In Österreich haben muslimische Frauen eine Deklaration veröffentlicht. Sie kritisieren gesellschaftliche Diskurse über Musliminnen und fordern mehr Teilhabe.
In einer Deklaration mit dem Titel „Musliminnen am Wort“ fordern muslimische Frauen in Österreich das Ende der „Verbotspolitik“ auf ihren Köpfen und die Respektierung ihres Selbstbestimmungsrechtes. Initiiert und formuliert wurde das Projekt von den Musliminnen Carla Amina Baghajati und Zeynep Elibol. Am Diensttag wurde die Deklaration präsentiert.
Mehr als 3500 Musliminnen unterzeichneten das Dokument und stellen damit Forderungen an Politik und Gesellschaft. „Unsere Köpfe sind keine Werbefläche! Schluss mit Projektionen islamfeindlicher Tendenzen auf das Kopftuch! Was das Kopftuch für eine Frau ausdrückt, bestimmt die Trägerin selbst! Muslimische Identität soll für Frauen nicht auf das Kopftuchtragen zugespitzt bzw. beschränkt werden!“, kritisieren die Autorinnen den gesellschaftlichen Kopftuchdiskurs.
Außerdem fordern sie von politischen Verantwortlichen Respekt vor dem Selbstbestimmungsrecht der Frauen; die Übernahme von politischer Verantwortung für den gesamtgesellschaftlichen Zusammenhalt; eine Frauenpolitik, die Musliminnen auf gleicher Augenhöhe einbezieht sowie die Integration von Musliminnen in den Arbeitsmarkt.
Gleichzeitig stellen muslimische Frauen Forderungen auch an die muslimische Community und kritisieren Missstände im Umgang mit Frauenspezifischen Themen innerhalb der muslimischen Gemeinschaft. „Wir fordern innerhalb der muslimischen Community: Mehr Teilhabe und Mitsprache von Frauen in der Organisation und Führung muslimischer Vereine und Institutionen! Die Rolle der Frauen als Bildungsträgerinnen stärken und diese in den innermuslimischen Diskurs vermehrt einbeziehen! (…) Aktives Eintreten gegen Benachteiligung von Frauen und bei Gewalt gegen Frauen! Stärkung von Männern, die sich für Frauenrechte einsetzen! (…) Frauen allein kommunizieren über das Tragen des Kopftuchs!“, heißt es in der Deklaration.
Den Forderungen geht eine Analyse aktueller gesellschaftlicher Diskurse voran. Muslimische Frauen beklagen, dass mehr über sie als mit ihnen gesprochen werde und sie zum unmündigen Opfer stilisiert würden. Permanente Kopftuchdebatten lenkten von politischen und gesellschaftlichen Problemen ab. Das Kopftuch werde von politischen Gruppen als Projektionsfläche ihrer rassistischen und ausgrenzenden Agenda missbraucht.