Berlin

#unteilbar: über 240.000 Menschen demonstrieren in Berlin 

Einen Rechtsruck wollen sie nicht hinnehmen: Familien, Junge und Alte setzen in der Hauptstadt ein eindrucksvolles Zeichen gegen Ausgrenzung, Hass und Rassismus – bei einer der größten Demonstrationen der vergangenen Jahre.

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Die #unteilbar Demonstration gegen Rassismus in Berlin. © CC-BY 4.0 unteilbar.org
Die #unteilbar Demonstration in Berlin. © CC-BY 4.0 unteilbar.org

Mit einem kilometerlangen Protestzug durch Berlin haben Menschen aus ganz Deutschland ein friedliches Zeichen gegen ein Abdriften der Gesellschaft nach Rechts gesetzt. Zu der Demonstration des Bündnisses #Unteilbar vom Alexanderplatz zur Siegessäule kamen am Samstag weit mehr Teilnehmer als erwartet: Die Veranstalter zählten mehr als 240 000 Menschen, darunter auch viele Familien. Das Motto: „Für eine offene und freie Gesellschaft – Solidarität statt Ausgrenzung.“ Die Berliner Polizei nannte zwar keine genaue Zahl, schrieb aber auf Twitter: „Wir halten Teilnehmerzahlen im unteren sechsstelligen Bereich für durchaus realistisch.“

Die Veranstalter erklärten, es gebe eine dramatische politische Verschiebung: Rassismus und Menschenverachtung würden gesellschaftsfähig. „Was gestern noch undenkbar war und als unsagbar galt, ist kurz darauf Realität.“

Solidarität

Die Bilder des Protests erinnern an frühere Großdemonstrationen. Im Zentrum Berlins bot sich ein buntes Bild, teils glich die Veranstaltung einem riesigen Familienausflug: Viele Menschen hatten Transparente, Plakate und Luftballons dabei. Unter anderem waren Botschaften zu lesen wie „Nein zur Hetze gegen Muslime“ und „Rassismus ist keine Alternative“. Ein riesiges Transparent trug die Aufschrift „Solidarität mit den Opfern rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt“. Die Polizei war nach eigenen Angaben mit rund 900 Beamten im Einsatz und berichtete von keinen größeren Zwischenfällen.

Demonstrationen gegen Rechts gab es zuletzt immer wieder, doch so groß wie diese waren sie nicht: Im Mai protestierten nach Angaben der Polizei 25 000 Menschen gegen eine Demonstration der AfD im Berliner Regierungsviertel. In Hamburg hatten Ende September nach Polizeiangaben rund 20 000 Menschen gegen Rassismus und Ausgrenzung protestiert. Zum Tag der Deutschen Einheit kamen in München rund 10 000 Demonstranten zusammen. Zeitgleich mit dem großen Protestzug in Berlin am Samstag waren laut Polizei 3000 Menschen bei einer Demonstration in Frankfurt auf der Straße, in Karlsruhe wandten sich etwa 2000 „gegen nationalistische und rassistische Hetze“.

Große Resonanz

Bei der Zählung in Berlin habe man die Quadratmeterzahl der Strecke zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule zugrunde gelegt und dabei zwei bis drei Menschen pro Quadratmeter angenommen, erläuterte Felix Müller von den Initiatoren des Protestmarsches. Dazu sei die Zahl der übrigen Teilnehmer außerhalb dieses Abschnitts geschätzt worden. Die gesamte Strecke der Demonstration vom Alexanderplatz bis zur Siegessäule beträgt laut Müller rund sechs Kilometer.

Die Veranstalter zeigten sich überwältigt von der großen Resonanz. „Damit senden wir ein deutliches Signal der Hoffnung! Dieser Tag macht uns allen Mut. Es ist Aufbruch in eine solidarische Gesellschaft“, erklärte Sprecherin Anna Spangenberg.

Viele Prominente hatten sich dem Aufruf angeschlossen, so etwa der Schauspieler Benno Fürmann, der Fernsehmoderator Jan Böhmermann und die Band Die Ärzte. Am Abend spielte Musiker Herbert Grönemeyer an der Siegessäule. „Niemand ist deutscher als andere, es gibt nicht das Deutschland, sondern es gibt Millionen Deutschlands. Und das ist die untrennbare Schönheit dieses Landes“, erklärte der Sänger.

Außenminister Heiko Maas nannte es ein großartiges Signal, dass so viele auf die Straße gegangen seien. „Wir lassen uns nicht spalten – von rechten Populisten schon gar nicht“, sagte der SPD-Politiker den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Samstag). Dagegen unterstützte die Berliner CDU die Demonstration ausdrücklich nicht. Zur Begründung wies ihr Generalsekretär Stefan Evers darauf hin, dass der Anmelder ein Anwalt der „Roten Hilfe“ sei, einer Organisation, die „linksextremistische Verbrecher“ unterstütze. Zudem werde die Aktion „von vielen anderen dubiosen Organisationen“ mitgetragen. (dpa –Lukas Dubro-, iQ)

 

 

Leserkommentare

Kritika sagt:
L.S. » Ein riesiges Transparent trug die Aufschrift „Solidarität mit den Opfern rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt". « ----------- Nichts gegen Solidarität mit Opfer von Gewalt, aber das Nicht-Erwähnen solcher Opfer, die Muslimische Gewalt erfahren mussten, ist heuchlerisch. Die Opfer Muslimischer Gewalt.sind bekanntlich weitaus zahlreicher als die Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt“. Und häufiger tötlich. ------------ Gruss, Kritika.
14.10.18
23:57