Die im Schweizerischen Rat der Religionen vertretenen Religionsgemeinschaften fordern ihre Mitglieder auf, sich für Flüchtlinge zu engagieren. Gleichzeitig appellieren sie an die Politik, Verantwortung für die Bedürfnisse von Flüchtlingen zu übernehmen.
Führende Vertreter von Christen, Juden und Muslimen in der Schweiz haben zu mehr Engagement in der Flüchtlingshilfe aufgerufen. In einer gemeinsamen Erklärung appellieren sie an Staat und Politik, angemessen auf die Bedürfnisse von Flüchtlingen zu reagieren, etwa durch Resettlement-Programme. Es ist die erste gemeinsame Äußerung der drei Religionen in der Schweiz zu Flüchtlingsfragen.
Wenn es um den Schutz von Flüchtlingen und deren Integration geht, kommt den Religionsgemeinschaften und ihren Organisationen eine tragende Rolle zu. Vor diesem Hintergrund hat der frühere Flüchtlingshochkommissar und heutige Generalsekretär der Vereinten Nationen António Guterres 2012 den internationalen Dialog „Faith and Protection“ angestossen. Die Religionsgemeinschaften sollten sich in diesem Sinn auch zukünftig für den Flüchtlingsschutz einbringen.
Aufgrund ihrer Verantwortung gegenüber Flüchtlinge leiten die Religionsgemeinschaften fünf Appelle zur Schweizerischen Flüchtlingspolitik ab, die sie in Form einer gemeinsamen Erklärung heute veröffentlicht haben.
Als erstes thematisieren sie den Schutz vor Ort, welcher ein wichtiges Ziel der Schweizer Flüchtlings- und Aussenpolitik sein soll. In der Schweiz brauche es gemäß Erklärung zudem faire und effektive Asylverfahren, in denen der Flüchtlingsbegriff gemäß Genfer Flüchtlingskonvention umfassend angewendet wird. So sollen von Bürgerkrieg betroffene Menschen den Flüchtlingsstatus statt einer vorläufigen Aufnahme erhalten.
Unerlässlich sei auch, dass dem Recht auf Familienleben Rechnung getragen werde, sowie eine frühzeitige Integration von Flüchtlingen. Insbesondere in diesem Bereich können Religionsgemeinschaften ihren Beitrag leisten, indem sie Freiwilligenarbeit, Nachbarschaftshilfe und individuelle Initiativen starten, tragen und unterstützen.
Für Flüchtlinge wiederum ist gemäß Erklärung die Respektierung hiesiger Regeln zentral, um sich integrieren zu können und Teil dieser Gesellschaft zu werden. Selbstredend gelten auch für sie die in der Bundesverfassung verankerten Werte.
Weiter wird eine Rückkehr in Würde für Personen gefordert, welche die Kriterien für die Schutzgewährung nicht erfüllen. Dazu gehören menschenrechtliche Standards beim Vollzug der Wegweisung und die Beachtung des Kindeswohls in jeder Situation.
Der fünfte, und politisch aktuellste Appell der Interreligiösen Erklärung zu Flüchtlingsfragen bezieht sich auf das sogenannte „Resettlement“: Der Staat und die Politik werden konkret dazu aufgefordert, die Wiederansiedlung von Flüchtlingen direkt aus Krisengebieten langfristig als Instrument der Schweizer Asylpolitik zu institutionalisieren.
Zu den Unterzeichnern zählen Vertreter der katholischen Schweizer Bischofskonferenz, des Evangelischen Kirchenbundes, der Altkatholiken, des Israelitischen Gemeindebundes, der Föderation Islamischer Dachorganisationen, der Koordination Islamischer Organisationen Schweiz und des Schweizerischen Rates der Religionen. Unterstützung erhielt die interreligiöse Erklärung vom Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR). (KNA, iQ)