Unter dem Slogan „Herz statt Hetze“ demonstrierten am Sonntag die Menschen in Dresden für mehr Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit. Die Polizei sprach von insgesamt 15 000 Teilnehmern.
Unter dem Slogan „Herz statt Hetze“ haben am Sonntag mehr als 10 000 Menschen in Dresden für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit demonstriert. Damit stellten sie die Kundgebung der islam- und ausländerfeindlichen Pegida-Bewegung an ihrem vierten Jahrestag deutlich in den Schatten. Nach Angaben der Beobachtergruppe „Durchgezählt“, die sich auf Flächenberechnungen und Luftbilder stützt, kamen zum Pegida-Treff zwischen 3200 und 4100 Teilnehmer. Andere Augenzeugen gingen von etwa 5000 Menschen aus. Die Polizei sprach von insgesamt 15 000 Teilnehmern.
In den Zug der Demonstranten von „Herz statt Hetze“ hatten sich auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU), sein Vize Martin Dulig und Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (beide SPD) eingereiht. Der Regierungschef freute sich über die rege Beteiligung „Das macht Mut, das ist ein wichtiges Signal“, sagte er bei einer Zwischenkundgebung am Rathaus. Es habe zu lange gedauert, den richtigen Umgang mit ausländerfeindlichen Parolen zu finden. Es gelte, mit Anstand aufeinander zuzugehen und miteinander zu reden.
Dulig rief dazu auf, für Menschlichkeit und Demokratie zu kämpfen. „Wir brauchen einen Alltag der Kultur des Widerspruchs im Land“, sagte er. Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD) erinnerte daran, dass Pegida nicht mehr ein Sammelbecken Unzufriedener ist, sondern Rechte anziehe und diese Szene verstärke.
Die Organisatoren von „Herz statt Hetze“ werteten ihre Aktion als großen Erfolg: „Wir haben gezeigt, dass man trotz unterschiedlicher politischer Auffassungen mit einem gemeinsamen Ziel den rechten Umtrieben von Pegida & Co. deutliche Grenzen aufzeigen kann.“ Die Geschlossenheit und Stärke des heutigen Tages könne ein Aufbruch, ein Anfang für ein Umdenken sein. „Widerspruch gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit ist jeden Tag notwendig. Nicht nur auf der Straße, sondern in allen Lebensbereichen und in der gesamten Breite der Gesellschaft.
Zum Auftakt der Proteste gegen Pegida hatte sich am Mittag in der Dresdner Neustadt eine Technoparade mit gut 2000 Leuten in Bewegung gesetzt. Sie war vom Verein Tolerave angemeldet worden und erhielt auf den Straßen weiter Zulauf. Hinter Tolerave stehen Akteure der Dresdner Club- und Musikszene. Die Veranstalter warfen Pegida vor, immer nur Gefahren zu beschwören und Angst zu schüren. Eine Mahnung richtet sich auch an die Politik der schwarz-roten Koalition: „Nicht das Bekämpfen von Symptomen ist das Gebot der Stunde, sondern das Bekämpfen der Ursachen“, brachte es ein Redner auf den Punkt.
Auf der Pegida-Kundgebung war das zu hören, was seit vier Jahren die Proteste ausmacht: Die Menge skandierte Rufe wie „Volksverräter“ und „Widerstand“ und verlangte in Sprechchören auch den Abriss von Moscheen in Deutschland. Pegida-Anführer Lutz Bachmann lobte ausdrücklich Anhänger der rechtsextremen Identitären Bewegung, die in Deutschland vom Verfassungsschutz beobachtet wird.
Der Dresdner Polizeipräsident Horst Kretzschmar zog ein positives Resümee. „Etwa 15 000 Menschen demonstrierten heute friedlich in Dresden“, sagte er. Es wurden zehn Strafverfahren eingeleitet. Darunter waren fünf Körperverletzungsdelikte, zwei Sachbeschädigungen sowie jeweils eine Beleidigung und ein versuchter Raub. Die Rede des Rechtspopulisten Michael Stürzenberger soll darauf geprüft werde, ob sie den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllt, hieß es. Die Polizei war mit 560 Beamten im Einsatz. (dpa/iQ)