Vor der Eröffnung der Zentralmoschee in Köln Ehrenfeld gerät die DITIB immer stärker in die Kritik. Der Islam in Deutschland dürfe nicht politisiert werden.
Unmittelbar vor der Eröffnung der DITIB-Zentralmoschee in Köln wächst der Druck auf die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sagte der „tageszeitung“ (Wochenende), ihm gehe es darum, dass die DITIB „möglichst unabhängig wird vom türkischen Staat“. Er solle sich grundsätzlich wieder auf die theologische und seelsorgerische Arbeit konzentrieren.
Am heutigen Samstagnachmittag wird der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan die Zentralmoschee offiziell ihrer Bestimmung übergeben. Bis zuletzt gab es rund um den Besuch in Köln Unstimmigkeiten zwischen Behörden, Politik und DITIB. Zehntausende Menschen wurden erwartet, die Stadt sagte aus Sicherheitsbedenken die Veranstaltung ab. Daraufhin hat die DITIB eine Pressemitteilung mit entsprechendem Inhalt veröffentlicht und mitgeteilt, dass keine Besucher der Eröffnung beiwohnen können. Der Bereich um die Moschee im Stadtteil Ehrenfeld ist großräumig abgesperrt und nur für geladene Gäste zugänglich. Rund 3.000 Polizisten sind im Einsatz.
Laschet verteidigte gegenüber der „tageszeitung“ sein Treffen mit Erdoğan im Vorfeld der Moscheeeröffnung, das nun auf dem militärischen Teil des Flughafens Köln-Bonn und nicht wie ursprünglich geplant auf dem nahe gelegenen Schloss Wahn stattfindet. „Dialog gehört dazu, auch der kritische, gerade in schwierigen Zeiten.“ Zur Moschee selbst werde er den Präsidenten allerdings nicht begleiten, betonte Laschet. Das wäre „ein falsches Signal“.
Der frühere SPD-Chef Martin Schulz forderte Laschet auf, bei der Begegnung mit Erdoğan darauf zu dringen, dass die DITIB „keinerlei Politisierung des Islam“ betreiben dürfe. „Täte es diese staatliche Religionsbehörde trotzdem, wäre Deutschland gezwungen, DITIB nachrichtendienstlich zu beobachten“, sagte Schulz der „Rheinischen Post“ (Samstag).
Der neue Unions-Fraktionsvorsitzende Ralph Brinkhaus (CDU) kritisierte, dass die DITIB bei der Vorbereitung der Feierlichkeiten „offenbar wenig Anstrengungen unternommen oder gar Bereitschaft gezeigt hat, die nordrhein-westfälische Landesregierung, die Oberbürgermeisterin von Köln oder selbst den Bezirksbürgermeister einzubeziehen“. Die Chance, Deutsche und Türken wieder mehr zusammenzubringen, sei leider vertan worden, so Brinkhaus in der „Passauer Neuen Presse“ (Samstag).
Wie Laschet wird auch Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) der Eröffnung nicht beiwohnen. Sie habe nicht bloß Staffage für den Auftritt des Präsidenten sein wollen, sondern selbst in der Moschee sprechen wollen. Bis zuletzt hätten ihr die Organisatoren das nicht zugesichert. Ähnlich hatte auch der Architekt der Moschee, Paul Böhm, seine Absage begründet.
Der katholische Kölner Stadtdechant Robert Kleine bedauerte im domradio die Entwicklung. Zu Beginn des Moscheebauprojektes habe es ein breites Bündnis zu dessen Unterstützung gegeben. Jetzt sei „ziemlich viel Porzellan zerschlagen worden“, sagte Kleine. „Es wird dauern, das zu kitten – wenn die DITIB das überhaupt kitten möchte.“ (KNA, iQ)