Die Fortbildungskurse für Imame an der Universität Osnabrück laufen aus. Die Grünen halten das für einen Fehler. Doch das Wissenschaftsministerium steht zu seiner Entscheidung.
Die Grünen im Landtag machen sich für den Erhalt der Imam-Weiterbildungskurse an der Universität Osnabrück stark. Die Landesregierung solle das Programm dauerhaft finanzieren, heißt es in einem Antrag, den die Grünen-Fraktion in dieser Woche in den Landtag einbringen will. Nach aktuellem Stand soll das Projekt Ende September auslaufen. „Diese Imam-Weiterbildung ist bundesweit einmalig. Niedersachsen würde ein Pfund verlieren, mit dem wir wuchern könnten“, sagte der Grünen-Abgeordnete Belit Onay. Doch das Wissenschaftsministerium verweist auf zurückgehende Teilnehmerzahlen und will das Programm nicht verlängern.
Die Weiterbildung wird am Institut für Islamische Theologie angeboten. Die zweisemestrige, berufsbegleitende Fortbildung ist für islamische Geistliche aus dem Ausland gedacht, die in Gemeinden in Deutschland entsandt werden. Sie beinhaltet Aspekte wie Extremismusprävention sowie rechtliche und kulturelle Strukturen in Deutschland. In den vergangenen acht Jahren haben nach Angaben der Grünen rund 150 Imame und Seelsorgerinnen das Programm absolviert.
„Gerade für die seelsorgerische Tätigkeit ist es wichtig, dass die Imame mehr über die Gesellschaft in Deutschland wissen“, sagte Onay. Unter der früheren rot-grünen Landesregierung bekam das Projekt Mittel in Höhe von 1,4 Millionen Euro pro Jahr.
Aus dem Wissenschaftsministerium heißt es dazu, das zunächst für eine Laufzeit von zwei Jahren vorgesehene Projekt sei drei Mal verlängert worden. Nun gebe es vorerst keine weitere Verlängerung. „Die Nachfrage nach dem Angebot ist nach Auskunft der Universität in jüngster Zeit rückläufig“, sagte eine Sprecherin. Das Ministerium gehe davon aus, dass die Hochschule den weiteren Bedarf für dieses Angebot prüfen werde.
Im Koalitionsvertrag hatten SPD und CDU vereinbart: „Aufbauend auf die seit 2010 bundesweit anerkannten Imam-Weiterbildungsangebote an der Universität Osnabrück soll dort eine eigenständige Imam-Ausbildung eingerichtet werden.“ Wie die Sprecherin des Wissenschaftsministeriums erläuterte, beziehe sich diese Passage aber auf die auf Dauer ausgelegten Bachelor- und Masterstudiengänge im Fach Islamische Theologie, die ebenfalls in Osnabrück angeboten werden. Ziel dieser Studiengänge ist es bislang, Theologen wissenschaftlich auszubilden. Über einen praktischen Teil, der zu einer Imam-Ausbildung nötig wäre, gibt es bislang keine Vereinbarungen mit den muslimischen Gemeinden.
Die Religionsgemeinschaften DITIB und Schura erklärten: „Wir stehen einer Imamausbildung in Deutschland nicht skeptisch gegenüber, nur müssen hier richtige Schritte eingeleitet werden“. Die islamischen Religionsgemeinschaften müsse als Träger dieses Vorhabens federführend mitwirken, weil sonst das Vertrauen der Community nicht gewährleistet sei. (dpa, iQ)