Kritik an Burkini-Verbot in Schwimmbädern

Eine Entscheidung des Koblenzer Stadtrats sorgt für Schlagzeilen. In Schwimmbädern der Stadt sind Burkinis nicht mehr erlaubt. Ein Grund lautet: Damit man Krankheiten und Ausschläge besser erkennen kann.

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Burkini-Verbot
Symbolbild: Schwimmunterricht, Burkini © shutterstock

Der Koblenzer Stadtrat hatte am Freitag mit knapper Mehrheit beschlossen, dass Badegäste „den Nassbereich“ der Schwimmbäder nur in Badehose, Badeanzug, Bikini oder Badeshorts betreten dürfen. Nur für Leistungsschwimmer seien Neoprenanzüge im Training zugelassen. Für den Antrag der Freien Wähler (FW) und der CDU hatten 24 Ratsmitglieder (auch AfD) gestimmt. 22 waren dagegen. Im Schulsport dagegen ist Ganzkörper-Badebekleiung weiter für Musliminnen erlaubt, da es sich um eine schulische Pflichtveranstaltung handelt.

Der Fraktionschef der Freien Wähler im Stadtrat, Stephan Wefelscheid, sagte, die Entscheidung für „möglichst wenig Textil“ am Körper sei auch gefallen, um eventuelle Krankheiten erkennen könnte. Laut Haus- und Badeordnung sei der Zutritt Personen nicht gestattet, wenn sie unter „anstoßerregenden Krankheiten oder meldepflichtigen übertragbaren Krankheiten im Sinne des Bundesseuchengesetzes oder offenen Wunden bzw. Hautausschlägen“ leiden würden. Das Personal könne dies bei wenig Textil am Körper eben besser erkennen.

Änderung der Badeordnung ab 2019

Bei Neoprenanzügen der Sportschwimmer sei der Fall ein anderer: Denn da liege die Überwachung beim Schwimmleiter des jeweiligen Vereins, sagte Wefelscheid, auch Landesvorsitzender der FW. Er fügte hinzu: „Wenn sich Muslimas darüber aufregen, weil sie sagen, sie haben einen Rechtsanspruch darauf, dann steht ihnen ja der Rechtsweg offen.“

Anlass der Abstimmung war ein Entwurf der Stadtverwaltung für eine Änderung der Haus- und Badeordnung ab 2019, in der es heißen sollte: „Der Aufenthalt im Nassbereich ist nur in üblicher Badekleidung gestattet. Im Zweifelsfall entscheidet das Badpersonal vor Ort.“ Dies hätte Willkürentscheidungen „Tür und Tor geöffnet“, sagte FW-Politiker Wefelscheid. Man habe daher genau definieren wollen, was „übliche Badekleidung“ sein solle.

Muslime kritisieren Entscheidung

Muslime haben das jüngst beschlossene Burkini-Verbot für Koblenzer Schwimmbäder kritisiert. „Öffentliche Güter und Serviceleistungen sollten allen Bürgern offenstehen, eben auch solchen Frauen“, sagte die rheinland-pfälzische Landesvorsitzende des Zentralrats der Muslime, Malika Laabdallaoui, am Montag. Stadträte sollten die Interessen aller Bürger vertreten und damit auch die Interessen von Minderheiten – „und nicht die politisch relevanten populistischen Gruppierungen anfüttern“, betonte sie.

Auch die Arbeitsgemeinschaften muslimischer Gemeinden aus Koblenz (AMGK) kritisiert diesen Beschluss. Es sei davon auszugehen, dass es sich einfach nur um eine populistische Anbiederung handle, indem man Menschen aus religiösen Minderheiten aus dem öffentlichen Leben ausgrenzt, um eine bestimmte Klientel zu hoffieren. „Besonders enttäuschend ist die Tatsache, dass die betroffene religiöse Minderheit, in diesem Fall die Muslime bzw. die Muslimas, nicht in diese Diskussionen eingebunden wurden“, heißt es in der Pressemitteilung.

„Vorurteilsbeladene Diskussion“

Die rheinland-pfälzische Integrationsstaatssekretärin Christiane Rohleder (Grüne) sagte: „Burkinis mit dem Verweis auf möglicherweise verdeckte offene Wunden und Hautausschläge zu verbieten, aber Neoprenanzüge zu erlauben, zeigt, wie vorurteilsbeladen diese Debatte ist.“ Derart „verzerrte Diskussionen“ trügen „ganz sicher nicht zu einer guten Integration in unserem Land bei“.

Der Beschluss sei rein ideologisch und erschwere die Integration. „Wenn es nicht mehr möglich ist, dass Mädchen im Bikini und Mädchen im Burkini gemeinsam im Wasser Spaß haben, wie ich es neulich in einem Schwimmbad beobachten konnte, signalisiert das den Betroffenen, dass sie nicht dazu gehören. Das ist fatal für die Integration“, sagte Rohleder. (dpa, iQ)

Leserkommentare

Gandolf Graurock sagt:
Die Kritik versteh ich nicht, weil Muslime, Juden, Rothaarige, weisse Männer etc. dürfen ja alle schwimmen gehen. Es wird also keine Minderheit diskriminiert oder ist der/das Burkini am Körper angewachsen?
18.12.18
18:54
Kritika sagt:
L.S. Die Koblenzer haben den weisen Beschluss gefasst, dass in städtische Bäder normale Badekleidung getragen wird. Solche Beschlüsse zu treffen, liegt im Ermessen des Stadtrates. Die vertritt alle Bürger und braucht sich daher mit keinem religiösen Verein extra zu beraten. Da die Regelung für alle gilt, vom Mormonen über Mohikaner bis zu Mohammedaner, wird hier auch keiner diskriminiert. Im Gegenteil, schwer intergrierbaren Individuen werden sich über kurz oder Lang den Regeln des Landes das sie zu ihrem Schutz gewählt haben anschliessen. Dann ist niemand mehr "etwas Besonderes". Keiner verlangt - - und bekommt - - dann noch eine "ExtraWurst. Die Franzosen, die uns in diesem Punkt weit voraus sind, nennen das égalité, einer der 3 Säulen ihrer Revolution. Um das zu betonen, sind dort in Schulen Kopftücher tabu und in vielen Bäder und Stränden auch die Burkinis. Öffentliches Provozieren mit Burkas und Burkinis haben viele Länder, die uns voraus sind, bereits verboten. Zum Glück läuft der Trend auch bei uns hin zu weniger öffentliche Provokation mit religiöser Kleidung. Firmen und Geschäfte, in's Besondere solche mit Kunden oder Publikum stellen auch in Deutschland keine "KopftuchMädchen" mehr ein. Wer sollte übrigens besser entscheiden können was unter "übliche Badbekleidung " zu verstehen ist als der Bademeister? Damit wird Willkür gerade ausgeschlossen, an Stelle wie, vom Verfasser befürchtet, "Tür und "Tor geöffnet. Konstanz ist auf dem besten Wege, für égalité und und Integration zu sorgen. Zur Nachahmung empfohlen. Kritika meint: Dort, wo es Demokratie gibt, dort hat der Islam nichts zu sagen. Dort, wo der Islam herrscht, dort gibt es keine Demokratie mehr. Gruss, Kritika
18.12.18
19:48
Frederic Voss sagt:
Ich glaube nicht, daß der ewige Gott darüber nachdenkt, wieso sich Menschen in Schwimmbädern (vollständig) verhüllen sollten. Solches konstruieren und fantasieren sich nur Menschen zusammen. Wahrscheinlich gefallen ihm badende Menschen in natürlicher, ungezwungener Nacktheit am besten.
19.12.18
10:49
Ute Fabel sagt:
Leute wollen sich im Schwimmbad entspannen. Alle ideologischen Agitationen sind dabei absolut störend. Dabei macht es für mich überhaupt keinen Unterschied, ob jemand unbedingt mit einem PEGIDA-Shirt oder einem Burkini schwimmen will. Man sollte sich gar nicht auf hygienischen Aspekte ausreden, sondern ganz unverblümt sagen, dass in öffentlichen Schwimmbädern alle religiös oder weltanschaulich motivierte Kleidungsstücke und sonstige auffällige sichtbare Zeichen den Erholungswert anderer beeinträchtigen können und daher verständlicherweise nicht erlaubt sind. Im größten Wiener Schwimmbad wurden im vergangenen Sommer Badegäste hinausgeworfen, die sich beharrlich weigerten einen großen Sonnenschirm abzuspannen, auf dem ein großes Logo der rechtspopulistischen FPÖ angebracht war. Deren Rausschmiss fand ich genauso erfreulich wie diesen mutigen Beschluss des Koblenzer Stadtrats.
19.12.18
15:05