Köln

Vor Moschee-Eröffnung wächst Druck auf DITIB

Vor der Eröffnung der Zentralmoschee in Köln Ehrenfeld gerät die DITIB immer stärker in die Kritik. Der Islam in Deutschland dürfe nicht politisiert werden.

29
09
2018
Die Eröffnung der Moschee soll vor 500 geladenen Gästen geschehen. Dennoch sind viele nach Köln gereist, um den türkischen Staatspräsidenten zu sehen. © facebook
Die Eröffnung der Moschee soll vor 500 geladenen Gästen geschehen. Dennoch sind viele nach Köln gereist, um den türkischen Staatspräsidenten zu sehen. © facebook

Unmittelbar vor der Eröffnung der DITIB-Zentralmoschee in Köln wächst der Druck auf die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sagte der „tageszeitung“ (Wochenende), ihm gehe es darum, dass die DITIB „möglichst unabhängig wird vom türkischen Staat“. Er solle sich grundsätzlich wieder auf die theologische und seelsorgerische Arbeit konzentrieren. 

Köln-Ehrenfeld großteilig abgesperrt

Am heutigen Samstagnachmittag wird der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan die Zentralmoschee offiziell ihrer Bestimmung übergeben. Bis zuletzt gab es rund um den Besuch in Köln Unstimmigkeiten zwischen Behörden, Politik und DITIB. Zehntausende Menschen wurden erwartet, die Stadt sagte aus Sicherheitsbedenken die Veranstaltung ab. Daraufhin hat die DITIB eine Pressemitteilung mit entsprechendem Inhalt veröffentlicht und mitgeteilt, dass keine Besucher der Eröffnung beiwohnen können. Der Bereich um die Moschee im Stadtteil Ehrenfeld ist großräumig abgesperrt und nur für geladene Gäste zugänglich. Rund 3.000 Polizisten sind im Einsatz.

Laschet verteidigte gegenüber der „tageszeitung“ sein Treffen mit Erdoğan im Vorfeld der Moscheeeröffnung, das nun auf dem militärischen Teil des Flughafens Köln-Bonn und nicht wie ursprünglich geplant auf dem nahe gelegenen Schloss Wahn stattfindet. „Dialog gehört dazu, auch der kritische, gerade in schwierigen Zeiten.“ Zur Moschee selbst werde er den Präsidenten allerdings nicht begleiten, betonte Laschet. Das wäre „ein falsches Signal“.

„Keine Politisierung des Islam“

Der frühere SPD-Chef Martin Schulz forderte Laschet auf, bei der Begegnung mit Erdoğan darauf zu dringen, dass die DITIB „keinerlei Politisierung des Islam“ betreiben dürfe. „Täte es diese staatliche Religionsbehörde trotzdem, wäre Deutschland gezwungen, DITIB nachrichtendienstlich zu beobachten“, sagte Schulz der „Rheinischen Post“ (Samstag).

Der neue Unions-Fraktionsvorsitzende Ralph Brinkhaus (CDU) kritisierte, dass die DITIB bei der Vorbereitung der Feierlichkeiten „offenbar wenig Anstrengungen unternommen oder gar Bereitschaft gezeigt hat, die nordrhein-westfälische Landesregierung, die Oberbürgermeisterin von Köln oder selbst den Bezirksbürgermeister einzubeziehen“. Die Chance, Deutsche und Türken wieder mehr zusammenzubringen, sei leider vertan worden, so Brinkhaus in der „Passauer Neuen Presse“ (Samstag).

Absagen an DITIB

Wie Laschet wird auch Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) der Eröffnung nicht beiwohnen. Sie habe nicht bloß Staffage für den Auftritt des Präsidenten sein wollen, sondern selbst in der Moschee sprechen wollen. Bis zuletzt hätten ihr die Organisatoren das nicht zugesichert. Ähnlich hatte auch der Architekt der Moschee, Paul Böhm, seine Absage begründet.

Der katholische Kölner Stadtdechant Robert Kleine bedauerte im domradio die Entwicklung. Zu Beginn des Moscheebauprojektes habe es ein breites Bündnis zu dessen Unterstützung gegeben. Jetzt sei „ziemlich viel Porzellan zerschlagen worden“, sagte Kleine. „Es wird dauern, das zu kitten – wenn die DITIB das überhaupt kitten möchte.“ (KNA, iQ)

Leserkommentare

Dilaver Çelik sagt:
Fakt ist: Diese Moschee ist nicht von oder für Erdoğan gebaut, sondern von Kölner Muslimen für Kölner Muslime. Sie ist nicht der Stolz von Erdoğan, sondern der Kölner Muslime. Nicht zu vergessen, dass sie von einem christlichen Architekten entworfen wurde, welcher für eine Wiederholung der Eröffnungsfeier mit Kölner Stadtvertretern plädiert, die dann für alle zugänglich ist. Der DITIB-Bundesvorstand sollte die Konsequenzen ziehen, wenn er sich seiner Verantwortung bewusst ist, und geschlossen zurücktreten. Einen anderen Ausweg, um die Sache zu befrieden, sehe ich gerade nicht. Nicht dass Erdoğan auch noch Gegenstand des Tages der offenen Moschee wird, welcher bald ansteht. Sonst tun mir die über 900 Moscheegemeinden der DITIB leid, deren herausragende Arbeit mit lokalen Vertretern nicht genug gewürdigt wird.
30.09.18
0:54
Ute Fabel sagt:
DITIB ist eine willfährige Marionette der autoritären türkischen Regierung! Die Eröffnung der Kölner Moschee durch den türkischen Staatschef Erdogan war eine völlig unangebrachte Vermengung zwischen Politik und Religion. Das ist ungefähr so unpassend, als würde der österreichische FPÖ-Vizekanzler Strache oder der italienische Lega-Innenminister Salvini irgendwo in Deutschland eine römisch-katholische Kirche eröffnen.
02.10.18
8:12