Niedersachsen

Weiterer islamischer Verein gegründet

In Niedersachsen haben einige Gemeinden den Verein „Muslime in Niedersachsen“ gegründet, was eigentlich nichts Außergewöhnliches ist. Während die niedersächsische Regierung die Gründung begrüßt, steht ihm die Schura skeptisch gegenüber.

07
02
2019
Symbolbild: Zielvereinbarungen, Religionsgemeinschaften © Maik Meid (https://www.flickr.com/search/?text=Maik%20Meid) auf flickr, bearbeitet by IslamiQ.
Symbolbild: Zielvereinbarungen, Religionsgemeinschaften © Maik Meid (https://www.flickr.com/search/?text=Maik%20Meid) auf flickr, bearbeitet by IslamiQ.

Elf Moscheegemeinden haben einen neuen Verein in Niedersachsen gegründet. „Muslime in Niedersachsen“ heißt der neue Verein, zu dem Moscheegemeinden, Frauen- und Jugendvereine aus Hannover, Osnabrück, Braunschweig, Nienburg und Vechta gehören sollen. „Wir möchten die Muslime in Niedersachsen vertreten, die sich als unabhängig von politischen und finanziellen Bindungen an das Ausland verstehen“, sagte Verbandssprecher Firouz Vladi.

Zum Vorsitzenden wurde Avni Altıner gewählt, der zuvor viele Jahre Vorsitzender der Schura Niedersachsen war. Ziel des Vereins sei es, dass die in langjähriger Arbeit erzielten Erfolge und Absprachen zur Integration der Muslime in Niedersachsen „nicht den Bach heruntergingen“, erklärte Altıner.

Niedersachsen begrüßt neuen Verein

Die niedersächsische Regierung hat die Gründung eines neuen muslimischen Vereins begrüßt. „Ich freue mich auf eine konstruktive und intensive Zusammenarbeit“, sagte die Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe, Doris Schröder-Köpf, am Montag in Hannover. „Besonders erfreulich ist, dass der neue Moscheeverband es als seine Pflicht ansieht, für alle Ethnien offen und politisch unabhängig zu sein“, so die SPD-Politikerin.

„Vorwurf der fehlenden Unabhängigkeit absurd“

Für den jetzigen Schura-Vorsitzenden Recep Bilgen wirke es ein wenig ironisch, wenn ein ehemaliger Vorsitzender einer Religionsgemeinschaft nicht mehr das Vertrauen seiner Gemeinden genieße und in der Konsequenz versucht, eine andere „Religionsgemeinschaft“ aufzubauen. „Stattdessen hätte er sich in einer demokratischen Wahl wieder zur Wahl stellen können und auch gewinnen können.“

Außerdem sei der Vorwurf der fehlenden Unabhängigkeit für Bilgen absurd, weil die Mitgliedsgemeinden der Schura unabhängige Gemeinden sind, die nicht vom Ausland finanziert werden. „Bei vielen Schura-Mitgliedern greift das Argument der türkischen Einflussnahme sowieso ins Leere, da ihre Mitglieder nicht türkischer Herkunft sind“, erklärt Bilgen auf Anfrage von IslamiQ.

Die Mitgliedsgemeinden der Schura würden der Gründung des Vereins sehr skeptisch gegenüber stehen, da diese zur Spaltung führe. „Das Ziel sollte es sein, die Einheit der Muslime zu bewahren und fortzuführen“, so Bilgen. (KNA, dpa, iQ).

Leserkommentare

Dilaver Çelik sagt:
Eines Vorweg: Der neue Verband unterscheidet sich in der Theologie nicht von der SCHURA oder DITIB. Und das ist auch ganz gut so. Denn sogenannte "Liberale Muslime" als auch Extremisten werden bei der muslimischen Community kaum Rückhalt finden, weil sie als Sektierer jeweils auf ihre Weise den Islam pervertieren. Was den neuen Verband angeht, so muss er sich erst einmal bewähren und aufpassen, sich von den perfiden Spielchen der deutschen Medien und Politiker nicht vor den Karren spannen zu lassen. Der neue Verband darf sich von deutschen Medien und Politikern nicht gegen DITIB oder SCHURA ausspielen lassen, damit er den Skeptikern innerhalb der muslimischen Community nicht Recht gibt. Eine Fitna, welche von deutschen Medien und Politikern permanent befeuert wird, darf es innerhalb der muslimischen Community und ihrer Verbände nicht geben. Der neue Verband sollte deshalb eine Zusammenarbeit mit DITIB und SCHURA bei innermuslimischen Angelegenheiten nicht ausschließen, da der Zusammenhalt von deutschen Muslimen sehr wichtig ist. Denn nur gemeinsam ist man stark. Der neue Verband muss erst einmal die Herzen der muslimischen Community gewinnen, wenn er ihre Belange vertreten und sich dafür einsetzen will. Und das wird Jahre in Anspruch nehmen. Bis dahin heißt es, abwarten und Tee trinken.
07.02.19
15:04
M. Altin sagt:
Was mir im Bericht fehlt ist das Herr Avni Altiner auch ganz gute Verbindung in die Türkei hat und soweit ich weiß von der Nurcu Bewegung ist. Dass das hier überhaupt nicht genannt wird finde ich schlecht recherchiert. Zudem kommt es das der Altiner seine politischen Freundschaften welche er im Zuge der SCHURA Arbeit knüpfen konnte nun schamlos gegen die SCHURA ausnutzt. Heuchlerisch erscheint es irgendwie schon.
07.02.19
15:13
Frederic Voss sagt:
Man kann hier sehen, daß sich unterschiedliche Gruppierungen im islamischen Spektrum bilden. Das ist auch ganz natürlich, da unterschiedliche Menschen auch unterschiedliche Ansichten zum Islam entwickeln. Eine Einheit und Einigkeit aller muslimisch orientierten Personen kann es niemals geben, da man eine bunte Vielfalt nie unter einen Hut bringen kann. So wie es im Christentum viele unterschiedliche Kirchen, Gruppen und Richtungen gibt, formieren sich immer mehr islamische Splittergruppen mit eigener Weltsicht und Koranauslegung. Hierbei entstehende Rivalitäten und Machtkämpfe müssen sorgsam beobachtet werden. Gewaltbereite Gruppierungen und Terror-Islamisten dürfen selbstverständlich keinerlei Verständnis oder gar Toleranz erwarten. Denn da hört der Spaß total auf.
07.02.19
19:29
Kafira sagt:
Gruss an alle Leser. Muslime in Niedersachsen“ heißt der neue Verein, Kafira wünscht dem modernen MuslimVerein viel Erfolg, - - - - einen liberalen, zum 2ten Jahrtaused nach Christus gehörende MuslimVariation aufzubauen. Welche alte Zöpfe der Mittelalter-Islam zum Abschneiden bereit hält, das zeigt die mutige Frau Ates: Geschlechtergleichheit; Freiheit von Kopftuch Pflicht usw. Vielleicht sogar eine von Hasstiraden und Morddrohungen befreiter Koran?? Viel Glück wünscht Kafira.
08.02.19
0:34
grege sagt:
aus den Äußerungen der Vorredner geht hervor, dass es noch viele Muslime gibt, die ein Problem mit andersgesinnten Anhängern derselben Religion haben. Auch die Vertreter der Islamverbände vom KRM begehen den Fehler, dass sie sogenannten liberale Muslime kategorisch ausschließen oder Ihnen gar das Recht absprechen Muslime sein. Hier zeigt sich aufgrund fehlender Toleranz sowie der Neigung zu Dogmatismus die Affinität für extremistisches Gedankengut in einigen muslimischen Communities. Kein Wunder, dass die Islamverbände hier in Deutschland zu Recht so kritisch beäugt werden.
09.02.19
23:53