Deutsche Bahn

Boris Palmer empört mit Kritik an Bahn-Werbung

Der Tübinger Bürgermeister Boris Palmer provoziert erneut. Diesmal kritisiert er eine Bahn-Kampagne, die auf Vielfalt setzt.

24
04
2019
Boris Palmer kritisiert DB-Werbung
Boris Palmer kritisiert DB-Werbung © Screenshot: Die Bahn, bearbeitet by iQ.

Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) hat mit Kritik an der Auswahl von Werbeträgern der Bahn für Empörung gesorgt. Die Bahn zeigt auf ihrer Internetseite Bilder von Reisenden mit unterschiedlichen Hautfarben, unter anderem der Sterne-Koch Nelson Müller und die türkisch-stämmige Moderatorin Nazan Eckes.

„Ich finde es nicht nachvollziehbar, nach welchen Kriterien die „Deutsche Bahn“ die Personen auf dieser Eingangsseite ausgewählt hat“, schrieb Palmer am Dienstag auf Facebook. „Welche Gesellschaft soll das abbilden?“ Die Bahn und die Grünen-Spitze reagierten befremdet.

„Gesellschaftliche Realität“

„Herr Palmer hat offenbar zum wiederholten Male Probleme mit einer offenen und bunten Gesellschaft“, sagte ein Sprecher der Bahn der Deutschen Presse-Agentur. „Solch eine Haltung lehnen wir ab.“ Müller, Eckes und der früheren Formel-1-Fahrers Nico Rosberg, die auch auf Plakaten und in Werbespots der Bahn zu sehen sind, stünden „für besondere Talente, die viele Menschen begeistern“.

Der Bundesgeschäftsführer der Grünen, Michael Kellner, lobte die Kampagne demonstrativ: „Die Bahn ist für alle da, und dass sie mit Vielfalt wirbt, begrüße ich“, sagte er der dpa. „Es zeigt die gesellschaftliche Realität.“

Kritik aus den eigenen Reihen

Viele Grüne zeigten sich genervt von dem Oberbürgermeister der schwäbischen Universitätsstadt, der unter anderem mit Aussagen zur Asylpolitik seine Partei immer wieder reizt. Der Tübinger Landtagsabgeordnete der Grünen in Baden-Württemberg, Daniel Lede Abal, wies Palmers Äußerung als „einfach völlig daneben“ zurück: „Wenn er als Oberbürgermeister mit so einer Stadtgesellschaft nicht zurechtkommt, sollte er sich jetzt überlegen, ob er Oberbürgermeister bleiben kann.“

Auf Anfrage der dpa erläuterte Palmer am Dienstag seinen Standpunkt. „Menschen, die so aussehen, als hätten sie keinen Migrationshintergrund, sind bei den Bildern in der Minderheit“, sagte er. „Ich würde eine Auswahl an Bildern, die unsere Gesellschaft abbildet, für logischer halten.“ Wer eine andere Auswahl treffe, könne dafür gute Gründe haben. „Aber die erkenne ich bisher nicht.“ Er frage sich, welche Strategie hinter der Bilderauswahl der Bahn stecke. (dpa, iQ)

Leserkommentare

Kritika sagt:
L.S. Solange die Bahn nicht mit Kopftuchmenschen indirekt für eine Menschen-verachtende-Ideologie wirbt, - solange gefällt mir das. Fremde Gesichter, fremde Rassen mischen sich mit Einheimische und bilden eine interessante Vielfalt. Meltingpot nennen das die Londonaren, die sehr viel Fremde aufgenommen haben. Davon haben sich nur Muslims durch Mordanschlägen als Fehlgriff erwiesen. Die anderen waren stets problemlos, friedlich und co-operativ. Muslims mit Streitsymbol auf 'n Kopf, die sehen wir hier ebenfalls lieber gehen als kommen. Aber Solche mit Kopftuch oder noch schlimmer, die habe ich auf Bahnwerbung noch nicht gesehen. Hoffentlich bleibt das so Gruss, Kritika
24.04.19
19:04
Frederic Voss sagt:
Boris Palmer darf doch Fragen stellen. Wieso hat die DB Probleme bei seinen Fragen? Der Fragesteller wird gleich an den Pranger gestellt. Einfach schäbig von der DB-PR-Abteilung? Wenn ich mir diese bunten Vielfalt-Werbebilder einer schönen, neuen Welt der DB ansehe, so sehe ich eher Bilder wie aus einem modernen, arabischen Business-Luxuszug für betuchte Reisende in Dubai - nur ohne elegante Damen in Islam-Kopftuch-Verhüllungskleidung. Hoffentlich lässt sich Boris Palmer nicht den Mund verbieten. Dieser DB-Werbe-PR-Gag (?) ging gründlich daneben.
24.04.19
21:36
Strratmann sagt:
Der grüne Oberbürgermeister Palmer hatte eine Frage gestellt. Auch von der Deutschen Bahn bekam er auf seine Frage keine Antwort. Stattdessen fand ich bisher in den Medien nur aggressive, intolerante Reaktionen, welche bereits Fragen niederknüppeln und tabuisieren wollen und auf das eigentliche Problem gar nicht eingehen. Für die Deutsche Bahn zu werben ist das Eine, für Vielfalt sich einzusetzen ein Anderes. Diese unsachgemäße Vermischung ist das Ärgernis, und es erinnert mich an DDR-Zeiten: Im Schaufenster von Tapetengeschäften gab es zwei Tapetenrollen, dazu ein Werbeplakat mit einer politischen Botschaft; beim Konsum wurden im Schaufenster die aufgetürmten Einheitskonserven ebenfalls mit einer politischen Botschaft garniert; und landauf, landab überall dasselbe. Für eine offene, bunte Gesellschaft mag man werben. Wenn diese Botschaft aber in dieser Form den Betrachtern untergejubelt wird, löst man – wie zu DDR-Zeiten – Abwehrgefühle aus – nicht gegen die dargestellten Personen, sondern die unsensible Vermengung von geschäftsmäßiger Werbung und hier deplazierter aufdringlicher politischer Tendenz. Bei den meisten Durchschnittsbürgern erreicht man so das Gegenteil von dem, was man eigentlich will.
24.04.19
22:24
Stratmann sagt:
Stratmann sagt: Der grüne Oberbürgermeister Palmer hatte eine Frage gestellt. Von der Deutschen Bahn bekam er auf seine Frage keine Antwort. Stattdessen fand ich bisher in den Medien nur aggressive, intolerante Reaktionen, welche bereits Fragen niederknüppeln und tabuisieren wollen und auf das eigentliche Problem gar nicht eingehen. Für die Deutsche Bahn zu werben ist das Eine, für Vielfalt sich einzusetzen ein Anderes. Diese unsachgemäße Vermischung ist das Ärgernis, und es erinnert mich an DDR-Zeiten: Im Schaufenster von Tapetengeschäften gab es zwei Tapetenrollen, dazu ein Werbeplakat mit einer politischen Botschaft; beim Konsum wurden im Schaufenster die aufgetürmten Einheitskonserven ebenfalls mit einer politischen Botschaft garniert; und landauf, landab überall dasselbe. Für eine offene, bunte Gesellschaft mag man werben. Wenn diese Botschaft aber in dieser suggestiven Form den Betrachtern untergejubelt wird, löst man – wie zu DDR-Zeiten – Abwehrgefühle aus – nicht gegen die dargestellten Personen, sondern die unsensible Vermengung von geschäftsmäßiger Werbung und hier deplatzierter, aufdringlicher politischer Tendenz. Bei den meisten Durchschnittsbürgern erreicht man so das Gegenteil von dem, was man eigentlich will.
25.04.19
0:04
Nadiye sagt:
„Menschen, die so aussehen, als hätten sie keinen Migrationshintergrund, sind bei den Bildern in der Minderheit“, sagte er. So im letzten Absatz des Artikels. Meint er also, dass Menschen mit Migrationshintergrund oder People of Color nicht Berufe ausüben können, wie z.B. Koch oder Fernsehmoderatorin oder Professor*in oder Bankkaufleute oder oder oder? Hauptsache alle ohne Berufsausbildung oder Akademisierung?! Glaubt er, die Realität bestünde nur aus Bauarbeitern und Reinigungskräften mit diesen Eigenschaften. So vielfältig die Herkunft ist, die alle Menschen über Jahrzehnte und Jahrhunderte nach Deutschland geführt hat, so ist auch die Realität ALLER hier lebender Menschen, die die Bahn und andere öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Wenn dieser Kommentar in irgendeiner Form gegen die Netiquette verstößt, gern löschen.
25.04.19
9:48
Ute Fabel sagt:
Auf mich wirken diese Sujets der Deutschen Bahn viel zu stylisch und damit in unpassender Weise snobistisch. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich eine Putzfrau aus Bosnien, ein türkischer Bauhelfer oder ein syrischer Flüchtling darin wiederfinden. Das stößt mir sauer auf.
25.04.19
20:48
Gunder sagt:
Jahrzehnte lang waren Migis weder in der Werbung, noch als Nachrichtensprecher oder Kommentatoren auch nicht als Moderatoren sichtbar. In den letzten Jahren allerdings haben auch die Medien ihren Blick für die Realität neujustiert. Peinlich und erbärmlich aber wenn Menschen den Zug verpasst haben. Aus diesem Grund fahre ich lieber meinen Mercedes Mercedes....22 Zoll auf meinem Mercedes!
26.04.19
15:26