In Niedersachsen haben einige Gemeinden den Verein „Muslime in Niedersachsen“ gegründet, was eigentlich nichts Außergewöhnliches ist. Während die niedersächsische Regierung die Gründung begrüßt, steht ihm die Schura skeptisch gegenüber.
Elf Moscheegemeinden haben einen neuen Verein in Niedersachsen gegründet. „Muslime in Niedersachsen“ heißt der neue Verein, zu dem Moscheegemeinden, Frauen- und Jugendvereine aus Hannover, Osnabrück, Braunschweig, Nienburg und Vechta gehören sollen. „Wir möchten die Muslime in Niedersachsen vertreten, die sich als unabhängig von politischen und finanziellen Bindungen an das Ausland verstehen“, sagte Verbandssprecher Firouz Vladi.
Zum Vorsitzenden wurde Avni Altıner gewählt, der zuvor viele Jahre Vorsitzender der Schura Niedersachsen war. Ziel des Vereins sei es, dass die in langjähriger Arbeit erzielten Erfolge und Absprachen zur Integration der Muslime in Niedersachsen „nicht den Bach heruntergingen“, erklärte Altıner.
Die niedersächsische Regierung hat die Gründung eines neuen muslimischen Vereins begrüßt. „Ich freue mich auf eine konstruktive und intensive Zusammenarbeit“, sagte die Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe, Doris Schröder-Köpf, am Montag in Hannover. „Besonders erfreulich ist, dass der neue Moscheeverband es als seine Pflicht ansieht, für alle Ethnien offen und politisch unabhängig zu sein“, so die SPD-Politikerin.
Für den jetzigen Schura-Vorsitzenden Recep Bilgen wirke es ein wenig ironisch, wenn ein ehemaliger Vorsitzender einer Religionsgemeinschaft nicht mehr das Vertrauen seiner Gemeinden genieße und in der Konsequenz versucht, eine andere „Religionsgemeinschaft“ aufzubauen. „Stattdessen hätte er sich in einer demokratischen Wahl wieder zur Wahl stellen können und auch gewinnen können.“
Außerdem sei der Vorwurf der fehlenden Unabhängigkeit für Bilgen absurd, weil die Mitgliedsgemeinden der Schura unabhängige Gemeinden sind, die nicht vom Ausland finanziert werden. „Bei vielen Schura-Mitgliedern greift das Argument der türkischen Einflussnahme sowieso ins Leere, da ihre Mitglieder nicht türkischer Herkunft sind“, erklärt Bilgen auf Anfrage von IslamiQ.
Die Mitgliedsgemeinden der Schura würden der Gründung des Vereins sehr skeptisch gegenüber stehen, da diese zur Spaltung führe. „Das Ziel sollte es sein, die Einheit der Muslime zu bewahren und fortzuführen“, so Bilgen. (KNA, dpa, iQ).