Rund 80 Prozent der Menschen im Jemen brauchen nach Angaben des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) humanitäre Hilfe. „Nahezu alle Bereiche des Alltags sind von den Folgen des anhaltenden bewaffneten Konfliktes in dem Land betroffen. Die humanitäre Lage der Menschen ist katastrophal, sechs von zehn Jemeniten haben dauerhaft nicht genug zu essen“, erklärte der Leiter der Internationalen Zusammenarbeit beim DRK, Christof Johnen, am Freitag in Berlin.
Von den 27 Millionen Menschen im Jemen haben demnach rund 17,8 Millionen keine ausreichende Menge an Lebensmitteln, rund 3 Millionen Frauen und Kinder gelten als akut unterernährt. „Für viele Menschen sind Grundnahrungsmittel nach erheblichen Preissteigerungen nahezu unerschwinglich geworden“, so Johnen.
Rund 14,8 Millionen Jemeniten hätten darüber hinaus keinen Zugang zu einfachster medizinischer Versorgung. Der Grund sei, dass mehr als die Hälfte aller Gesundheitseinrichtungen entweder keine Medikamente, Strom oder Geräte mehr hätten oder beschädigt oder zerstört seien. Dies sei zum Teil eine Folge von Angriffen.
Islamische Hilfsorganisationen bieten Nothilfen
In Folge dessen haben unter anderem islamische Hilfsorganisationen zu Nothilfen aufgerufen. Hasene International e.V. forderte auf den sozialen Netzwerken mit einem Banner zu einer Nothilfe von 20 Euro auf. IslamiC Relief hat ebenfalls zu kleinen und großen Spenden aufgerufen. Ein Spendenziel von 5000 Euro sind angesetzt, bisher wurden rund 800 Euro gesammelt.
Anlässlich der geplanten Befassung des UN-Sicherheitsrats mit der Lage im Jemen am Freitag erklärte Johnen: „Wir fordern die am Konflikt beteiligten Parteien auf, das Humanitäre Völkerrecht zu achten, die Bevölkerung zu schützen und den Helfern sicheren Zugang zu den notleidenden Menschen zu gewähren.“ Es brauche „dringend verlässliche politische Lösungen“ zur Beilegung des Konflikts. Ein komplettes Land könne nicht über humanitäre Hilfe versorgt werden.
Kriege zerstören das Land
Im Jemen, dem ärmsten Land der arabischen Halbinsel, liefern sich seit Jahren schiitische Huthi-Rebellen und die sunnitisch geprägte Zentralregierung einen Machtkampf. Eine von Saudi-Arabien angeführte Koalition fliegt seit 2015 Luftangriffe gegen die Rebellen und unterstützt die Zentralregierung.
Weitere arabische Staaten – etwa die Vereinigten Arabischen Emirate – sowie die USA, Großbritannien und Frankreich sind ebenfalls beteiligt. Der mehrheitlich schiitische Iran unterstützt die Huthi. Seit Beginn des Bürgerkriegs kamen rund 10.000 Menschen ums Leben.