Der renommierte Historiker Wolfgang Benz äußert seine Zweifel an einem Beauftragten gegen Islamfeindlichkeit und warnt vor Symbolpolitik.
Der Historiker Wolfgang Benz hat sich gegen „Symbolpolitik“ im Kampf gegen „Kulturrassismus“ gewandt. Zwar hätten angesichts der neuen Beauftragten gegen Antisemitismus auch die Muslime einen Anspruch auf vergleichbare Beauftragte, sagte Benz am Mittwochabend in Berlin.
Zugleich äußerte er jedoch Zweifel daran, dass solche Beauftragte „Islamfeinde bekehren können“. Wirkungsvoller sei es, wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gegen Rassismus „ein deutliches Wort spricht“.
Der frühere Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin kritisierte, die pauschale Denunziation des Islam als Gewaltreligion sei ein „verbreitetes Ressentiment“ in Deutschland. Der „sensationelle Erfolg“ der Bücher etwa des früheren Berliner Finanzsenators Thilo Sarrazin sei ein Beleg dafür, dass auf den Islam bezogener kultureller Rassismus bis in die Mitte der Gesellschaft reiche. Die aktuellen Debatten über den Islam wiesen „erhebliche fremdenfeindliche Züge“ auf.
Muslime begegneten heute „fast eins zu eins“ den Vorurteilen und „Strategien der Ausgrenzung“ wie Juden in der Zeit vor Adolf Hitler, so der Rassismus-Experte. Dagegen gebe es „kein schnell wirkendes Wundermittel“; es helfe nur „stetige Aufklärung“ etwa in der Schule oder der politischen Bildung.(KNA, iQ)