Niedersachsen

DITIB-Vorstand in Niedersachsen tritt zurück

Am Sonntag ist der Vorstand des DITIB-Landesverbandes in Niedersachsen geschlossen zurückgetreten. Ministerpräsident Weil bedauert diese Entscheidung.

26
11
2018
Yılmaz Kılıç © Facebook, bearbeitet by iQ.
Yılmaz Kılıç © Facebook, bearbeitet by iQ.

Der langjährige Vorsitzende der niedersächsischen DITIB-Gemeinden, Yılmaz Kılıç, ist am Sonntag von seinem Amt zurückgetreten. „Wegen der wachsenden Einmischung habe ich jetzt die Reißleine ziehen müssen“, sagte Kilic der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ (HAZ, Montagsausgabe).Kılıç ist nach eigenen Worten mit seinem gesamten Vorstand zurückgetreten.

Am Sonntag wurde dann ein neuer Vorstand unter Führung von Ali Ihsan Ünlü gewählt. Ünlü habe bereits zwischen 2008 und 2011 den Landesverband Niedersachsen und Bremen geleitet, sagte die Landesgeschäftsführerin Emine Oğuz am Sonntagabend. Die genaue Aufgabenverteilung in dem sieben Mitglieder zählenden Gremium solle in der kommenden Woche festgelegt werden.

„Sie können ja zurücktreten“

„Wir haben als niedersächsischer Landesverband immer einen eigenständigen Weg gehen wollen, doch hier leider keine Unterstützung aus Köln bekommen“, erklärte Kılıç weiter. Er sehe hier keinen Weg, weiterzukämpfen. „Wenn Sie dann noch zu hören bekommen: ‚Sie können ja zurücktreten‘, dann tun wir das auch“, so Kılıç weiter. Er bekleidete seit 2011 den Amt des Vorsitzenden.

Die Religionsgemeinschaft mit Sitz in Köln untersteht der Aufsicht des Präsidiums für Religionsangelegenheiten (Diyanet) in Ankara. Die DITIB war zuletzt häufig in Kritik geraten. Seit Ende August fördert der Bund auch keine Projekte in DITIB-Trägerschaft mehr.

Staatsvertrag auf Eis gelegt

In Niedersachsen hatte die ehemalige rot-grüne Regierung von Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) den fast fertigen Vertrag mit den Muslimverbänden DITIB und Schura auf Eis gelegt. Grund war der Streit um DITIB. Im Koalitionsvertrag der neuen Regierung von SPD und CDU wurde festgelegt, dass noch Gutachten eingeholt werden sollten.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) bedauerte den Rücktritt. „Herr Kılıç war für uns ein enger, seriöser Gesprächspartner, und ich habe großen Respekt vor seinem Engagement“, sagte Weil am Sonntag der „HAZ“. „Ich empfinde seinen Rückzug als echten Rückschlag für die bisherigen Bemühungen.“

Schura hofft auf eine gute Zusammenarbeit

„Grundsätzlich ist es nicht meine Aufgabe die Entwicklungen innerhalb der DITIB zu kommentieren. Das sind Verbands interne Angelegenheiten und Entwicklungen die ich nicht beurteilen kann“, erklärte Recep Bilgen, Vorsitzender der Schura Niedersachsen auf Anfrage von IslamiQ. Allerdings bedauere er persönlich den Rückzug von Herrn Kılıç, mit dem er gut und gerne zusammengearbeitet habe.

„Die islamischen Religionsgemeinschaften in Niedersachen blicken auf jahrzehntealte Traditionen zurück und sind als Institutionen gefestigt, man darf die Zusammenarbeit mit diesen Institutionen nicht abhängig von den jeweiligen Personen machen“, so Bilgen weiter. Der neue Vorsitzende Herr Ünlü sei kein unbeschriebenes Blatt, er habe den Landesverband der DITIB mit aufgebaut. „Ich wünsche dem künftigen Vorstand eine gute Hand und hoffe auf eine gute Zusammenarbeit“, erklärte der Vorsitzende der Schura-Niedersachsen abschließend. (dpa/iQ)

Leserkommentare

Dilaver Çelik sagt:
Wenn ausländische Amtsfunktionäre, die nur für wenige Jahre in Deutschland sind und keine Ahnung davon haben, wie hier Vereinsarbeit funktioniert, sich nach eigenem Gutdünken in die Vereinsarbeit einmischen, dann ist es auch nicht verwunderlich, wenn ein Vorstand, dessen Lebensmittelpunkt Deutschland ist, frustriert das Handtuch wirft. So würdigt man keine in örtlichen DITIB-Gemeinden ehrenamtlich aktiven Muslime, welche Teil der örtlichen Kommunen sind, und nun den Misstand in der Verbandsspitze zu Unrecht ausbaden müssen, während jene ausländischen Amtsfunktionäre irgendwann wieder in ihr Heimatland zurückkehren, ohne den Schaden auch nur ansatzweise zu realisieren, den sie da angerichtet haben und sich keine Schuld bewusst sind. Schade.
27.11.18
2:58