PLAKAT-KAMAPAGNE

Ministerium provoziert mit Siegel des Propheten Muhammad

NRW hat eine gewagte Plakat-Kampagne für die Präventions- und Aussteigerprogramme des Verfassungsschutzes gestartet. Ziel der landesweiten Aktion sei die Sensibilisierung der Gesellschaft.

06
12
2018
Plakat-Aktion NRW
Plakat-Kampagne NRW © Facebook, bearbeitet by iQ.

Anfang November hat Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) eine neue Plakat-Kampagne für die Präventions- und Aussteigerprogramme des Verfassungsschutzes gestartet. Seitdem hängen landesweit 15 Motive zum Salafismus-Präventionsprogramm „Wegweiser“, dem Aussteigerprogramm Islamismus (API) sowie dem Rechtsextremismus-Aussteigerprogramm „Spurwechsel“ an großen Billboards.

„Wir wollen mit den Plakaten für Aufmerksamkeit sorgen. Die Programme verfolgen das Ziel, junge Menschen am Beginn einer möglichen Radikalisierung aufzufangen oder Ausstiegswillige auf ihrem Weg zurück in die demokratische Gesellschaft zu begleiten. Doch dafür müssen die Betroffenen unser Angebot kennen“, erklärte Reul.

Ziel der landesweiten Werbemaßnahme sei eine Sensibilisierung der gesamten Gesellschaft für die Gefahren des Extremismus. „Die Aktion richtet sich nicht nur an unmittelbar Betroffene. Wir wollen mit ihr ein flächendeckendes Bewusstsein schaffen“, so der Minister weiter.

Nach Beginn der Kampagne gab es Kontaktaufnahmen, wie die Pressestelle des NRW-Innenministeriums auf Anfrage von IslamiQ mitteilte. Diese würden vertraulich behandelt. „Insgesamt hat sich das API seit Bestehen mit über 150 Personen befasst, davon befinden sich etwa 60 Fälle in intensiver Beratung“, erklärte das Ministerium.

„Du willst im hier und jetzt leben?“

Die Plakate sind optisch an den Siegel des Propheten Muhammad angelehnt verknüpft mit der Frage: „Du willst im hier und jetzt leben?“. Unter dem „Siegel“ steht der Schriftzug: „Wir helfen Dir raus aus dem Islamismus.“

Kritik, ob das Design und die Botschaft der Plakate verletzend für Muslime sein könnte, weist das Ministerium zurück: „Die Plakatmotive nehmen Bezug auf die verbotene Symbolik der Terrororganisation des sogenannten ‚Islamischen Staates‘. Diese Assoziation wurde bewusst gewählt, um die Aufmerksamkeit der Zielgruppe zu erreichen.“ Die Terrororganisation verwendet tatsächlich das Siegel des Propheten Muhammad auf ihrer Fahne.

Insgesamt hängen noch bis Mitte Dezember rund 680 Plakate in 18 nordrhein-westfälischen Städten auf großflächigen Posterträgern. Laut Ministerium „zumeist in Ballungsgebieten und stark frequentierten Räumen“. Zudem gibt es Online-Werbung, Flyer und Werbeartikel im Kampagnendesign.

Leserkommentare

Kritika sagt:
L.S. Übertriebene Religiosität kann ebenso eine Sucht sein wie Rauchen, Alkohol usw. „Wir helfen Dir raus aus dem Islamismus.“ ist daher eine Handreichung, diese Sucht zu überwinden. Hoffentlich nehmen viele Muslims diese gutgemeinte Hilfe an. Was der Islam anrichten kann, sieht man an den katastrofalen Ländern Pakistan. Ägypten, Gaza, Syria, Iran, Irak. wünscht den Islam-Aussteigern viel Kraft. Gruss, Kritika.
06.12.18
15:21
Emanuel Schaub sagt:
Wenn ich "Radikalisierungsgefährdeter" wäre ,würde mich diese "Aktion"(resp.Aktionismus!) eher ein "jetzt erst recht" hervorlocken. So naiv kann doch niemand sein ,dass ein Betroffener... sich als "behandlungsbedürftig" be trachten würde und dann aufgrund von ausserislamischer... Ansicht. Das ist die Aufgabe der Eltern/Imame und Patnerinnen... gruss emanuel
07.12.18
14:54
Frederic Voss sagt:
Diese Kampagne greift die Problematik treffend auf. Nicht vergessen: Islam und Islamismus sind nicht einfach total verschieden. Es gibt eine gemeinsame Wurzel. Daß das eine mit dem anderen gar nichts zu tun hätte, ist eine gezielte oder frömmlerische Ablenkung vom Wahrheitsgehalt. Das Kunstwort "Islamismus" ist zudem erst viel später entstanden.
09.12.18
12:55