Zum Festakt der Christlich-Islamischen Begegnungs- und Dokumentationsstelle (CIBEDO) hat der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu mehr Dialog zwischen Muslimen und Christen aufgefordert.
Zu mehr Begegnung und Dialog hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Christen und Muslime aufgefordert. „Statt endlos darüber zu diskutieren, ob der Islam zu Deutschland gehört, sollten wir uns vielleicht als Christen untereinander und mit unseren muslimischen Nachbarn darüber unterhalten, wie es Christentum und Islam gelingen kann, auf die Fragen der jungen Menschen wirklich überzeugende Antworten zu geben“, sagte Steinmeier laut Redemanuskript am Freitagabend in Berlin. Er sprach bei einem Festakt der Deutschen Bischofskonferenz „40 Jahre Christlich-Islamische Begegnungs- und Dokumentationsstelle (CIBEDO)“.
Der Bundespräsident dankte CIBEDO für „eine Arbeit, die weit über den interreligiösen Dialog hinausgeht, die Friedensarbeit in unserer Gesellschaft ist“. CIBEDO stehe nicht auf der Seite der „Lauten“, die den Islam für unvereinbar mit der Demokratie erklärten oder die eine intolerante, fundamentalistische und zuweilen hasserfüllte Deutung des Islam predigten, „sondern bei den vielen Millionen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, für die Deutschsein und Muslimsein kein Widerspruch ist“.
Steinmeier hob hervor, es gebe nicht den einen Islam, genauso wenig wie es das eine Christentum gebe. „In keiner Religion, auch nicht im Islam, ist Lehre und Glaubenspraxis ein für alle Mal fixiert“, fügte er hinzu. Sie entstünden vielmehr im Dreieck von gelebter Frömmigkeit, Tradition und gesellschaftlicher Wirklichkeit. Vielerorts werde Menschen muslimischen Glaubens mit Vorbehalten, ja Ablehnung und offenem Hass begegnet, sagte der Bundespräsident. Dies habe viel mit Unwissen und Vorurteilen zu tun, aber auch mit der mangelnden Bereitschaft aller Seiten, ernsthaft ins Gespräch zu kommen.
Zugleich forderte Steinmeier „klare Grenzen gegenüber all denjenigen, die im Namen ihrer Religion Verfassung und Rechtsstaat in Frage stellen. Und klare Grenzen gegenüber all denjenigen, die Menschen allein aufgrund ihres religiösen Glaubens verdächtigen, ausgrenzen oder diskriminieren.“
Auch der Koordinationsrat der Muslime (KRM) war bei dem Festakt anwesend. Der Sprecher des KRM, Erol Pürlu, hat in seiner Rede ebenfalls die Relevanz der fortwährenden Begegnung zwischen Muslimen und Christen angesprochen. „Sind wir denn nicht gleichermaßen alle Fremde auf dieser Erde? Um die Fremdheit zu überwinden ist sicherlich der erste Schritt der Wille zur Begegnung. Begegnung ist das Fundament des Einanderkennenlernens, Begegnung ist wichtig für das gegenseitige Verständnis, Begegnung baut Barrieren und Vorurteile ab. Durch Begegnung wird der Fremde zum Nachbar, zum Freund, zum Vertrauten“, so Pürlü. Dafür brauche es aber Zeit und Tugenden wie Geduld, Selbstbeherrschung und sich von Schlechtigkeiten nicht verleiten zu lassen. Zudem sei es wichtig den Zusammenhalt der Gesellschaft, entgegen aller Entwicklungen, zu stärken.
Die CIBEDO wurde am 1. Oktober 1978 in Köln vom Missionsorden der Weißen Väter gegründet. 1998 übernahm die Deutsche Bischofskonferenz die Einrichtung als ihre Arbeitsstelle für das Gespräch mit dem Islam. Zu den Aufgaben gehören die Ausrichtung von Dialogtreffen mit muslimischen Theologen, Hilfestellungen für Pädagogen und Lehrveranstaltungen. Eine umfangreiche Bibliothek am heutigen Standort Frankfurt dokumentiert die Entwicklung des muslimischen Lebens in Europa. (KNA, iQ)