Declathon

Kopftuch für Joggerinnen löst Debatte aus

In Frankreich sorgt ein für Joggerinnen produziertes Kopftuch der Firma Declathon für Empörung. Das Unternehmen gab nun bekannt, das Kopftuch nun doch nicht in Frankreich zu verkaufen.

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02
2019
Joggerin mit Kopftuch Olympia Kopftuchverbot
Symbolbild: Joggerin mit Kopftuch © Shutterstock, bearbeitet by islamiQ

Ein Kopftuch für Joggerinnen der Sportartikel-Kette Decathlon sorgt in Frankreich für Empörung. Der sogenannte Renn-Hidschab wurde auf der französischen Webseite des Unternehmens zum Kauf angeboten und löste heftige Reaktionen bis hin zu Boykott-Aufrufen und Drohungen aus. Eigentlich wollte das Decathlon das Kopftuch in Frankreich auf den Markt bringen – machte aber am Dienstagabend einen Rückzieher. Der muslimische „Hidschab“ ist ein Kopftuch, das Haare und Hals bedeckt.

Zunächst hatte Decathlon auf Twitter erklärt, dass die Kopfbedeckung nur in Marokko erhältlich sei. Dann hieß es, dass der „Hidschab“ bald auch in Frankreich verkauft werde, aber aus Versehen zu früh auf der Webseite veröffentlicht worden sei. „Seien Sie versichert, wir leugnen keinen unserer Werte. Wir haben immer alles getan, um den Sport überall auf der Welt zugänglicher zu machen. Dieser Hidschab war ein Bedürfnis einiger weiblicher Läuferinnen“, schrieb Decathlon noch am Montag.

Am Dienstagabend dann die Kehrtwende: Der Kommunikationsdirektor des Unternehmens, Xavier Rivoire, kündigte im Gespräch mit dem französischen Sender RTL an, das Produkt nun doch nicht in Frankreich auf den Markt zu bringen.

Politiker kritisieren Verkauf

Zuvor hatten sich auch französische Politiker gegen den Verkauf ausgesprochen. „Meine Wahl als Frau und als Bürgerin wird es sein, einer Marke, die mit unseren Werten bricht, nicht mehr zu vertrauen“, schrieb Aurore Bergé von der Regierungspartei La République en Marche auf Twitter. Gesundheitsministerin Agnès Buzyn erklärte, dass der Verkauf zwar legal sei, aber sie die Idee dahinter nicht teile. „Ich hätte es vorgezogen, wenn eine französische Marke nicht für den Schleier geworben hätte“, sagte sie dem französischen Sender RTL. Decathlon-Mitarbeiter wurden nach Angaben des Unternehmens in Filialen beleidigt und bedroht.

Decathlon ist nicht der einzige Sporthersteller, der Kopfbedeckungen für muslimische Athletinnen verkauft. Auch die US-amerikanische Firma Nike zum Beispiel entwickelte eine solche Kopfbedeckung. Vor gut zwei Jahren löste das Verbot der muslimischen Badebekleidung Burkini an einigen französischen Strände eine heftige Debatte aus. (dpa/iQ)

Leserkommentare

Dilaver Çelik sagt:
Diese Leute, die ständig von irgendwelchen Werten sprechen, haben keine Werte! Es sind asoziale Menschen. Was da gerade abgeht, ist nichts anderes als Ausdruck von Islamophobie. Nicht mehr und nicht weniger. Es ist einfach nur asozial, dass Islamophobie nicht einmal vor Sport halt macht. DAS ist empörend und inakzeptabel! Ich finde keine anderen Worte dafür. Der Sportartikelhersteller hingegen zieht das Produkt vom Markt zurück, weil es Umsatzeinbußen fürchtet, was verständlich ist. Es ist allerdings nur symbolisch, wenn der betreffende Artikel in den Filialen nicht mehr zum Verkauf angeboten wird, da man es immer noch Online bestellen kann. Schließlich wird nicht jeder Artikel in jeder Filiale angeboten. Die Herstellung, der Verkauf sowie das Tragen von islamischer Sportkleidung kann niemals dämonisiert oder gar kriminalisiert werden. Armes Frankreich.
27.02.19
14:40
Frederic Voss sagt:
Joggerinnen mit Renn-Hidschab & Koranbuch dürften beim schweißtreibenden Laufsport ganz schön ins Schwitzen kommen. Und das ganz besonders im Sommer bei höheren Temparaturen. Ob das wirklich gesund und vernünftig ist? Vielleicht bieten die sich tolerant gebenden Sportkleider-Firmen bald auch einen Sauna-Hidschab an, der beim Saunabad-Besuch getragen werden kann? In den meisten Saunen dürfte diese Verhüllung allerdings nicht zulässig sein. Und das wäre dann wohl wieder ein Fall von Diskriminierung und Verunglimpfung einer Religion?
27.02.19
15:20
Johannes Disch sagt:
Das ist nicht zu glauben! Jetzt regen sich manche schon auf, wenn eine Muslimin beim joggen ein Kopftuch trägt. Man sollte sich ein Beispiel an den letzten Olympischen Sommer- Spielen nehmen. Da waren muslimische Sportlerinnen in entsprechendem Outfit kein Problem. Das Verhalten der Firma "Decathlon" ist ein Einknicken vor der Anti-Islam-Lobby. Und das auch noch in Frankreich, einem der Ursprungsländer der Menschenrechte. Das Menschenrecht auf Religionsfreiheit ist in Frankreich inzwischen offenbar nicht mehr so wichtig, jedenfalls nicht, wenn es um Muslime geht. Die französische Politik versucht, jahrzehntelange Versäumnisse und Fehler in der Integrationspolitik mit immer mehr absurden Verboten und Einschränkungen für Muslime zu kaschieren. Das ist eine Schande!
01.03.19
11:08
Kritika sagt:
An Frederic Voss Pointiert und mit Humor gebloggt. Gruss, Kritika
05.03.19
1:17
Kritika sagt:
L,S, Herr Disch meint: " Das Menschenrecht auf Religionsfreiheit ist in Frankreich inzwischen offenbar nicht mehr so wichtig, jedenfalls nicht, wenn es um Muslime geht. " Kritika meint: Das Menschenrecht auf Religionsfreiheit war in Muslim-beherrschte Staaten noch nie wichtig, jedenfalls nicht, wenn es um andere Menschen als Muslims geht. Gruss, Kritika
05.03.19
23:37
Ute Fabel sagt:
„Meine Wahl als Frau und als Bürgerin wird es sein, einer Marke, die mit unseren Werten bricht, nicht mehr zu vertrauen“, schrieb Aurore Bergé von der Regierungspartei La République en Marche auf Twitter" Das kann ich gut verstehen. Wenn addidas ein Shirt mit der Aufschrift "PEGIDA" in Deutschland auf den Markt bringen würde, wäre mein Vertrauen in die Marke auch erschüttert.
06.03.19
7:57