Man möge diese „Vernunftbegabung“ bitte verstehen! Ihre Rufe nach einer Reform sind abstrus, zumal die richtige Anwendung des Begriffs Reform überhaupt nicht gewollt ist, und sie sich eigentlich eine De-formierung des Islams herbeiwünschen. So werden von Befürwortern dieser Deformierung Großsünden als „nicht mehr zeitgemäß“ betrachtet oder Teile des Korans sollen dezimiert werden. Aufgrund des heute alle Türen und Toren eröffnenden Zauberbegriffs „liberal“ finden sie denn auch „vernunftbegabt“ mediales und politisches Gehör.

Die deutsche Islamkonferenz war bisher mehr eine Art Dialogveranstaltung zwischen verschiedenen Repräsentanten des Staates und der verschiedenen Migranten-Vereine, weshalb die Bezeichnung „deutsche Migrantenkonferenz“ passender wäre. Themen, die Muslime, die hiesige Gesellschaft und die Politik betreffen, wurden diskutiert. Das ist auch verständlich. Doch jetzt soll nach Kerber, in der Islamkonferenz bestimmt werden, was „deutscher Islam“ ist und ob es so etwas geben könne. Dazu werden wieder Einzelpersonen eingeladen, womit „die Vielzahl der in Deutschland noch nicht organisierten muslimischen Mitbürger in das Zentrum[2] der Islamkonferenz gestellt werden soll.

Die islamischen Religionsgemeinschaften, die in diesem Verlauf der Islamkonferenz ebenfalls Fehler machten und bisher für das muslimische Leben in Deutschland sich nicht genügend engagierten, werden wieder mit Einzelpersonen gleichgestellt, die im Namen des Staates – so absurd wie es ist – zu Sprechern der „schweigenden Mehrheit“ erkoren, mit einer Argumentation, die, würde man sie auf die Kirchen anwenden, fatal wäre. Mögen die muslimischen Religionsgemeinschaften 20% der Muslime in Anlehnung an die Mitgliedsbeiträge repräsentieren, so beanspruchen weitere 60-70% die Moscheen und Dienstleistungen dieser Gemeinschaften mindestens einmal in der Woche (Freitagsgebet), zweimal im Jahr (Festgebete), vier- bis fünfmal im Jahr (besondere Nächte), dreißigmal im Jahr (Ramadangebete) oder zumindest einmal in ihrem Leben (Beerdigungsgebet). Schaut man sich die Unterstützung einiger Politiker, der Medien, mancher Universitäten und Kirchenvertreter gegenüber einer selbsternannten „Imamin“ an, die mehr eine esoterische Guru-Erscheinung darlegt oder an einen sog. Islam-Theologen aus Freiburg, der Teile des Korans durchstreichen möchte, so lässt sich erahnen, wer als Einzelperson eine Einladung bekommen könnte. Erst recht, wenn man sich die Haltung des jetzigen Innenministers zum Islam vor Augen führt. Und diese oder geistig ähnlich Denkende sollen nun mitbestimmen, was ein „deutscher Islam“ sein soll. Selbst wenn nur besonnene muslimische Einzelpersonen durchaus verschiedener Ansichten eingeladen werden könnten, die es zuvor erfreulicherweise ebenfalls gab, eine Bestimmung des deutschen Islams“ unter Führung und Einfluss eines säkularen Staates, wird die Erwartungen nicht erfüllen können.

Es geht um „den Islam“

Das große Problem ist, dass es bei der Islamkonferenz um den „Islam“ geht, und nicht etwa um die „muslimische Kultur“ oder die „Muslime“, was mich auch dazu verleitete, den Vergleich mit dem Konzil von Nizäa einzubringen. Denn wenn von einem „deutschen Islam“ die Rede ist, so sind theologische und dogmatische Themen von vornherein Gegenstand der Diskussionen. Einen „deutschen Islam“, der beispielsweise Unzucht (Zina) oder Alkoholkonsum als Großsünde betrachtet – was sie auch sind und weiterhin bleiben werden – wird nicht „Islam“ sein und er wird in dieser Gesellschaft nicht realisierbar sein, sofern – wie unter Konstantin Junior – nicht mit Staatsgewalt durchgesetzt wird.

Was genau heißt das?: Die Demokratie erlaubt im säkular-rechtlichen Rahmen allen Menschen – auch den Muslimen – sich so zu bekleiden wie man will, sich zu vergnügen wie man will oder sich an Orten aufzuhalten wo man will. Doch islamrechtlich und dem islamischen Glauben nach dürfen die Muslime sich nicht bekleiden wie man will (freizügig), dürfen sich nicht vergnügen wie man will (Alkoholkonsum, Unzucht) oder sich an Orten (Disco etc.) aufhalten, wo man will. Sowohl die säkulare als auch die religiöse Entscheidung der Lebensweise ist durch die Verfassung geschützt und muss respektiert, nein sie muss akzeptiert werden. Viele Muslime mögen nun eine außereheliche Beziehung eingegangen sein oder  alkoholische Getränke konsumieren, doch dies als islamisch erlaubt zu betrachten und die Sünde Unzucht als obsolet zu begreifen, ist eine fundamentale Einmischung in die Glaubensgrundlage und Essenz der Religion. Auf der anderen Seite werden die Stimmen von Nichtmuslimen sehr laut sein, wenn in der Islamkonferenz theologische und essenzielle Themen wie die Sündenthematik oder Unantastbarkeit des Korans nicht nach ihrem Geschmack behandelt und verkündet werden.

Besser wäre, wenn der Staat seine auf der Verfassung basierte säkulare und unabhängige Haltung bewahren und sich nicht in die Bestimmung einer Religion weder einmischen noch diese fördern sollte. Solange die Muslime in diesem Land leben und die Verfassung akzeptieren, sind sie islamrechtlich dazu verpflichtet, verfassungstreu und friedlich zu sein. Sich andersverhaltende Muslime – Muslime sind Menschen und unter ihnen gibt es auch gute und auch schlechte Menschen, Heureka! – werden wie bisher weiter vom Staat geahndet. Wenn dagegen einmal der Versuch unternommen wird, den „Islam“ zu bestimmen, wird es wohl eher nicht – wie auch nach dem Konzil von Nizäa der Fall war – zu dem erhofften konstruktiven Dialog, zur Ordnung und Frieden führen, sondern zu einer weiteren Stufe der Radikalisierung auf allen Seiten in der deutschen Gesellschaft.

Einen „türkischen Islam“ hat es nie gegeben!

Während nun theologische Themen noch nicht im Mittelpunkt der Diskussionen stehen, haben einige Befürworter des „deutschen Islams“ diese theologisch-fundamentalen Punkte übersehen und versuchen eifrig, den „deutschen Islam“ kulturell schmackhaft zu machen. Dabei wurde auf den „arabischen, persischen und türkischen Islam“ verwiesen, und es tauchten konfuse Formulierungen auf, wie z. B. Muslime hätten sich schon immer assimiliert.

Es hat in der Geschichte noch nie einen „türkischen, arabischen oder persischen Islam“ gegeben, die gibt es auch heute nicht, sondern stets islamisch geprägte Kulturen. Es gab einige Versuche in der Geschichte wie z. B. vor Jahrzehnten der Vorstoß von türkischen Nationalisten, die von einer „türkisch-islamischen Synthese“ sprachen, doch fand diese Idee in der türkischen Gesellschaft keinen ernstzunehmenden Widerhall. Wenn dann solch nationalistische Beispiele als Argumente für den „deutschen Islam“ oder für die „deutschen Muslime“ dienen sollen, so wäre es angebracht, sich mit der Geschichte der protestantischen Bewegung der „Deutschen Christen“ zu befassen.

Wem es um die Kultur geht, dem sei seine Kultur gewährt. Ein zum Islam konvertierter Biodeutscher muss keinen arabischen Namen besitzen, „muslimische Mode“ befürworten oder die Essgewohnheiten orientalischer Muslime übernehmen. Er kann die deutsche Kultur für sich ruhig bewahren, was deutsche Kultur für ihn auch bedeuten mag. Deutsch ist nicht Bier – ein Drittel der Deutschen trinken keine alkoholischen Getränke. Deutsch ist auch nicht Schweinshaxe – die Zahl deutscher Veganer und Vegetarier steigt jeden Tag. Deutsch hat wie in allen anderen Kulturen – Heureka zum Zweiten – ihre positiven und negativen Erfahrungen, Errungenschaften und Entfaltungen. Blende ich das Radikale in „deutsch“ aus, das – Heureka zum Dritten – ebenfalls in allen Kulturen und Völkern vorhanden ist, so ist für mich deutsch z.B. Poesie, weil meine Lieblingsdichter Goethe und Rückert sind. Deutsch ist für mich auch der Gruß an Fremde. Denn obwohl der Prophet Muhammad (s) den Muslimen empfahl, jeden zu Grüßen – ob man die Person kennt oder nicht – so setzen meiner Erfahrung nach weniger Türken, Araber oder Perser diese Empfehlung in die Praxis um, sondern mehr Deutsche, ob religiös oder nicht.

Der Islam ist in diesem Zusammenhang stets der gleiche Islam mit seinem Credo (Glaubensgrundlagen), seinen praktischen Säulen und seinen Verboten und Geboten. Unterschiedlich sind kulturelle Ausprägungen wie die Esskultur, die Art und Weise der Feierlichkeiten, die modischen Prägungen etc. Diese Entfaltungen konnten deshalb ohne große Probleme verwirklicht werden, weil in der Geschichte diese Völker entweder als ganze Stämme den Islam angenommen haben, oder ihre Anführer dies taten. Spätestens nachdem sowohl die Anführer als auch das Volk in deutlicher Überzahl muslimisch waren, verfestigte sich die islamisch kulturellen Ausprägungen der Araber, der Türken, der Perser – und davon ist Deutschland, entgegen der politisch aufgebauschten und faschistischen Vorstellung von einer Islamisierung des Abendlands – weit entfernt. Umgekehrt, dass eine große Anzahl von Muslimen in ein nichtislamisches Land übersiedelten und sich assimiliert hätten, hat es nie gegeben. Es gab wenn überhaupt einzelne Personen wie Händler, Diplomaten oder freigelassene Sklaven, die sich in einem nichtislamischen Land niederließen und sich anpassten. In großem Umfang mussten sich dagegen die Moriscos in Andalusien oder die Bosnier unter der kommunistischen Diktatur in Jugoslawien assimilieren. Aktuell sind die Uiguren betroffen!

Die Islamkonferenz unter der Obhut eines Innenministers, für den der Islam erst gar nicht zu Deutschland gehört, ist die Intention der nächsten Konferenz mehr als verwirrend.

[1] Brox: Kirchengeschichte, Patmos, S. 71

[2] FAZ, 13.07.2018

Leserkommentare

Dilaver Çelik sagt:
Vertreter jüdischer Gemeinden würden es sich verbitten, mit übelsten Antisemiten an einer Konferenz teilzunehmen. Geschweige denn, an einem Tisch zu sitzen. Dasselbe müssen die Vertreter islamischer Verbände tun, um klare Kante zu zeigen. Es zeugt nicht gerade von starkem Selbstbewusstsein, wenn muslimische Verbandsvertreter sich gefallen lassen, mit unsäglichen Hetzern an einem Tisch sitzen zu müssen, welche dort nichts verloren haben.
01.09.18
16:17
Frederic Voss sagt:
Wenn die traditionellen Islamanhänger und Islamversteher bzw. Islaminterpretierer alle in ihre geliebten islamischen Gottesstaaten umziehen würden, dann hätten wir hier viele Probleme überhaupt nicht. Oder herrscht dort gar ein "falscher" Islam? Soll hier der "richtige" Islam eingeführt werden und alles beherrschen? Endlose Islam-Debatten machen eher krank. Für viele Menschen käme nur noch Hilfe durch psychiatrische Kliniken in Betracht, wenn sie ständig islamisch gesteuert und gemaßregelt werden. Wahre Freiheit ist was ganz anderes.
01.09.18
16:35
Prinzessin Rosa sagt:
Danke, danke, danke!!!
02.09.18
1:14
Husain Hauser sagt:
"Denn obwohl der Prophet Muhammad (s) den Muslimen empfahl, jeden zu Grüßen – ob man die Person kennt oder nicht ..." Damit sind Muslime untereinander gemeint, denn in anderen Sahih Überlieferungen lautet es eher das Gegenteil: "Beginne mit den Gruß nicht gegenüber den Nichtmuslimen"
02.09.18
8:20
Melika Karimi sagt:
Dr. Ahmet Inam stört sich daran, das man Begriffe wie persischer, türkischer oder gar deutscher Islam verwendet. Was bitte ist daran schlimm? Als Wissenschaftler müsste er eigentlich von den verschiedenen islamischen Rechtsschulen wissen, die sich in Bezug auf z.B. Alkoholkonsum, Speisegesetze etc. unterscheiden und geographisch an verschiedenen Orten konzentriert sind. Wenn das vereinfacht dann türkischer/persischer/deutscher Islam genannt wird - es gibt echt Wichtigeres als diese Begrifflichkeiten. Es gibt nicht DEN Islam und DIE Muslime. Wenn ein in Deutschland sozialisierter Muslim sich am Grundgesetz orientiert und seine Religion damit in Einklang bringt, darf er/sie selbstverständlich auch seine Religion kritisieren und auch damit Geld verdienen! Wenn ich als Muslimin im Alltag nicht von fremden türkischstämmigen Mitbürgern gegrüßt werde, meine kopftuchtragende Freundin aber schon, hat das vielleicht damit zu tun, dass ich optisch nicht dem Klischee entspreche, vielleicht aber auch nur mit der schlechten Erziehung dieser Mitbürger. Ich freue mich, dass die Zusammensetzung der deutschen Islamkonferenz geändert wurde, damit endlich auch ein deutsch-geprägter Islam zur Entfaltung kommt. Wir deutschen Muslime sind so vielfältig, da wird auch ein DITIB-Vertreter damit klarkommen müssen.
02.09.18
17:04
Emanuel Schaub sagt:
Vielen dank für den Beitrag und die Heurekas.. Hoffentlich stimmt das mit dem Alkohol Konsum (wenn ich so an die beiden minderjährigen Mädchen denke ,die mir vor Jahren 5 Euro als Belohnung anboten ,wenn ich ihnen Getränke aus dem Supermarkt besorgen würde. Auf die Rückert Überseztung des Korans freue ich mich . gruss emanuel P.S. Für meine Krikikerin inbezug auf schöne Namen...(es gibt auch deutche Namen ,die schön sind ... und zur Frau des Propheten Aischa (laut Hadith soll er in seiner Not!!(er war ja ein MENSCH) gesagt haben (wie schwer ist es doch seine Seele zu übergeben) Mithin hatte er grosses vetrauen zu ihr.(und sie nicht als Objekt gesehen (Namen also ruhig auswählen -wenn er passt..
03.09.18
11:23
Lynxx sagt:
Ich zweifele sehr daran, daß ein „deutscher“ oder „Euro-Islam“ machbar sein wird. Wir leben heute im Zeitalter der Globalisierung, und es ist nicht mehr möglich, die Muslime in der BRD (nicht: „Deutschland“!) von der Mehrheit der Muslime auf der Welt, mit ihren theologischen, geistigen und politischen Bewegungen und Entwicklungen zu isolieren. Im Gegenteil dürfte die Bestrebung der Schaffung eines verwässerten „deutschen Islams“ zu einer weiteren Radikalisierung der muslimischen Jugend führen, da die Mehrheit der Muslime nicht bereit ist, sich einen islamisch angestrichenen liberalen Kitsch anstelle eines authentischen Islams andrehen zu lassen. Konstantin war der Imperator des Römischen Reiches, und das junge Christentum war in diesem konzentriert, während die BRD nicht das Zentrum der islamischen Welt, ja nicht einmal einen Teil davon darstellt, und in dieser sind die Völker hinsichtlich eines islamischen Bewußtseins großenteils aus ihrem Schlaf erwacht. Weiterhin ist dem Islam eine Institution wie die christlichen Kirchen fremd, was allein schon ein Grund ist, warum die Schaffung eines „deutschen Islams“ äußerst schwer, wenn nicht unmöglich sein dürfte. Zudem scheint das staatliche Gebilde BRD allmählich seinem Ende und seiner Auflösung entgegenzugehen. Die politische Spaltung, die sich immer weiter vergrößert, ist nicht mehr zu übersehen, und mit ihr einher geht auch eine Spaltung der Gesellschaft. Viele Menschen haben erkannt, daß sie von dem vorgeblich demokratischen System des Raubtierkapitalismus ausgebeutet werden, und wenn das Regime versucht, Proteste dagegen zu unterdrückten, dürfte es wohl noch größeren Widerstand geben, der dann zur Auflösung der staatlichen Ordnung führen könnte. In einigen Ballungszentren werden in zwei bis drei Jahrzehnten Bürger mit Migrationshintergrund und Zugehörigkeit zum Islam die Bevölkerungsmehrheit stellen. Wenn es dem bundesdeutschen Regime bis dahin nicht gelungen ist, einen „deutschen Islam“ zu etablieren und fest zu verankern, dürfte es danach wohl zu spät dafür sein.
03.09.18
20:19
Johannes Disch sagt:
So, es hat nie einen arabischen Islam gegeben? Das ist für einen muslimischen Theologen ein Offenbarungseid. Grade Saudi-Arabien basiert auf einer exklusiven Variante des Islam: Dem Wahhabismus. Die wohl aktuell reaktionärste Interpretation und Praxis dieser Weltreligion. Sicher, über diese verschiedenen Etiketten eines "Reform-Islam"-- ob "Euro-Islam" (Bassam Tibi) oder nun gar einen dubiosen "deutschen Islam"-- kann man streiten. Entscheidend ist, dass bei uns lebende Muslime ihren Glauben verfassungskonform leben. Und das tun die meisten. Der Rest ist entbehrliche Elfenbeinturm-Diskussion.
21.09.18
16:27
Johannes Disch sagt:
@Melika Karimi (02.09.18, 17:04) Prima Post. Ich unterschreibe jedes Wort.
23.09.18
13:39
Tarik sagt:
Zwei große islamistische Ideologien haben im 20./21. Jahrhundert dafür gesorgt, dass der Islam öffentlich gründlich diskreditiert wurde. Zum einen Khomeinis Auslegung einer extrem-shiitischen Richtung und zum anderen der von Saudi Arabien exportierte Wahhabismus, dessen radikalste Formen sich in Al-Qaida/ISIS mündeten. Während westliche Geostrategen hofften, durch die Installierung von Khomeini (der aus Paris einflog) ein kleineres Übel als ein möglicher sozialistischer Iran (diese Möglichkeit bestand, man denke an Ali Shariati, der versuchte Sozialismus mit Islam zu verknüpfen). Von der jahrzehntelangen westlichen Hilfe/Aufbau des salafistisch/sunnitischen Extremismus mal ganz zu schweigen. Jegliche Kritik des Westens an Saudi Arabien ist lediglich öffentlich zur Schau gestellte Heuchelei. Zur Sache: Es ist gerade der Mainstream-Islam, der eine Antwort herausarbeiten muss. Er ist natürlich in einer schwierigen Position. Es ist irrig anzunehmen, dass der Islam sein Heil darin findet, sich an eine Gesellschaft zu orientieren, die konsumorientiert, materialistisch ist, Gott schon längst verabschiedet hat und den Sinn darin findet, "tue das was dir Spaß macht, solange Du keinem schadest". Wir sind nicht nur in der Postmoderne, sondern in der Post-Aufklärung. Wir glauben an Technik, die uns weiterbringt, auch wenn nicht nicht wissen, wohin uns das eigentlich führt. Es gibt Fortschritt, aber kein Ziel. Der Islam, als eine Religion, die an so etwas wie Sinn im Leben, einen Schöpfer, der sich in seiner Schöpfung manifestiert....auf dieser liberalen Party, in der wir das große Nichts feiern, sind die Muslime die Spaßbremsen, die etwas verwirrt an den Tischen sitzen und sich nicht auf die Tanzfläche trauen, in deren Mitte ein goldenes Kalb mit einem Dollar/Euro-Zeichen versehen ist, sich befindet. Was muss der Mainstream-Islam herausarbeiten? Es geht um ein zweites Sunni Revival, die Wiederentdeckung dessen, was Thomas Bauer als "Kultur der Ambiguität" bezeichnet. Nicht aus Eigentinteresse, sondern um Konzepte zu entwickeln, die sich mit den wahrhaft globalen Herausforderungen befassen. Ein konkretes Beispiel: Die islamische Wirtschaftsethik verträgt sich nicht mal ansatzweise mit dem globalen Raubtierkapitalismus.Und doch sind es gerade Scheichs aus der arabischen Halbinsel, die hier federführend mit wirken und sich damit begnügen, teuere Immobilien in London, Fußballklubs oder mit Millionen gehandelte Kunstwerke oder Schlösser zu erwerben. Worauf läuft es hinaus? Der Kampf gegen den Terrorismus kann man nicht entkoppeln vom globalen Kampf gegen Gentechnik, Ausbeutung der dritten Welt, Ressourcenverschwendung usw.
29.09.18
13:59
1 2