Die Hilfsorganisation Islamic Relief wird künftig die Notfallseelsorge in Berlin mitgestalten. Eine entsprechende Vereinbarung wurde am Donnerstag unterzeichnet.
Die Berliner Notfallseelsorge und Krisenintervention der Kirchen hat eine bundesweit einmalige Kooperation mit der Wohlfahrtsorganisation Islamic Relief Deutschland festgeschrieben. Ihre Vertreter unterzeichneten am Donnerstag in Berlin eine entsprechende Vereinbarung.
Nach Angaben der Träger werden die 150 ehrenamtlichen Notfallseelsorger in der Hauptstadt in der Regel ungeachtet ihrer Religion und Weltanschauung eingesetzt. In anderen Regionen Deutschlands würden muslimische Seelsorger dagegen nur bei besonderem Bedarf angefordert. In Berlin kommen die Notfallseelsorger durchschnittlich einmal täglich zum Einsatz. Nach Unfällen oder Todesfällen betreuen sie Betroffene, Augenzeugen und andere Hilfskräfte.
Der Konsistorialpräsident der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesischen Oberlausitz, Jörg Antoine, würdigte die Kooperation als Schritt auch zu mehr gesellschaftlicher Integration der Muslime. Dies könne ein Vorbild für ihre stärkere Einbindung in die Wohlfahrtspflege sein.
Hermann Fränkert-Fechter vom Erzbistum Berlin begründete die Zusammenarbeit auch damit, dass es in Berlin nur eine telefonische „Alarmierungsnummer“ gebe, über die Polizei, Feuerwehr und Verkehrsbetriebe Notfallseelsorger anfordern. Nuri Köseli von Islamic Relief erklärte, die Organisation kooperiere beim muslimischen Seelsorgetelefon bereits seit 2009 erfolgreich mit den kirchlichen Wohlfahrtsverbänden.
Nach Angaben des evangelischen Landespfarrers für Notfallseelsorge, Justus Münster, kommt jeder zweite Berliner Notfallseelsorger aus den Kirchen. Die weiteren Kriseninterventionshelfer kommen demnach von den Kooperationspartnern Caritas und Diakonie, Deutsches Rotes Kreuz, Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft sowie Arbeiter-Samariter-Bund. Der katholische Koordinator für Notfallseelsorge, Diakon Norbert Verse, hob hervor, in Berlin betreuten muslimische Seelsorger auch Christen und umgekehrt. Nur auf besonderen Wunsch werde von diesem Modell abgewichen. (KNA, iQ)