Eine aktuelle Studie zeigt, dass Deutsche den Anteil von Muslimen und Migranten an der Bevölkerung deutlich überschätzen. Deutsche verschätzen sich dahingehend deutlich häufiger als andere Nationen.
Soziale Realitäten werden in Deutschland überdurchschnittlich oft falsch eingeschätzt: Das geht aus einer am Mittwoch in Hamburg vorgestellten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos hervor. Demnach wird etwa der Anteil von Migranten an der Gesamtbevölkerung überschätzt: Während der tatsächliche Wert 15 Prozent betrage, liege die durchschnittliche Schätzung der Befragten doppelt so hoch bei 30 Prozent.
Noch deutlicher sei die Diskrepanz beim Anteil der Muslime an der Gesamtbevölkerung, hieß es weiter. In der Wahrnehmung der Befragten ist jeder fünfte Bundesbürger (21 Prozent) muslimischen Glaubens. „Der tatsächliche Anteil an Muslimen an der Gesamtbevölkerung entspricht mit lediglich 4 Prozent nicht einmal einem Fünftel des Schätzwertes“, so die Studie. „Nur in 7 von insgesamt 37 untersuchten Ländern irren sich die Menschen in dieser Frage noch stärker.“
Insgesamt verschätzen sich die Deutschen demnach häufiger als die Bürger vieler anderer Nationen. Unter 37 befragten Ländern belegte Deutschland den 24. Platz, wenn es um die beste Schätzung geht.
Robert Grimm von Ipsos deutet dieses Ergebnis auch als Folge von polarisierenden öffentlichen Debatten. „Gerade bei den politisch brisanten Themen wie Migration und Muslime in Deutschland liegen Wahrnehmung und Realität weit auseinander“, sagte er. Diskussionen über diese Themen seien „überwiegend negativ konstruiert, es wird polarisierend und emotional über Kontrolle, Kriminalität und Betrug debattiert. In der menschlichen Wahrnehmung verstärken sich damit soziale Phänomene zu überdimensionalen Problemen mit dringendem politischen Handlungsbedarf.“
Für die „Perils of Perception“-Studie hatte Ipsos den Angaben zufolge knapp 30.000 Personen in 37 Ländern befragt. (KNA/iQ)